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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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hatte die Stimme nicht erhoben, aber sie wußte sofort, daß seine Geduld am Ende war. Er wollte seine Antwort. Sophy stemmte sich von seinem Schoß. Er ließ sie aufstehen, aber sein Blick war unverwandt auf ihr abgewandtes Gesicht gerichtet.
    Sie ging langsam durch das Zimmer zum Fenster und sah hinaus in die Nacht. Dann erzählte sie ihm in kurzen, knappen Sätzen die ganze Geschichte.
    »Er hat sie getötet, Julian«, schloß sie. »Er hat sie beide getötet. Er hat Elizabeth getötet, weil sie ihn mit ihren Plänen, sein Kind abzutreiben, bis aufs Blut gereizt hat. Er hat meine Schwester umgebracht, weil er sie behandelt hat, als wäre sie ein wertloses Spielzeug.«
    »Das mit deiner Schwester habe ich gewußt. Ich habe die Stücke des Puzzles selbst zusammengesetzt, bevor ich London verließ. Und ich hatte schon immer meinen Verdacht in bezug auf das, was mit Elizabeth in jener Nacht passiert ist. Ich habe mich gefragt, ob sie einen ihrer Liebhaber zu weit getrieben hat.«
    Sophy lehnte die Stirn an die kühle Glasscheibe. »Gott steh mir bei, ich hab es nicht fertiggebracht abzudrücken, als ich die Chance dazu hatte. Ich bin so ein Feigling.«
    »Nein, Sophy, du bist kein Feigling.« Julian stellte sich direkt hinter sie. »Du bist die tapferste Frau, die mir je begegnet ist, und ich würde dir nicht nur mein Leben anvertrauen, sondern auch meine Ehre. Du mußt wissen, daß du heute abend ehrenvoll gehandelt hast. Man erschießt einen bewußtlosen Mann nicht kaltblütig, gleichgültig, was er getan hat.«
    Sophy drehte sich langsam zu ihm und sah ihn zweifelnd an. »Aber, wenn ich ihn erschossen hätte, wäre jetzt alles vorbei. Ich müßte mir keine Sorgen mehr um dich machen.«
    »Du hättest damit leben müssen, daß du einen Mann erschossen hast, und das Schicksal wünsche ich dir nicht, Schätzchen, gleichgültig, wie sehr Waycott es verdient hat zu sterben.«
    Sophy verlor allmählich die Geduld. »Julian, ich muß dir sagen, daß es mir ziemlich egal ist, ob ich ehrenvoll gehandelt habe oder nicht. Vielmehr mache ich mir Vorwürfe, daß ich die Sache nicht ein für alle Mal aus der Welt geschafft habe. Ich fürchte, in solchen Dingen habe ich einen Hang zum Praktischen. Der Mann ist ein Mörder, und er ist immer noch frei.«
    »Nicht mehr lange.«
    Panik erfaßte sie. »Julian, bitte, du mußt mir versprechen, daß du ihn nicht fordern wirst. Du könntest getötet werden, selbst wenn Waycott fair kämpft, was ich stark bezweifle.«
    Julian lächelte. »Soweit ich es verstanden habe, ist er momentan kampfunfähig. Du hast gesagt, er wäre bewußtlos, nicht wahr? Das wird er sicher noch einige Zeit sein, wie ich meine. Wie du weißt, habe ich ja selbst ausreichend Erfahrung mit deinen Spezialtees, weißt du noch?«
    »Mach dich nicht lustig über mich, Julian.«
    Er packte sie an den Handgelenken und zog sie an seine Brust.
    »Ich mache mich nicht lustig über dich, Schätzchen. Ich bin nur unendlich dankbar, daß du noch am Leben bist und unverletzt. Du wirst nie wissen, was ich durchgemacht habe, als ich heute abend hier ankam und erfahren mußte, daß du vermißt wirst.«
    Sie wollte sich nicht trösten lassen, weil sie nur zu gut wußte, was ihnen heute noch bevorstand. »Was wirst du tun, Julian?«
    »Das kommt darauf an. Wie lange, glaubst du, wird Waycott noch schlafen?«
    Sophy runzelte die Stirn. »Noch drei oder vier Stunden vielleicht.«
    »Ausgezeichnet. Dann werde ich mich später um ihn kümmern.« Er begann, die Bänder ihres Morgenmantels zu lösen. »Inzwischen kann ich mich davon überzeugen, daß du wirklich unverletzt bist.«
    Sophy sah ihn mit sehr ernster Miene an, als ihre Robe zu Boden fiel. »Julian, du mußt mir dein Ehrenwort geben, daß du Waycott nicht forderst.«
    »Mach dir deshalb keine Sorgen, meine Liebe.« Er küßte ihren Hals.
    »Dein Wort Julian. Du wirst es mir geben.« Sie sehnte sich danach, in Julians Armen zu liegen, aber das war weit wichtiger. Sie blieb steif und unnachgiebig stehen und ignorierte die sanfte, einladende Berührung seines Mundes auf ihrer Haut.
    »Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, was mit Waycott passiert. Ich werde alles regeln. Er wird nie wieder in deine Nähe kommen.«
    »Verdammt noch mal, Julian. Du wirst mir dein Wort geben, daß du ihn nicht forderst. Deine Sicherheit ist für mich wesentlich wichtiger als dein dummes männliches Ehrgefühl. Ich habe dir gesagt, was ich vom Duellieren halte. Es regelt gar nichts, und noch dazu

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