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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Guppy räusperte sich mit wichtiger Miene, als er beiseite trat, um seinen Herrn einzulassen. »Wir hatten einige Aufregung heute abend. Das ganze Personal mußte länger aufbleiben.«
    Julian, der schon auf halbem Weg zur Bibliothek war, blieb stehen und drehte sich um. Guppy war fünfundfünfzig, ausnehmend gut geschult und hatte keinerlei Hang zur Dramatik.
    »Aufregung?«
    Guppys Miene war starr wie immer, aber seine Augen funkelten vor unterdrückter Erregung. »Die Gräfin von Ravenwood ist eingetroffen, Mylord. Verzeiht die Bemerkung, aber das Personal hätte Lady Ravenwood einen wesentlich besseren Empfang bereiten können, wenn es über ihre Ankunft informiert gewesen wäre. So waren wir, fürchte ich, etwas überrascht. Selbstverständlich ist es uns gelungen, alles zur Zufriedenheit zu bewerkstelligen.«
    Julian erstarrte. Sein Kopf war plötzlich wie leergefegt. Sophy ist hier. Er hatte anscheinend mit seiner Grübelei seine Frau aus dem Nichts heraufbeschworen. »Natürlich hast du alles zufriedenstellend geregelt, Guppy«, sagte er ganz mechanisch. »Ich hätte nichts anderes von dir und dem übrigen Personal erwartet. Wo ist Lady Ravenwood denn im Augenblick?«
    »Sie hat sich vor kurzem zurückgezogen, Mylord. Madam ist, wenn ich mir die Freiheit erlauben darf, äußerst liebenswürdig im Umgang mit dem Personal. Mrs. Peabody hat sie natürlich in das Zimmer neben Eurem geführt.«
    »Natürlich.« Julian vergaß, daß er sich noch ein Gläschen Portwein hatte gönnen wollen. Der Gedanke, daß Sophy oben im Bett lag, beflügelte ihn. Er schritt auf die Treppe zu. »Gute Nacht, Guppy.«
    »Gute Nacht, Mylord.« Guppy gestattete sich den Anflug eines Lächelns, als er sich anschickte, die Eingangstür abzusperren.
    Sophy ist hier. Freudige Erregung ließ Julians Herz schneller klopfen. Er unterdrückte das aber sofort. Schließlich und endlich hatte seine neue Frau sich ihm offen widersetzt, indem sie nach Lon-don kam. Seine brave kleine Braut vom Land entwickelte sich immer mehr zum Rebellen.
    Er schritt den Gang hinunter, hin- und hergerissen zwischen Wut und freudiger Erregung bei dem Gedanken, Sophy wiederzusehen. Diese explosive Mischung von Gefühlen war wie ein Champagnerrausch. Er riß ungeduldig die Tür zu seinem Schlafgemach auf, wo er seinen Valet vorfand, der schnarchend in einem der roten Samtsessel lag.
    »Hallo, Knapton. Du mußt wohl Schlaf nachholen?«
    »Mylord.« Knapton fuhr erschrocken hoch und sah seinen Herrn mit grimmiger Miene in der Tür stehen. »Tut mir leid, Mylord. Ich hab mich nur ein paar Minuten hingesetzt, um auf Euch zu warten. Weiß nicht, wie das passiert ist. Muß weggedöst sein.«
    »Vergiß es.« Julian deutete in Richtung Tür. »Ich kann heute abend ohne deine Hilfe zu Bett gehn.«
    »Ja, Mylord. Wenn Ihr ganz sicher seid, daß Ihr keine Hilfe braucht, Mylord.« Knapton eilte zur Tür.
    »Knapton.«
    »Ja, Mylord?« Der Valet blieb in der Tür stehen und warf einen ängstlichen Blick über die Schulter.
    »Wie ich höre, ist Lady Ravenwood heute abend eingetroffen.«
    Knaptons spitzes Gesicht strahlte mit einem Mal. »Erst vor wenigen Stunden, Mylord. Das ganze Haus war kurzzeitig in Aufruhr, aber jetzt ist alles wieder in Ordnung. Lady Ravenwood hat das Personal gut im Griff, Mylord.«
    »Lady Ravenwood hat so einiges gut im Griff«, murmelte Julian verbittert, als Knapton die Tür hinter sich zuzog. Er wartete, bis sich die äußere Tür hinter dem Valet geschlossen hatte, dann zog er seine Stiefel und seinen Abendanzug aus und griff nach seinem Morgenmantel.
    Nachdem er den seidenen Gürtel gebunden hatte, blieb er noch einen Moment stehen und überlegte, wie er wohl am besten mit seiner trotzigen Frau umgehen sollte. Empörung kämpfte immer noch gegen das Verlangen nach ihr. Er hatte den überwältigenden Drang, seinen Zorn an Sophy auszulassen, aber ein ebenso heftiges Bedürfnis, ihren Körper zu besitzen. Vielleicht sollte er beides tun, sagte er sich.
    Eines stand jedenfalls fest. Er konnte ihre Ankunft heute abend nicht einfach ignorieren und sie morgen beim Frühstück begrüßen, als wäre ihre Anwesenheit selbstverständlich.
    Auf keinen Fall würde er weiter hier herumstehen wie ein Grünschnabel von Offizier vor seiner ersten Schlacht. Das hier war sein Haus, und er war der absolute Herr darin.
    Julian holte tief Luft, dann ging er leise fluchend zu der Tür, die sein Ankleidezimmer mit Sophys Schlafzimmer verband. Er griff sich eine Kerze und

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