Verfuehrung wie in 1001 Nacht
davonläuft?“
„Wir haben genug Zeit.“
„Woher willst du das wissen?“, fragte sie.
„Überleg doch mal, Aliyah. Es ist doch gut möglich, dass die Fälscher den gesamten Kronschatz nachgemacht haben. Ansonsten hätten sie sicher einen ihrer Leute aufpassen lassen, dass du für diesen Abend echte Stücke bekommst. Solange wir nicht öffentlich machen, dass der Pride of Zohayd gefälscht wurde, werden die Diebe abwarten – bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Skandal am größten ist.“
Erschrocken riss Aliyah die Augen auf. „Die Kronjuwelenschau!“
Amir nickte. „Genau. Aber bis dahin haben wir noch Monate Zeit. Und glaub mir, ich werde jede Minute nutzen. Aliyah, gib mir dein Wort, dass du mir diese Zeit lässt!“
Während sie hin- und herüberlegte, bemühte sich Amir, möglichst ruhig zu bleiben.
Schließlich nickte sie. „Also gut. Du hast mein Wort. Und Kamals auch.“
„Du hast es ihm schon erzählt!“
„Ich erzähle ihm alles.“ Plötzlich umarmte sie Amir. „Wenn du Johara so liebst wie ich Kamal, dann wünsche ich dir aus tiefstem Herzen, dass du ihre Unschuld beweisen kannst. Und dass du sie … bekommst.“
Amir erwiderte die Umarmung. Dann küsste er seine Schwester auf die Stirn.
Als sie gegangen war, ließ er sich in einen Sessel sinken. Es war alles ein bisschen viel gewesen: der Empfang der Heiratskandidatinnen. Die Überraschung und das Glück, dass Johara da war. Das Zusammensein mit ihr. Dann Aliyahs Entdeckung und ihre Vermutungen …
Aber am meisten beschäftigte ihn, dass Johara nicht seinetwegen gekommen war, sondern wegen ihres Vaters.
Doch es enttäuschte Amir nicht. Schließlich war sie davon ausgegangen, dass ihre Liebe hoffnungslos wäre. Wie qualvoll musste die Feier an diesem Abend für sie gewesen sein! Nicht nur zu wissen, dass er eine andere heiraten würde, sondern auch noch bei der Auswahl dabei zu sein …
Berj hatte sich diesen Anlass ausgesucht, um seine Stellung aufzugeben. Und nur wenige Stunden später hatte Aliyah die Fälschung entdeckt …
Nein! Berj ist über jeden Zweifel erhaben, dachte Amir, und Johara ebenfalls. Ganz sicher gibt es eine andere Erklärung. Nur die Zeit, bis die Tat aufgeklärt ist, wird ein schrecklicher Schwebezustand …
Denn der Mythos des Pride of Zohayd überstieg bei Weitem die Bedeutung eines bloßen Kronschatzes.
Der Legende nach umgab ein Zauber die einzelnen Stücke. Sie öffneten Türen … machten das Unmögliche möglich … erfüllten Wünsche … beschützten Liebende … verliehen unsterblichen Ruhm … und überwanden selbst den Tod.
Vor fünfhundert Jahren, während der Gründung des Königreichs Zohayd, war es zu Stammeskriegen gekommen. Für den Erwerb und Ausbau seiner Macht hatte der junge Ezzat ben Qassem Aal Shalaan mehr gebraucht als Weisheit und militärische Erfolge. Die Kämpfe sollten ein Ende nehmen und alle Stämme seine Herrschaft anerkennen.
Mit achtzehn Jahren hatte er zum Entsetzen seines Vaters seinen Stamm verlassen und war in ferne Länder gereist, um die kostbaren Stücke zusammenzutragen. Als er nach zwölf Jahren zurückkehrte, dauerte es nur wenige Monate, bis sich alle Stämme unter seiner Führung vereinigten. So wurde er der erste König von Zohayd.
Er und der erstaunliche Schatz wurden bekannt als Pride of Zohayd …
Seitdem waren die Juwelen ein Symbol für das Recht der königlichen Familie auf den Thron. Der Sage nach blieben sie nur in Händen des rechtmäßigen Herrschers.
Jedes Jahr präsentierten die Monarchen der Familie Aal Shalaan den Schatz im Rahmen einer prachtvollen Festwoche. Damit unterstrichen sie ihren Anspruch auf die Regentschaft und bewiesen Reichtum und Macht.
Dass der Kronschatz entwendet worden war, konnte sehr leicht den Aal Shalaans den Thron kosten.
Lange Zeit saß Amir da und überlegte, fand Lösungswege und verwarf sie wieder. Als er sich wieder erhob, wusste er, wie er vorgehen würde.
Dazu musste er als Erstes den Palast verlassen.
Und Johara mitnehmen.
Sie musste weg von hier. Seit sie Amirs Gemächer verlassen hatte, dachte Johara an nichts anderes.
Auf dem Weg zu ihren Räumen gab sie sich größte Mühe, unbefangen zu wirken.
Freundlich lächelte sie den Bediensteten zu, die nach den Feierlichkeiten damit beschäftigt waren, aufzuräumen.
Endlich in ihrem Zimmer, konnte sie sich kaum noch aufrecht halten. Erschöpft lehnte sie sich gegen die Tür.
Johara war immer noch ganz aufgewühlt und wäre am liebsten in Amirs Arme
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