Verfuhrt auf dem Maskenball
Herzanfall bekam. Sie sank zu Boden, klagte über Schmerzen in der Brust und beklagte dabei immer wieder, eine so eigensinnige Tochter wie mich zu haben.“
„Geht es ihr wieder gut?“, fragte Lizzie atemlos.
Georgie betrachtete sie voller Abscheu. „Inzwischen bin ich davon überzeugt, dass Mama genauso gesund ist wie wir. Diese Anfälle, ihre Ohnmachten – alles nur Theater, Lizzie, um uns ihrem Willen zu beugen. Und natürlich genügte es nicht, einen Anfall zu haben“, fuhr Georgie fort. „Sie wies auf deine unglückliche Lage hin und ließ keinen Zweifel daran, dass sie sterben würde – sterben! –, wenn ich meine Familie noch weiter entehre. Und Papa ergriff ihre Partei. Bis zu deinem Sündenfall war er immer sehr mitfühlend, soweit es Peter betraf. Jetzt ist er mit Mama einer Meinung. Er fürchtet weitere Demütigungen.“
Lizzie schämte sich sehr. Sie hatte Glück empfunden – zwar kein vollkommenes, aber immerhin war sie sehr verliebt –, während sie der Grund für den Ruin ihrer Familie war. „Es ist meine Schuld, nicht wahr?“
„Nein, es ist Annas Schuld. Wir sitzen hier und leiden unter ihrer lockeren Moral, während sie glücklich und zufrieden an der Seite ihres gut aussehenden Gemahls lebt.“ Georgie weinte jetzt heftig.
Tief in Lizzies Herzen flackerte der alte Zorn wieder auf. Es war nicht richtig, dass sie und Georgie so litten, während Annas Leben einfach perfekt war. „Anna hätte nie gewollt, dass wir darunter leiden müssen, dass sie einmal einen Fehler begangen hat.“ Jetzt sprach sie sehr ruhig. Sie wollte nicht in Selbstmitleid versinken und ihrer Schwester auch keine Vorwürfe machen.
„Ich glaube nicht, dass das ihr einziger Fehler war“, sagte Georgie verbittert.
Lizzie erstarrte. „Was soll das heißen?“, fragte sie vorsichtig. Wusste Georgie etwas von Annas Tändeleien?
„Ich glaube nicht, dass Tyrell de Warenne ihr erster Liebhaber war. Ich denke, die Damen in Limerick nannten sie nicht ohne Grund wild und eitel. Keine flirtete so heftig wie sie.“
Obwohl Anna ihr ihre Sünden gebeichtet hatte, war dies unter vier Augen geschehen, und es schien Lizzie nicht richtig, so über Anna zu reden. „Anna ist unbeschwert und sorglos, das kann schnell mit Leichtfertigkeit verwechselt werden“, sagte sie, „wenn das gar nicht in ihrer Absicht lag.“
„Du wirst wohl niemals aufhören, sie zu verteidigen, oder? Nicht einmal, wenn sie dir Tyrell weggenommen hat.“
Lizzie wandte sich ab. Über diesen schmerzlichen Teil ihrer Vergangenheit wollte sie nicht reden, nicht noch einmal.
Und Georgie verstand das. Sie seufzte. „Es tut mir leid. Aber ich habe mich schon immer schnell aufgeregt, während du immer freundlich warst und stets bereit zu verzeihen. Ich sollte versuchen, mehr wie du zu werden.“
Um die Stimmung etwas aufzuhellen, sagte Lizzie: „Ich glaube nicht, dass ich das beste Vorbild für dich wäre.“ Sie dachte daran, wie sie Tyrell geliebt hatte, und sie bekam eine Gänsehaut.
Georgie sah sie an.
Lizzie wusste, sie wurde rot.
Dann begriff Georgie und sagte nach einer längeren Pause: „Oh.“
Lizzie wollte nicht lächeln, doch sie konnte nicht anders. „Ich weiß, dass es nicht richtig ist, was wir tun, und ich möchte nicht so glücklich sein, während du leidest. Aber, Georgie … ich liebe ihn so sehr.“
„Oje!“ Noch immer sah Georgie sie aus großen Augen an. Dann rief sie: „Wenn du nur glücklich bist, Lizzie, dann ergreife die Gelegenheit beim Schopfe! Es gibt niemanden, der etwas Glück mehr verdient als du.“
Lizzie setzte sich und zog die Knie wieder an die Brust. „Ich wünsche mir, dass auch du dein Glück findest. Du sollst dein Leben nicht in einer Ehe verbringen, die wie ein Gefängnis ist.“
Georgie erschauerte. „Papa ist nicht bereit, mir zu helfen, die Verlobung zu lösen. Ich dachte, um der Familie willen könnte ich es ertragen oder um unseren Ruf zu wahren, aber ich kann diesen Mann einfach nicht ausstehen. Falls Mama ihre Meinung nicht ändert, werde ich von zu Hause weggehen, zum Katholizismus konvertieren und den Schwestern von St. Mary’s beitreten.“
Plötzlich kam Lizzie ein Gedanke. Sie ergriff die Hand ihrer Schwester. „Georgie, mir fällt etwas viel Einfacheres ein.“
Ihre Schwester sah sie an, und ihr Blick war so voller Hoffnung, dass es Lizzie beinah das Herz brach. „Was denn?“
„Du wirst mich nach Wicklow begleiten. Heute Nachmittag brechen wir auf. Du musst nicht erst nach
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