Verfuehrung wie in 1001 Nacht
was ich glauben soll. Erstens gehören Berj und Johara zu den wenigen, die Zugang zu den Juwelen haben. Und zweitens gibt es auf der ganzen Welt außer ihnen nicht viele, die sie so gut nachmachen können … Und jetzt auch noch Joharas überraschendes Wiederauftauchen hier im Palast …“
Amir erwachte aus seiner Benommenheit, um Johara zu verteidigen. „Sie ist wegen mir hergekommen.“
„Hat sie das gesagt?“, fragte Aliyah nachdenklich.
Er sah sie hilflos an, denn Johara hatte nichts in dieser Richtung gesagt.
Bedrückt fuhr Aliyah fort: „Sie ist seit drei Wochen hier. Ich weiß es, weil ich Mutter Bahiyah besucht habe und mir Johara dabei begegnet ist. Wir haben uns unterhalten, und sie sagte, sie wäre wegen ihres Vaters hier – ihres Vaters, der von seinem Amt zurückgetreten ist.“
Betroffen schwieg Amir.
Nach einer Weile seufzte Aliyah. „Einerseits glaube ich nicht, dass Berj und Johara zu so etwas fähig wären. Andererseits – wer weiß, was in letzter Zeit in Berj vorging? Mutter Bahiyah sagt, dass er schon eine Weile nicht mehr er selbst ist. Er wirkt mürrisch und in sich gekehrt, mit ausdruckslosen Augen. Und er hatte einen Herzanfall.“
„ Ya Ullah, wann denn?“, fragte Amir betroffen.
„Vor drei Monaten.“
„Warum hat mir das niemand gesagt?“
Berj, der freundliche und gütige Mann mit dem unglaublichen Talent, das sich auch auf Sohn und Tochter vererbt hatte, bedeutete Amir viel. Er schätzte und liebte ihn mehr als seine Onkel …
„Soviel ich von Mutter Bahiyah weiß, hat Berj Vater gebeten, es niemandem zu sagen – nicht einmal seiner eigenen Familie“, erklärte Aliyah. Zögernd fügte sie hinzu: „Vielleicht dachte er, er würde bald sterben müssen oder zumindest nie wieder arbeiten können, sodass unsere Feinde ihn auf seine Seite gezogen haben …“
„Aber was sollten sie ihm zu bieten haben? Finanzielle Sicherheit? Wohl kaum. Vater wird sich für die zwei Jahrzehnte, in denen Berj bei uns war, sicherlich erkenntlich zeigen. Er wird ihn großzügig abfinden, damit er sich einen angenehmen Lebensabend leisten oder sich selbstständig machen kann. Um Angehörige muss er sich nicht sorgen, denn alle sind finanziell unabhängig.“
„Wer weiß, vielleicht hat er irgendein Problem, zum Beispiel Spielsucht …“ Ratlos zuckte Aliyah die Schultern. „Ich bin genauso durcheinander wie du. Ich meine ja nur, wenn er sich so verändert hat … Und Johara ist kaum noch wiederzuerkennen. Äußerlich. Was, wenn sie auch charakterlich …“
„Nein und nochmals nein!“, unterbrach sie Amir. „Sie ist unsere Johara geblieben. Meine Johara.“
Aliyah sah ihn an, als wäre er ein wütendes Tier. „Ich kenne sie ja nicht wirklich gut, aber sie war mir immer sympathisch. Seit wir erwachsen sind sogar noch mehr. Aber trotzdem kommt es mir so vor, als ob sie irgendetwas verbirgt.“
„Ihre Beziehung zu mir.“
„Nein, ich habe es sogar gespürt, als es vorhin … nichts mehr zu verbergen gab.“
Ernst sah Amir sie an. „Du bringst mich nicht dazu, an ihr zu zweifeln.“
„Ich will ja auch nichts Schlechtes denken, aber mir scheint, es gibt keine andere Erklärung.“
„Doch. Es muss eine geben“, widersprach Amir. „Was du geschildert hast, sind nur Indizien. Mehr nicht.“
„Kann sein. Aber wir dürfen keine Möglichkeit außer Acht lassen, Amir. Dazu ist die Sache zu ernst. Das Schicksal des Königshauses und des ganzen Landes hängt davon ab.“
Wieder schwieg Amir, bis Aliyah tief einatmete.
„Was tun wir denn jetzt?“, fragte sie.
„Du gibst die Juwelen zurück und tust, als ob du nichts bemerkt hättest. Und bitte sag niemandem etwas, auch nicht Amjad und Hassan. Gib mir ein paar Tage Zeit, damit ich alles kläre …“
„Meinst du wirklich, Amir?“
„Ja“, antwortete er, ohne zu zögern.
Aliyah biss sich auf die Lippe. „Normalerweise hätte ich da keine Bedenken. Aber jetzt, wo ich dich und sie zusammen gesehen habe … Du liebst sie, stimmt’s?“
Er nickte nur. Unwiderruflich.
„Bist du sicher, dass du unter diesen Umständen auch wirklich objektiv bist?“
Amir fand diese Frage keiner Antwort würdig. „Versprich mir, dass du mich das in Ruhe klären lässt. Und dass du es mir überlässt, Hassan und Amjad einzuweihen, wenn ich es für richtig halte.“
„Du willst nach Beweisen suchen, dass Berj und Johara den Schmuck nicht gefälscht haben, stimmt’s? Aber wenn du nichts findest? Und wenn uns die Zeit
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