Verfuehrung wie in 1001 Nacht
Nicht einmal zu Besuch will sie kommen.“
„Darum hast du ihr nichts von deinem Herzinfarkt und von deinen Depressionen gesagt.“
Traurig nickte er. „Ich wollte sie damit nicht unter Druck setzen, Johara. Und bemitleidet werden möchte ich von ihr nicht. Ich habe meine Arbeit über sie gestellt und damit alles verdorben. Aber ich werde Jacqueline zurückgewinnen, und wenn es mein ganzes restliches Leben dauert.“
Betroffen sah Johara ihn an.
Mit einer entschuldigenden Geste erhob sich Berj von der Couch. „Hör mir am besten gar nicht zu. Zurzeit bin ich voller Selbstmitleid, und seit du hier bist, ist es noch schlimmer geworden. So kenne ich mich gar nicht. Offenbar liegt es an meiner angeschlagenen Gesundheit, dass ich mich von allem hier so schlecht lösen kann. Trotzdem hast du mir die Kraft gegeben, es hinter mich zu bringen. Bleibst du noch, bis der König mein Rücktrittsgesuch bestätigt hat?“
Ihm in dieser Umbruchsituation beizustehen, war das Einzige, worum ihr Vater sie je gebeten hatte, und sie würde ihn nicht enttäuschen. Sie nickte und umarmte ihn.
Als sie ihm nachsah, wie er ihr Zimmer verließ, wurde ihr das Herz schwer.
Sie saß in der Falle. Sie musste in Zohayd bleiben.
Mit Amirs Verhalten bei ihrem Wiedersehen hatte sie nicht gerechnet. In den vergangenen acht Wochen hatte sie sich immer wieder vorgestellt, dass er sie wie eine alte Bekannte behandeln und sehr bald links liegen lassen würde …
Aber Amir war ebenso stürmisch gewesen wie in jener wunderbaren gemeinsamen Nacht.
Offenbar wirkte sie auf ihn ebenso wie er auf sie, sodass er jede Vorsicht außer Acht ließ.
Das aber durfte nicht sein. Bis sie Zohayd verlassen konnte – und zwar für immer –, musste sie verhindern, dass Amir den guten Ruf und damit die Macht seiner Familie schwächte.
Und vor allen Dingen durfte niemand ihr Geheimnis erfahren.
Ansonsten konnte es den Aal Shalaans den Thron kosten …
7. KAPITEL
Sobald Amir zu einer Entscheidung gelangt war, hatte er seinen Vater aufgesucht. König Atef war gerade dabei gewesen, schlafen zu gehen.
Amir sagte, er habe seine Meinung geändert. Sein Vater brauche nicht mehr für ihn unter den Heiratskandidatinnen zu wählen. Aber er, Amir, brauche mehr Auswahl, beziehungsweise mehr Auswahlkriterien.
Sicherlich wüssten die Familien, dass es mit schönen Kleidern und freundlichem Lächeln allein nicht getan sei. Ob sie nicht mehr zu bieten hatten?
Anreize für ihn selbst? Immerhin sei er nicht nur der Sohn des Königs, sondern eine eigene Persönlichkeit. Ein Geschäftsmann, mit dem weltweit zu rechnen sei.
Schließlich ginge es um sein Leben, und man könne durchaus erwarten, dass sich die Familien etwas mehr bemühten …
Sein Vater hatte mit geschlossenen Augen zugehört. Dann verließ er wortlos das Zimmer.
Amir seufzte. Es gefiel ihm überhaupt nicht, dass er seinem Vater solche Schwierigkeiten machte. Aber noch konnte er ihn nicht in seinen Plan einweihen.
Kompliziert war der Plan nicht. Amir wollte dafür sorgen, dass alle Beteiligten sich in die Haare bekamen, und er damit aus dem Blickfeld geriet. Um zu beobachten, wie die Masken fielen und alle ihr wahres Gesicht zeigten …
Genau daran hatte es bisher gefehlt. Da Amirs Unbestechlichkeit den Stämmen bekannt war, unternahmen sie nichts, außer ihre Töchter ins beste Licht zu rücken. Ansonsten hielten sie in einer Art Wohlverhalten still … Was vorübergehend zu einer friedlichen Koexistenz geführt hatte. Denn beeinflussen konnten sie Amirs Entscheidung ohnehin nicht.
Nun aber hatte er gewissermaßen den Startschuss für ernsthafte Auseinandersetzungen gegeben.
Die Art, wie die einzelnen Verbündeten im Palast auf diese neue Entwicklung reagierten, ließ mit Sicherheit Schlüsse auf ihre Königstreue zu. Es würde sich weisen, wer die Verträge einhielt – und wer etwas im Schilde führte …
So hatte Amir die Weichen gestellt und sich dann zurückgezogen, in seine Villa am Arabischen Meer. Über hundert Kilometer vom Palast entfernt, war er hier für niemanden erreichbar. Er ließ sich aber über alles, was vor sich ging, auf dem Laufenden halten. Und vor allem konnte er sich hier heimlich mit Johara treffen.
Sie war unterwegs zu ihm.
Schon wenn er an sie dachte, wurde ihm warm ums Herz. Er hatte all sein Verhandlungsgeschick gebraucht, um sie zu überreden. Und wieder einmal hatte sie ihn zutiefst erstaunt.
Dass sie sich zuerst geweigert hatte, lag nicht daran, dass sie wegen seiner
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