Verfuehrung unterm Silbermond
Meinung nach wäre jetzt das Bett die beste Option. „Hatten wir nicht gesagt, wir verschieben den Rückflug?“
„Das ist doch nicht mehr nötig.“ Sie trat von ihm ab.
„Wovon redest du überhaupt?“
Sprich es aus, sag es! Stelle dich deinen Ängsten, dann haben sie keine Macht mehr über dich. „Nun, wir hatten doch gerade Sex, oder? Also können wir auch fliegen. Es sei denn, dir steht der Sinn nach ein paar weiteren Runden.“
„Runden? Das ist doch kein Boxkampf!“, brauste er auf. „Es gibt auch keinen Anlass, es so … so nüchtern auszudrücken.“
Fassungslos starrte sie ihn an. „Oh bitte, Raffaele, beschönigen wir es doch nicht unnötig. Darum ging es bei diesem Wochenende doch, oder? Sex, schlicht und unverfälscht. Ein grundlegendes menschliches Bedürfnis, das wir beide befriedigt haben. Wenn das nicht nüchtern ist …“
„Wieso redest du plötzlich einen solchen Unsinn?“, wollte er wütend wissen.
Weil sie wieder zu Verstand gekommen war, deshalb. „Weil es der Wahrheit entspricht. Und das weißt du auch!“ Damit schwang sie herum und rannte ins Ankleidezimmer, bevor er sie erneut berühren konnte.
Es würde nicht einfach werden. Über die Jahre hatte sie ihn zu lieben gelernt. Es war langsam und stetig passiert, fast hatte sie es gar nicht bemerkt. Jetzt musste sie lernen, ihn nicht zu lieben. Denn für Raffaele war sie lediglich jemand, der ihm nützlich war. Sie konnte eine Million Rollen für ihn verkörpern – von der Frau, die ihm das Essen servierte, über die Verlobte, die die Presse von seiner Schwester ablenkte, bis hin zu der leidenschaftlichen Geliebten, die ihm im Bett Erfüllung schenkte.
Wahrscheinlich kam sie aus dieser ganzen verstrickten Situation nur heraus, wenn sie sich darauf besann, wer sie war, wer sie immer gewesen war: Raffaeles Angestellte, nicht mehr und nicht weniger.
Natasha warf achtlos die zarten Dessous in den Koffer, als Raffaele in das Zimmer trat. Sein Blick wanderte automatisch zu dem seidenen Slip, den sie in den Händen hielt.
Sein Mund wurde hart. „Wir müssen darüber reden, wie es weitergehen soll, wenn wir wieder in England sind. Bist du bereit, das Arrangement weiterhin aufrechtzuerhalten?“
Eine klare Frage, auf die sie bedachtsam eine Antwort wählte. Sie würde ihm nicht den Triumph gönnen, zu sehen, wie verletzt sie war. Sie hielt die Hand mit dem Diamantring vor sich hin und betrachtete das kalte Feuer, das der Stein aussandte.
„Solange es nötig ist, kann die Verlobung bestehen bleiben. Da die Presse ja keinen Zutritt ins Schlafzimmer erlangt, wird sie auch nicht wissen, dass es sich nicht um eine echte Verlobung handelt, oder? Sobald es Elisabetta besser geht und die Scharade deiner Meinung nach nicht mehr nötig ist, lassen wir das Ganze einfach versanden. Bis dahin gibt es längst eine neue Story, auf die sich die Medien stürzen können.“ Sie sah zu ihm hin. „Dann ist meine Schuld bei dir abgetragen.“
Er starrte sie an. Diesen Ausdruck in ihren Augen hatte er noch nie gesehen. Er konnte nicht einmal bestimmen, was es war. Eine seltsame Distanz, alle Wärme war verschwunden. „So also siehst du das, was zwischen uns passiert ist? Als das Abtragen einer Schuld?“
Oh, bestimmt würde es ihm gefallen, wenn sie eingestand, dass sie ihr Herz verloren hatte! „Lassen wir doch unser Ego aus dem Spiel, Raffaele, und halten wir uns lieber an die Fakten.“
In solchen Momenten, wenn sie derartige Dinge von sich gab, überrumpelte sie ihn jedes Mal. Und mit etwas, das fast Bewunderung glich, dachte er, dass sie sich genauso anhörte wie sein Anwalt.
13. KAPITEL
Hatte Raffaele insgeheim gehofft, Natasha würde während des Flugs zurück nach England nachgeben? Dass seine Hand auf ihrem von Seide bedeckten Schenkel sie dazu veranlassen würde, ihm atemlos zu gestehen, sie könne es gar nicht mehr abwarten, bis sie wieder in seinem Bett lag?
Nun, um ehrlich zu sein … ja.
Die Realität sah allerdings anders aus.
Natasha gab sich kühl, höflich, distanziert. Raffaele ließ es ihr kommentarlos durchgehen. Es waren zu viele Stewardessen anwesend, die ihnen nicht erwünschten Champagner anboten, um Natashas Entschluss mit verführerischen Liebkosungen auf die Probe zu stellen.
Doch als sie im Haus ankamen und Natasha den Kopf abwandte, als er ihr einen Kuss geben wollte, konnte er seinen Ärger nur mühsam kontrollieren.
„Können wir jetzt endlich mit diesem Unsinn aufhören, Natasha? Du hast deinen Punkt
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