Verfuhrt auf dem Maskenball
war nicht sehr höflich.“ Ihr Achselzucken ließ keinen Zweifel daran, dass sie ihn nicht für einen Gentleman hielt, keinesfalls.
Georgie wandte sich ab, und erschrocken bemerkte Lizzie, dass in ihren Augen Tränen schimmerten.
Weil Georgie sonst nie weinte – sie war immer so vernünftig, sachlich und nüchtern in allen Dingen –, trat Lizzie vor.
„Rory“, sagte sie nur.
Er löste seinen Blick von Georgie, und seine Miene verfinsterte sich. Lizzie hielt seinem Blick stand. Eine unendlich lange Zeit verstrich.
„Ich dachte, wir wären Freunde“, sagte er schließlich.
„Das sind wir. Ich mag dich sehr“, rief Lizzie.
Er blickte zu Georgie hinüber und dann zu Ned, den sie auf den Arm genommen hatte. Dann sah er nur Lizzie an, als er sagte: „Auch Tyrell ist mein Freund.“
Lizzie holte tief Luft und berührte seinen Ärmel. „Was wirst du jetzt tun?“
„Ich weiß es nicht. Aber zuerst musst du mir erklären, was du da tust, und vor allem, warum du es tust. Ich kann nicht glauben, dass die Lizzie Fitzgerald, die ich beinah zwei Jahre lang kannte, so eine Maskerade plant.“
Lizzie zuckte zusammen. „Mir blieb keine andere Wahl.“
„Wir wissen beide, dass du nie ein Kind erwartet hast. Und ich kenne dich gut, Lizzie. Du bist keine Mitgiftjägerin, die Tyrells Vertrauen erschleichen will. Meiner Meinung nach gibt es nur eine mögliche Erklärung. Es war Anna, die bei ihrer Ankunft am Merrion Square in Ohnmacht fiel. Anna war ständig indisponiert und nicht in der Lage, in der Gesellschaft aufzutreten. Es muss sich um Annas Sohn handeln.“
Lizzie schloss die Augen. Ihr Herz schlug wie wild. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. „Bitte“, sagte sie schließlich. „Anna ist glücklich verheiratet. Bitte!“
Er sah sie aus großen Augen an. „Dann hast du den Sohn deiner Schwester als eigenes Kind angenommen?“
Lizzie nickte.
„Und Tyrell? Ist er einverstanden, dass du dich auf diese Weise opferst? Das kann ich nicht glauben.“
Lizzie hoffte, dass Rory und Tyrell niemals über Ned sprechen würden. „Rory, hör auf! Ned ist Tyrells Sohn, und wir haben eine Vereinbarung getroffen. Ein Arrangement, wenn du so willst. Beide tun wir das, was unserer Meinung nach für Ned das Beste ist. Genügt dir das nicht?“ Selbst als sie sprach, schämte sie sich. Tyrell hatte ein Recht darauf, die ganze Wahrheit zu erfahren. Und da sie ihn jetzt so unendlich liebte, wusste sie, dass sie nicht mehr lange so weitermachen konnte. „Und ich muss hierbleiben – ich liebe Ned wie meinen eigenen Sohn.“
Noch immer sah Rory sie ungläubig an. Dann sagte er: „Du hast mich belogen. Wir sind Cousin und Cousine. Und ich habe wirklich gedacht, dass wir Freunde sind. Aber dieses Geheimnis hast du für dich behalten.“ Er schüttelte den Kopf. „Und jetzt bist du seine Mätresse geworden, oder?“
Lizzie erschrak.
„Ich bin doch nicht blind! Ich glaubte, dich zu kennen. Aber das stimmte nicht. Es stimmt noch immer nicht“, korrigierte er sich. Ohne sich zu verbeugen, machte er kehrt und stapfte wütend davon.
Lizzie rief ihm nach: „Rory, warte!“
Aber er blieb nicht stehen. Statt das Haus von hinten über die Terrasse zu betreten, bog er ab und verschwand schließlich aus ihrer Sichtweite.
Georgie stellte sich neben sie. Sie trug noch immer Ned auf dem Arm. „Er ist in dich verliebt“, sagte sie ruhig. „Deshalb ist er so außer sich.“
Überrascht wandte Lizzie sich um. „Nein, du irrst dich!“
Georgie sah sie nur an.
17. Kapitel
Die Herrin von Wicklow
Tyrell stand an den französischen Türen und sah zu, wie Elizabeth mit Ned an der Hand auf das Haus zuging. Ihre Schwester begleitete sie. Sein Herz schlug sehr schnell, und er konnte den Blick nicht abwenden. Kaum hatte sie Ned losgelassen, begann er zu laufen, und als er auf seinen runden Beinchen davonschwankte, beeilte sich Elizabeth, um ihn einzuholen. Bäuchlings fiel er auf den Rasen, und Tyrell musste sich sehr beherrschen, um nicht hinauszueilen zu dem kleinen Jungen. Doch beinah im selben Augenblick war Elizabeth schon bei ihm und war ihm beim Aufstehen behilflich. Er riss sich los und begann wieder zu laufen. Tyrell sah, wie Elizabeth lächelte, als sie ihm nacheilte.
Sein Herz schien Purzelbäume zu schlagen.
Auf einmal stand Rex hinter ihm. „Wie ich hörte, hat sie gestern ihre Geldbörse geleert und alle Münzen, die sie besaß, einer Bettlerin gegeben. Obwohl Elizabeths Familie, soweit ich weiß, verarmt
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