Verfuehrung unterm Silbermond
hinweisen? Ihr klarmachen, dass sie abhängig von ihm war? Er würde endlich einsehen müssen, dass es auch noch andere Möglichkeiten für sie gab!
Natasha streckte den Rücken durch. „Weder noch. Die Schule hat mir die Stellung als Wirtschafterin angeboten. Auf dem Campus gibt es ein kleines Cottage, das der Inhaberin des Postens gestellt wird. Wir können noch vor Weihnachten einziehen, wann immer wir wollen.“
Raffaele starrte sie verdutzt an. „Du als Wirtschafterin? Ma donna mia , Natasha! Das ist ein Job für eine alte Matrone!“
„Um genau zu sein, es ist der perfekte Job für jemanden wie mich“, gab sie zurück.
Er wollte sie packen, sie in seine Arme reißen und ihr befehlen zu bleiben. Aber vielleicht wollte sie ja genau das erreichen! War das nur ein Versuch, ihn zu manipulieren, wie alle Frauen ihn schon sein ganzes Leben zu manipulieren versuchten? „Das ist nur ein Bluff, oder?“, fragte er leise.
Mit gerunzelter Stirn sah sie ihn an. „Ich fürchte, ich verstehe nicht, was du meinst.“
„Nicht?“ Sein Mund verzog sich zu einem grimmigen Lächeln, während er sie musterte. Sie sah gut aus, mehr als gut, mit dem schimmernden Haar und dem exklusiven Leinenhemd, das sie so lässig zur Jeans trug. „Ich gehe mal davon aus, dass du den Luxus genießt, den unsere fingierte Beziehung mit sich bringt, oder? Vielleicht sogar mehr, als du dir je vorgestellt hast. Möglicherweise warst du deshalb so willig, Sex mit mir zu haben, und das ist auch der Grund, wieso es dir möglich war, so mühelos in die Rolle der perfekten Verlobten zu schlüpfen.“ Seine Miene verdüsterte sich. „Aber vielleicht reicht dir das jetzt nicht mehr. Vielleicht willst du das Ganze ja noch einen Schritt weiterführen, oder, mia bella ?“
„Ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest!“
„Wirklich nicht?“ Er lachte trocken auf. „Ich rede von Heirat! Wäre es dir denn nicht lieber, deinen Status in diesem Haus offiziell zu machen? Als meine Frau?“ Arrogant hob er eine Augenbraue. Die hektischen roten Flecken, die auf ihren Wangen erschienen, rührten sicherlich daher, dass er sie ertappt hatte! „Und wie wäre das leichter zu erreichen als mit der Drohung zu gehen, nicht wahr?“
Einen Augenblick lang glaubte sie wirklich, ihn falsch verstanden zu haben. Doch seine grimmige Miene und der Ausdruck in seinen Augen, den sie nicht benennen konnte, zeugten vom Gegenteil. Ihr Puls begann zu rasen, ihr Herz schlug so wild, dass sie meinte, jeden Moment in Ohnmacht fallen zu müssen. „Wie kannst du nur so etwas von mir denken? Wie kannst du mir eine solche Hinterlist unterstellen, Raffaele! Ich bin mit dir ins Bett gegangen, weil ich es wollte.“ Weil ich dachte, sterben zu müssen, wenn ich es nicht tue, fügte sie insgeheim hinzu. „Da gab es nie auch nur einen Hintergedanken bei mir.“
Raffaele hatte jedoch zu viele Erfahrungen mit anderen Frauen hinter sich, und sein Stolz war von ihr schon so sehr angegriffen worden, dass er ihr nicht glaubte. Hatte sie etwa gehofft, er würde sie anflehen zu bleiben? Er, der noch nie jemanden gebraucht hatte?
„Dann geh doch, Natasha. Geh und vergrabe dich in irgendeiner Schule auf dem Land.“
„Du meinst, anstatt mich hier in deinem Haus zu vergraben?“, fragte sie leise.
Ihm entging die unterschwellige Anschuldigung nicht. „Das war deine Entscheidung, oder?“, wies er sie ebenso leise von sich.
Ja, er hatte recht. Sie hatte sich in diesem annehmlichen Leben eingerichtet und hatte aus eigenen Stücken nichts je daran geändert. Vielleicht hatte sie unbewusst sogar darauf gehofft, dass irgendein äußerer Anlass sie aus diesem bequemen Dasein herausschleudern würde …
Genau das war jetzt passiert.
Und enthielt Raffaeles Anschuldigung nicht auch einen Kern Wahrheit, mehr vielleicht sogar, als sie bereit war zuzugeben? Ein Teil von ihr hatte eigentlich immer auf ein Happy End gehofft – dass nämlich das Märchen vom Glück, das sie in seinen Armen erfahren hatte, tatsächlich wahr werden würde.
Natasha schluckte. „Welche … welche Kündigungsfrist soll ich einhalten?“
„Du kannst gehen, wann immer du willst“, erwiderte er böse. „Ein Anruf bei der Agentur, und ich habe dich innerhalb einer Stunde ersetzt.“
Diese Bemerkung zeigte ihr deutlich, welche Wichtigkeit sie für ihn besaß. Es war ein ernüchternder Weckruf, aber genau das, was sie brauchte. Zumindest konnte sie jetzt gehen, ohne sich weiteren Illusionen hinzugeben. „Gut.
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