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Verfuhrt auf dem Maskenball

Verfuhrt auf dem Maskenball

Titel: Verfuhrt auf dem Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Brenda
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halten, nur dieses eine Mal. Tausendmal schon hatte sie von Tyrell de Warenne geträumt, aber nie zuvor von einer Nacht wie dieser.
    Wenn jemals ein Mensch davon erfuhr – wenn Mama davon erfuhr –, dann wäre sie ruiniert. Aber niemand musste es wissen. Anna war schließlich schon mehr als einmal geküsst worden, und nur sie und Georgie wussten davon.
    Und auf einmal hatte Lizzie einen Entschluss gefasst. Beinah ihr ganzes Leben lang liebte sie ihn nun, und wenn ein Kuss auch ungehörig war, so würde die Erinnerung daran doch für ein ganzes Leben reichen. Zitternd ließ sie sich auf eine Bank sinken. In zwei Stunden war Mitternacht. Zwei Stunden erschienen ihr wie eine Ewigkeit.
    „Lizzie!“
    Beim verzweifelten Klang von Annas Stimme zuckte Lizzie zusammen. Sie sprang auf und sah, wie Anna – in Tränen aufgelöst – auf sie zulief. Beunruhigt fragte sie: „Liebes! Was, um alles in der Welt, ist passiert?“
    „Gott sei Dank, ich habe dich gefunden! Irgendein Tollpatsch hat mir Rumpunsch über das Mieder geschüttet.“ Anna kämpfte mit den Tränen. „Ich stinke wie ein Trunkenbold, und Mama besteht darauf, dass ich nach Hause gehe.“ Sie wischte sich über die Wangen. „Aber dann hatte ich eine Idee – eine großartige Idee. Du hast solche Veranstaltungen doch immer gehasst. Bitte, Lizzie, tausch das Kostüm mit mir. Ich würde so gern bleiben, ich habe mich so gut amüsiert. Es sind ein paar sehr interessante Offiziere hier – und du willst sicher ohnehin nach Hause gehen …?“
    Sprachlos sah Lizzie ihre Schwester an. Anna ergriff ihre Hand. „Du amüsierst dich doch bestimmt nicht, oder? Du willst doch nicht bleiben? Außerdem bist du gerade erst sechzehn, ich sollte hierbleiben“, erklärte Anna jetzt etwas nachdrücklicher.
    Und Lizzie spürte, wie die Nacht ihren Zauber verlor. Natürlich musste Anna bleiben. Anna brauchte einen Gemahl, und sie, Lizzie, brauchte keinen. Außerdem, wann hatte sie je in ihrem Leben ihrer Schwester etwas abgeschlagen?
    Lizzie biss sich auf die Lippe, schloss die Augen und kämpfte gegen die Sehnsucht ihres Herzens. Etwas in ihr schrie auf und wollte der Schwester die Bitte abschlagen. Sie erinnerte sich daran, dass ein Stelldichein eben nur ein Stelldichein war und nicht mehr, dass Tyrell nur in ihren Träumen ihr Geliebter war und dass sie morgen nur leiden würde, wenn sie es wagte, heute zu ihm zu gehen.
    „Lizzie? Ich muss hierbleiben. Ich muss es wirklich! Einer der Soldaten hier gefällt mir so sehr, und morgen muss er nach Cork!“, rief Anna.
    Dieser Abend war zauberhaft gewesen, aber jetzt war er vorbei.
    „Natürlich bin ich einverstanden. Ich bin hier sowieso nur ein Mauerblümchen gewesen. Daran hat sich nichts geändert“, sagte sie schroff. „Du weißt, wie sehr ich Feste hasse.“
    Anna lächelte und umarmte sie. „Oh, danke, Lizzie, danke! Du wirst es nicht bereuen.“
    Aber seltsamerweise bereute Lizzie es jetzt schon. Sie brauchte keine Kristallkugel, um zu erkennen, dass ihr an diesem Abend ein Geschenk gemacht worden war, eine Gelegenheit, wie es sie nur einmal im Leben gab. Am liebsten hätte sie geweint. Aber sie war keine Schönheit wie Maid Marian und würde es auch nie sein. Hätte Tyrell de Warenne ihr erst die Maske abgenommen, wäre ihm das sofort aufgefallen.
    Und wie Georgie schon vorhin richtig gesagt hatte – die de Warennes verkehrten in anderen Kreisen.
    Sollte Tyrell sie nach dieser einen spektakulären Nacht so in Erinnerung behalten, falls er überhaupt an sie denken würde.
    Aber Lizzie war sich seltsamerweise sicher, dass er das tun würde.

3. Kapitel
    Eine ernsthafte Krise
    Lizzie lag in ihrem Bett und war völlig unfähig aufzustehen. Durch einen Spalt zwischen den Vorhängen sah sie, dass die Sonne schien. Wieder war ein heiterer Tag angebrochen. Aber nach dieser außergewöhnlichen Nacht konnte der neue Tag nur gewöhnlich und enttäuschend werden. Lizzie starrte an die Decke und dachte an ihre erstaunliche Begegnung mit Tyrell am gestrigen Abend zurück. Neben ihr lag Anna und schlief fest.
    Im Licht des neuen Tages empfand Lizzie unendliche Verwirrung und unendliches Bedauern. Vielleicht hätte sie auf dem Maskenball bleiben und das Rendezvous mit Tyrell abwarten sollen. Aber wie hätte sie es übers Herz bringen können, Anna zu enttäuschen? Während sie so dalag, erinnerte sie sich noch einmal daran, wie er sich an die Wand gelehnt, sie dort buchstäblich festgehalten, wie verführerisch er in seinem

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