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Verfuhrt auf dem Maskenball

Verfuhrt auf dem Maskenball

Titel: Verfuhrt auf dem Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Brenda
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heiserer Stimme. Sie musste jetzt nach der Zukunft fragen.
    Er erschrak, ehe er antwortete: „Ich vermute es.“
    Sie befeuchtete ihre Lippen und schloss kurz die Augen. „Wird die Hochzeit auf Adare stattfinden?“
    „In London“, sagte er mit gepresster Stimme. Seine Miene war ausdruckslos. Er zögerte. „Du hast das Recht, die Einzelheiten zu erfahren. Am 15. September werden wir in St. Paul’s heiraten.“
    „Ich verstehe“, sagte sie. Sie hatte ihren Stolz wiedergefunden und klammerte sich daran, denn sonst schien ihr nichts mehr geblieben zu sein. Es war so, als wäre sie aus sich herausgetreten und sah nun einem Drama auf einer Theaterbühne zu.„Das ist nur noch einen Monat hin. Wann fährst du nach London?“
    Er beobachtete sie jetzt sehr aufmerksam, als wäre sie ein Gegner im Kampf oder ein wildes Tier, das er am Davonlaufen hindern musste. „In zwei Wochen.“
    In zwei Wochen würde er Irland verlassen. In zwei Wochen würde er sie verlassen. Und damit brach die Bühne zusammen, die Schauspieler, die sie vor Augen gehabt hatte, lösten sich in Luft auf. Es gab nur noch Tyrell und sie und den Kummer, der sie zu überwältigen drohte.
    Sie hatte in einer Traumwelt gelebt, die sie selbst erschaffen hatte. Seit ihrer Ankunft in Wicklow hatte sie es vermieden, an die Zukunft zu denken oder an die andere Frau, die er eines Tages heiraten würde. Daran hatte selbst Papas verstörender Besuch nichts geändert. Aber seitdem hatte die Uhr getickt, oder hatte das schon begonnen, seit ihre Eltern sie und Ned nach Adare geschleppt hatten? Es war nicht mehr wichtig. Mit der Ankunft von Lord Harrington war die Uhr stehen geblieben. Und jetzt mussten die paar Erinnerungen für ein ganzes Leben reichen.
    Es war vorüber.
    Die Trauer rüber den Verlust wog schwer, und jetzt drohte sie sie zu erdrücken.
    Ohne sich zu regen, sagte er langsam: „Ich werde für zwei Wochen in London sein und dann nach Wicklow zurückkehren. Ich muss mich um meinen Posten dort kümmern.“
    Nie hatte sich Lizzie vorstellen können, einmal einen solchen Schmerz ertragen zu müssen. Und was war mit Ned?
    Tyrell sprach mit ihr. Er leckte sich über die Lippen und erklärte dann behutsam: „Ich habe sehr gründlich über alles nachgedacht. Ich werde dir in Dublin ein Haus kaufen. Jedes Haus, das du willst, so groß, wie du es haben möchtest. Dort kannst du mit Ned und deiner Schwester zusammen leben, und ich werde dich täglich besuchen.“
    Lizzie presste die Hände auf die Brust, doch der Schmerz wurde trotzdem immer heftiger. Sie blickte zu ihm auf, zu dem Mann, den sie immer geliebt hatte, obwohl sie dazu kein Recht besaß. Er wird mich täglich besuchen. Und jeden Abend zu sei ner Gemahlin heimkehren.
    „Du wirst mich nicht verlassen“, sagte er. Es klang wie eine Warnung.
    Lizzie wandte den Blick von ihm ab. Wenn sie zu sprechen versuchte, dann würde die Verzweiflung sie überwältigen, und er würde alles erfahren.
    Plötzlich kniete er vor ihr nieder und umklammerte ihre Hände. „Bitte tu das nicht. Bitte weine nicht.“ Er zögerte. „Ich habe dich sehr gern. Das weißt du doch, oder?“
    Nicht einmal nicken konnte sie.
    Er versuchte zu lächeln, doch es gelang ihm nicht. „Was soll ich deiner Meinung nach tun? Es ist meine Pflicht, Blanche zu heiraten. Meine Pflicht gegenüber dem Earl und gegenüber Adare.“ Er sprach schneller. „Nie zuvor in meinem Leben habe ich meine Pflicht vernachlässigt, Elizabeth. Seit ich das Licht der Welt erblickte, hat man mir beigebracht, dass der Name de Warenne, die Familie und der Titel stets und immer an erster Stelle kommen. Adare, das bin ich. Ich muss an die kommende Generation denken.“
    Wie seltsam, dachte sie, er spricht wie in Panik. „Ich will nicht, dass du deine Pflichten versäumst. Das habe ich nie gewollt.“
    Er erhob sich und küsste sie leidenschaftlich – oder war es ängstlich? „Elizabeth!“, rief er, als könne er ihre Gedanken lesen. „Nichts wird sich ändern!“
    Aber alles hatte sich geändert. Sie drehte sich von ihm weg und blickte aus dem Fenster, vor dem sich die herrlichen Berge erhoben, und sah doch nichts als Schwärze. Nach allem, was sie zusammen erlebt hatten, Tyrell nun zu verlassen – das würde das Schwierigste sein, das sie je getan hatte. So gern hätte sie ihren Gefühlen nachgegeben, sich einfach fallen gelassen und laut geklagt vor Kummer. Aber vor Tyrell würde sie das nicht tun. Wenn er wüsste, was sie vorhatte, würde er sie

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