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Verführung pur

Verführung pur

Titel: Verführung pur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock
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meinen Lieblingsfiguren”, erklärte er. “Es gibt andere Comicserien, die mir mehr liegen. Aber nun würde ich gern sehen, was für ein Bild auf dieser Staffelei ist. Darf ich?”
    Sie legte ihre Palette auf einem kleinen Arbeitstischchen ab und nickte.
    Seth hatte keine Ahnung, welche Art Bild er zu sehen bekommen würde. Mia, die er als wilde und sinnliche Frau kennengelernt hatte und die sich zwischenzeitlich zur verantwortungsvollen Enkeltochter und begeisterten angehenden Künstlerin gemausert hatte, gab ihm eine Menge Rätsel auf. Womit er allerdings niemals gerechnet hatte, waren die ineinander verwobenen Märchenszenen, die sie ihm nun zeigte.
    Hänsel und Gretel waren gleich neben Jack und der Zauberbohne, Rotkäppchen pflückte mit Schneewittchen zusammen Äpfel von einem Baum, und im Hintergrund hockten Riesen und einige Märchenbösewichte einträchtig um ein Schachbrett herum.
    “Wow.” Er trat ein Stück näher, magisch angezogen von den lebendigen Farben und den unglaublich exakten Formen – angefangen von der Axt des Holzfällers bis hin zu den Zuckerperlen, die das Haus der Hexe schmückten. “Das ist wunderschön, Mia. Was bedeutet es?”
    “Bedeuten?” Mia lachte und betrachtete ebenfalls die Leinwand. “Ich habe keinen Schimmer. Wahrscheinlich müssen wir warten, bis die Kritiker es gesehen haben. Anschließend können wir in ihren Artikeln nachlesen, wofür dieses Bild steht.”
    “Aber du musst doch eine bestimmte Vorstellung gehabt haben, als du das Bild gemalt hast”, sagte Seth, der immer noch fasziniert auf die Märchenszenen sah.
    “Nein. Das heißt, natürlich schon. Ich wollte etwas Schönes malen. Für mich steht die Freude des Betrachters im Vordergrund. Er soll interessant finden, was er sich ansieht.” Sie zuckte mit den Achseln. “Wie ich auf die Märchen gekommen bin, weiß ich selbst nicht genau. Ich habe einfach mit dem kleinen Schweinchen unten links angefangen, und der Rest hat sich dann ergeben.”
    “Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, ein Projekt von dieser Größe ohne einen konkreten Plan anzugehen.” Je länger er das Bild ansah, umso mehr Neues entdeckte er darauf.
    Sie knuffte ihm leicht in die Rippen. “Keine Kritik, verstanden?”
    “Ich kritisiere dich gar nicht, sondern bewundere vielmehr deinen Wagemut. Das Ergebnis ist jedenfalls sehr überzeugend.”
    Er betrachtete eine Frauengestalt genauer, die offenbar böse sein sollte und eine auffällige Ähnlichkeit mit Noelle Quentin hatte. “Ist das nicht deine Mutter?”
    “Ich habe mir ihr Gesicht für die böse Stiefmutter geliehen”, gestand Mia freimütig und lächelte. “Das wird ihr sicher gefallen.”
    “Und was macht Gretel da gerade?” Auf den ersten Blick sah es aus, als kletterte sie mit Hänsel und Jack zusammen an der Zauberbohne empor, doch bei genauerem Hinsehen bog sie einen der Triebe weit nach unten um.
    “Sie macht sich ein Katapult, von dem aus sie in den Wald fliegen kann. Sie sucht nach neuen Abenteuern.”
    Mia erschrak über ihre eigenen Worte. Die Finger, mit denen sie verträumt eine Locke aufgewickelt hatte, verharrten still in der Luft, und mit den Lippen formte sie ein stummes O. Seth hätte sie auf der Stelle küssen mögen, doch zuerst wollte er hören, was sie noch über Gretel zu sagen hatte.
    “Nun, ich meine, viele Menschen suchen nach Abenteuern”, sagte sie nach einer Weile und zupfte nervös an ihrem Hemdkragen. “Die meisten Märchen handeln davon, dass die Leute ausziehen und nach etwas suchen.”
    Seth fand, dass diese Frau von Minute zu Minute interessanter und faszinierender wurde. Er wollte mehr wissen, wollte erfahren, wie viele verschiedene Facetten sie noch zu bieten hatte.
    Er machte einen Schritt auf sie zu, sodass sie zwischen ihm und der Staffelei stand und nicht ausweichen konnte.
    “Und du glaubst nicht, dass Gretels Entschluss, aus der Märchenhandlung auszubrechen und sich auf die Suche nach neuen Abenteuern zu machen, etwas mit deinem Wunsch nach aufregenden Erlebnissen zu tun hat?”
    “Genau”, stimmte sie ein wenig zu hastig zu. “Ich bin viel bodenständiger als sie. Sie ist bereit, einfach davonzufliegen und etwas Neues zu suchen. Das bin ich nicht.”
    Mia wollte ein Stück zurückweichen, doch dort stand der Arbeitstisch.
    “Nein?” Seth strich mit dem Finger über ihren Hals und hinunter über das Schlüsselbein, soweit es nicht von dem Hemd bedeckt war. Dann beugte er sich vor und flüsterte in ihr Haar: “Du

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