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Verfuehrung wie in 1001 Nacht

Verfuehrung wie in 1001 Nacht

Titel: Verfuehrung wie in 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Gates
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unbemerkt auf den Balkon hinausgegangen und über die Balustrade geklettert – wo sie dann hilflos zwischen Himmel und Erde hing. Sie konnte sich gerade noch mit den Händen am Sims festhalten.
    Als sie um Hilfe schrie, liefen sofort alle zusammen. Ihr Vater warf ihr eine Seilschlinge zu, in die sie ihre Hand stecken sollte. Johara versuchte es und wäre dabei fast abgerutscht. Da hörte sie von unten eine Stimme, die ihr dringend riet, es zu lassen.
    Ängstlich blickte sie nach unten – und sah ihn.
    Eigentlich schien er zu weit weg zu sein, als dass er Johara würde auffangen können. Doch während ihr die Eltern noch zuriefen, dass sie durchhalten sollte, begriff sie schlagartig, dass er sie sicher halten würde. Sie ließ den Sims los und fiel fast zehn Meter in die Tiefe.
    Und tatsächlich: Mit der Schnelligkeit, Kraft und Präzision des Falken, nach dem er benannt war, hatte er sie aufgefangen. Sie war wohlbehalten in seinen Armen gelandet.
    Noch heute dachte sie ab und zu an diesen Moment höchster Gefahr. Johara wusste, dass sie es nicht geschafft hätte, das Seil über ihre Hand zu streifen. Blitzschnell hatte sie sich dafür entschieden, sich dem wundervollen Jungen anzuvertrauen, dessen feurige braune Augen so viel Sicherheit ausstrahlten.
    Von da an hatte sie gewusst, dass sie immer ihm gehören würde.
    Nicht nur, weil er ihr das Leben gerettet hatte. Er war in jeder Hinsicht ein außergewöhnlicher Mensch, der ihr unendlich viel bedeutete.
    Auch zwischen ihrem älteren Bruder Aram und ihm hatte sich eine enge Freundschaft entwickelt.
    Aber als Johara älter geworden war, hatte sie einsehen müssen, dass ihr Traum von einem gemeinsamen Leben niemals in Erfüllung gehen würde.
    Amir war ein Prinz – und sie nur die Tochter eines Bediensteten. Auch dass ihr Vater inzwischen das hohe Amt des Juweliers des Königs übernommen hatte, änderte daran nichts. In dieser Funktion entwarf er zum einen die Schmuckstücke für die königliche Familie, zum anderen war er für den umfangreichen wertvollen Kronschatz verantwortlich. Er wurde „Pride of Zohayd“ genannt und war Zohayds ganzer Stolz.
    Dennoch blieb ihr Vater ein Mann aus einfachen Verhältnissen, aus dem Ausland, der es nur mit Fleiß und Begabung so weit nach oben geschafft hatte. Eine adelige Abstammung ersetzte das nicht …
    Und selbst wenn Johara zu einer der vornehmsten Familien Zohayds gehört hätte, hätte Amir sie wohl kaum in Betracht gezogen. Sicher, er war immer sehr nett zu ihr gewesen. Aber seit seinem siebzehnten Lebensjahr wurde er von attraktiven Frauen regelrecht umschwärmt.
    Sich selbst hatte Johara damals längst nicht als Schönheit empfunden, und sie war auch nicht besonders weltgewandt …
    Doch inzwischen fand sie ihre äußere Erscheinung ansprechend genug, um seine Nähe zu suchen und ihn zu lieben.
    Acht wunderbare Jahre lang hatte er ihr seine Freundschaft geschenkt. Als Johara zwölf war, hatten sich ihre Eltern getrennt. Um weiterhin in Amirs Nähe zu sein, war sie bei ihrem Vater geblieben. Ihre Mutter, eine Französin, war in ihre Heimat zurückgekehrt, wo sie ihre Karriere als Modedesignerin fortsetzte.
    Dann plötzlich war alles vorüber. Amir hatte sich von Johara und ihrem Bruder zurückgezogen. Aram hatte erklärt, dass er sich als Prinz nicht länger mit Bediensteten abgeben wollte.
    Johara wunderte sich, denn eine solche Einstellung passte ihrer Meinung nach nicht recht zu Amir. Sie vermutete, dass es für die Bitterkeit ihres Bruders andere Gründe gab. Dennoch fühlte sie sich, als sei sie aus einem Traum erwacht.
    Denn auf die Erfüllung ihrer Liebe durfte sie kaum hoffen. Eines Tages würde Amir standesgemäß heiraten, wie es seine Bestimmung war.
    Vielleicht hatte er ja ihre Gefühle geahnt und hatte sich von ihr abgewandt, um sie nicht zu verletzen? Jedenfalls hatte sein Verhalten maßgeblich zu ihrer Entscheidung beigetragen, Zohayd zu verlassen.
    Kurz nach ihrem vierzehnten Geburtstag war sie nach Frankreich zu ihrer Mutter gereist – und nie wieder zurückgekommen.
    Seit diesem Tag empfand Johara Nachrichten über Amir als tröstlich. Aufrichtig freute sie sich über seine Erfolge und darüber, dass es ihm gut ging. Mit der Zeit hatte sie sich daran gewöhnt, dass diese heimliche, einseitige Liebe offenbar ihr Schicksal war …
    Aber jetzt, kurz vor dem einschneidenden Ereignis, erschien es Johara, als ob sie nicht länger das Recht hätte, ihren Empfindungen nachzuhängen – auch wenn niemand

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