Vergangene Narben
wieder weg, nur um wieder in die Seite gepiekt zu werden. „Hey!“, fuhr ich herum. „Was soll das?“
„Ich mach das jetzt solange, bis du wieder normal bist.“
„Ich bin normal. Du bist es, mit dem hier etwas nicht stimmt.“
Sein Gesicht hellte sich auf. „Dir ist es also auch schon aufgefallen.“ Gespielt nachdenklich legte er einen Finger ans Kinn. „Weißt du auch was ich dagegen tun kann? Mir sind nämlich die Ideen ausgegangen.“
Nein, der Witz zog nicht, nicht dieses Mal. „Dann hast du wohl Pech gehabt.“ Gerade wollte ich mich wegdrehen, da bekam ich schon wieder einen Piek. Okay, was genug war, war genug. Ich fuhr herum, und schlug nach ihm. Leider riss er einfach die Arme hoch, weswegen ich ihn nur am Ellbogen traf.
„Holla, ich wusste ja gar nicht, dass du gewalttätig bist.“
Das war ich auch eigentlich nicht. Konfrontationen ging ich am Liebesten aus dem Weg, aber dieser Kerl trieb mich gerade echt zur Weißglut.
„Wenn du mich schon bluten sehen willst, dann wenigstens auf die richtige Art. Da.“ Er hielt mir sein Handgelenk unter die Nase. Direkt da wo die blauen Adern unter der Haut durchschimmerten, waren zwei kleine Narben, nur winzige Punkte, die man nur fand, wenn man nach ihnen suchte. Das war die Stelle, an der ich ihn gebissen hatte. Mein erster Wirt, der mir freiwillig sein Blut gegeben hatte, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten.
Ich griff nach seinem Handgelenk, fuhr mit dem Finger über die kleinen Male, und spürte deutlich, wie sein Puls sich unter dieser Berührung beschleunigte.
„Ich habe wirklich nichts gesehen“, wiederholte er noch einmal.
Ich hob den Blick zu seinen Augen, und bemerkte zum ersten Mal, dass sie nicht ganz braun waren. Kleine, grüne Sprenkel blitzten daraus hervor.
„Und es sollte dir egal sein, was andere von deinen Körper halten, solange du selber damit zufrieden bist.“
Wann hatte ich je behauptet mit mir zufrieden zu sein?
„Freunde?“ Er lächelte hoffnungsvoll.
Wie sollte ich dem wiederstehen? Ich ließ meine Hand sinken. „Nur wenn du nie wieder dieses Abend im Wald erwähnst.“
„Das kann ich einrichten.“
Als ich mich dieses Mal dem Sattel zuwandte, ließ er mich gewähren, und grinste nur schelmisch.
„So, du bist also keine Jungfrau mehr, nein?“
Na super. Jetzt hatte ich ihm neuen Stoff gegeben. Ich zurrte die Gurte fest, und ignorierte ihn einfach.
„Ach komm schon Zsa Zsa, erzähl es mir.“ Er lehnte sich lässig an den Anbindepfahl und grinste mich an. „Ich versprech auch, dass ich es niemanden weitersagen werde.“
„Daran zweifle ich nicht, aber es geht dich nichts an.“
„Na gut“, seufzte er wie ein kleines trotziges Kind. Das war irgendwie niedlich. „Sagst du mir dann wenigstens seinen Namen?“ Er wartete, aber da kam nichts. „Wie alt du da warst?“ Wieder eine Pause. „Wie alt er war?“
Seufz. „Warum interessiert dich das?“ Ich zog den letzten Gurt fest, und sah ihm rüber.
„Keine Ahnung, ich bin einfach ziemlich neugierig. Und wenn ich dich nicht das fragen würde, dann würde ich fragen, warum du so oft mir der Königin herumhängst, und das willst du sicher nicht.“
Nein, das wollte ich nicht. Und das war auch ein ganz mieser Trick von ihm. „Es war der Cousin von meinem besten Freund. Ich war sechzehn, und dachte dass er mich wirklich mag, doch es hat sich herausgestellt, dass er einfach nur auf große Titten steht, und nachdem er meine ausgiebig überprüft hatte, ging er zum nächsten Objekt über.“
„Oh. Das tut mir leid.“
Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern, auch wenn diese Erinnerung immer noch ziemlich niederschmetternd für mich war. Ich meine, ich hatte den Kerl echt gemocht, und hatte geglaubt, dass es ihm genauso ging. Tja, hinterher war man immer schlauer. „Ist passiert, lässt sich nicht mehr ändern. Ich zerbreche mir nicht mehr groß den Kopf darüber.“
„Ich finde das von dem Typen echt mies. Ich meine, es war dein erstes Mal. Wenn er nur jemanden zum flachlegen gesucht hat, dann hätte er sich doch gleich irgendein billiges Flittchen suchen können, die nichts anderes von dem Kerl erwartet.“
Irgendwie war seine Empörung ja süß. „Ich habe daraus gelernt. Auf solche Typen lasse ich mich kein zweites Mal ein.“
„Das ist eine gute Einstellung.“ Er hob den Daumen. „Immer positiv denken.“
„Ich weiß zwar nicht was daran positiv ist, aber …“
Hinter uns knisterte es.
Als ich mich umdrehte sah ich Fujo, die sich zu Flair hintergebeugt
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