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Verfuhrt auf dem Maskenball

Verfuhrt auf dem Maskenball

Titel: Verfuhrt auf dem Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Brenda
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blieb, als zu gehorchen, neigte sie leicht den Kopf und sagte so höflich wie möglich: „Danke schön.“
    Mit der linken Hand bedeutete er ihr, sich umzudrehen und den Weg zurückzugehen, den sie gekommen war. Lizzie war der Meinung, sie wäre schneller, wenn sie Ned auf dem Arm trug, daher hob sie ihn hoch. Sofort verlangte er: „Runter, Mama. Runter! Ned gehen.“ Sein Ton war unmissverständlich. Ned wollte allein gehen und würde sich nicht davon abbringen lassen.
    „Jetzt nicht“, flüsterte Lizzie. „Gleich darfst du wieder allein gehen, aber jetzt werde ich dich tragen.“
    „Ned gehen!“, verlangte Ned im Befehlston eines Königs.
    Lizzie blickte Rex an und sah, dass er sie beide beobachtete. Offensichtlich wartete er ab, wer diese Schlacht gewinnen würde, die Mutter oder das Kind.
    Lizzie zögerte nicht. „Eines Tages wirst du ein sehr mächtiger Mann sein“, sagte sie. „Aber jetzt bin ich deine Mutter, und du wirst das tun, was ich dir sage. Wenn wir unseren Flur erreicht haben, darfst du gehen, aber bis dahin nicht.“
    Offensichtlich wütend, sah Ned sie böse an. Dann richtete er denselben bösen Blick auf seinen Onkel, als wollte er sagen: Daran bist nur du schuld!
    Um Rex’ Mundwinkel zuckte es, als hätte er um ein Haar gelächelt, wollte es aber nicht zulassen. „Miss Fitzgerald?“
    Lizzie lief an ihm vorbei, und er hinkte hinter ihr her.
    Tyrell war in die Bibliothek gerufen worden, und dort angekommen, schloss er die Tür hinter sich. Sein Vater stand vor der Feuerstelle, an den Kaminsims gelehnt. Die Bibliothek war ein sehr großer Raum mit zwei Wänden voller Bücher. Vor dem Kamin stand ein Sofa, an der gegenüberliegenden Wand bot ein kleineres Sofa eine weitere Sitzgelegenheit. Mehrere französische Türen führten hinaus auf eine Terrasse und in die Gärten. Tyrell sah, dass sein Vater tief in Gedanken versunken war.
    Er trat näher. Er ahnte, worum es bei diesem Gespräch gehen würde, und er hatte wegen seines Benehmens am Nachmittag bereits ein schlechtes Gewissen. Die Gründe, warum er weder Harrington noch dessen Tochter beleidigen durfte, waren ihm nur zu bewusst. Und wenn er sich an die Lust erinnerte, die er am Nachmittag nicht hatte im Zaum halten können, so wusste er, dass er Elizabeth Fitzgerald fortschicken sollte. Nicht nur stand er kurz vor der Eheschließung mit Blanche Harrington, Blanche lebte auch noch hier in diesem Haus. Niemandem brachte er mehr Respekt entgegen als seinem Vater, und er respektierte auch Harrington und seine Tochter. Doch sein Verhalten an diesem Nachmittag schien anzudeuten, dass er nichts und niemanden respektierte, schon gar nicht die Traditionen, in denen er erzogen worden war. Immer hatte er sich selbst als Gentleman gesehen – ein Mann von Ehre, Treue, Edelmut und Moral. Und jetzt hatte er nichts davon an den Tag gelegt.
    Elizabeth Fitzgerald hatte eine heftige Wirkung auf ihn, und es war ihm egal. Selbst jetzt, viele Stunden nachdem er in ihrem Bett gewesen war, konnte er an kaum etwas anderes denken als daran, wieder zu ihr zu gehen, mit ihr zusammen zu sein. Es fiel ihm unendlich schwer, an etwas anderes als an sie zu denken, als wäre er ein pickeliger Jüngling, der seine erste Liebe erlebte.
    Aber er war kein grüner Junge mehr. Es gab weder Erklärungen noch Rechtfertigungen für sein Verhalten.
    Was hatte er sich nur dabei gedacht?
    Der Earl of Adare sah ihn an und unterbrach seine Überlegungen. „Lord Harrington hat mich wegen Miss Fitzgerald befragt.“
    Tyrell erstarrte. Es war ihm bewusst, dass in jedem Haus, selbst in einem, das so groß war wie Adare, geklatscht wurde. Zweifellos hatte in demselben Augenblick, da er Elizabeths Kind als das seine anerkannt hatte, diese Neuigkeit sich wie ein Lauffeuer im ganzen Haus ausgebreitet. Ein paar Dienstboten hatten gelauscht, oder vielleicht hatte auch das Kindermädchen mit dem Hausmädchen geplaudert. Eigentlich spielte es keine Rolle. Ein solches Geheimnis konnte nicht allzu lange gewahrt bleiben. „Möchtest du, dass ich ihm versichere, mein illegitimes Kind wird meine Pflichten gegenüber seiner Tochter nicht beeinträchtigen?“ Er hatte nicht vor, irgendjemandem, schon gar nicht seinem Vater, von seinem moralischen Dilemma zu erzählen.
    „Das habe ich ihm schon gesagt.“ Der Earl musterte Tyrell sehr gründlich. „Er bewundert dich sehr, Tyrell, und das aus gutem Grund, und so wie es aussieht, macht er sich keine Sorgen wegen deines unehelichen Kindes.

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