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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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mich ganz genau. „Hast du ihm deine Telefonnummer gegeben?“
„Was? Nein! Warum sollte ich?“
Diese Frage ließ er unbeantwortet. „Und auch keinem anderen?“
„Nein, ich habe nichts gesagt.“
Ganz langsam ließ mein Vater die Luft aus seinen Lungen entweichen, und während wir Tenor verließen, fragte ich mich, ob ich mich nicht doch durch irgendeine Kleinigkeit verraten hatte. Aber das hatte ich nicht, da war ich sicher.
Oder?
 
    °°°

Und plötzlich ist alles anders
    „Ich will auch nach Spanien“, seufzte Alina, nachdem sich die automatischen Glastüren des Flughafens hinter uns geschlossen hatten, und uns damit nach draußen auf den Parkplatz verbannten. „Sonne, Strand, und jede Menge halbnackter …“
„Sprich nicht weiter“, unterbrach ich sie schnell, bevor noch mehr Einzelheiten ihrer verborgenen Phantasien ans Tageslicht kommen konnten.
Papa schüttelte nur den Kopf. „Deine Mutter würde mir vermutlich geliebte Körperteile sehr schmerzhaft entfernen, wenn ich dich allein nach Spanien fliegen lassen würde.“
„Wer redet den hier von alleine?“ Sie hakte sich bei mir unter. „Zaira kommt natürlich mit.“
Bei dem Gesicht das mein Vater machte, begann Mama lauthals zu lachen. Sie verstummte zwar sofort wieder, aber zu spät, Papa hatte es gehört
„Keiner von euch fliegt nach Spanien“, bestimmte er in seiner besten strenger-Papa-Stimme. „Und ich glaube auch nicht, dass Amber besonders glücklich darüber wäre, wenn einer von euch sie bei ihrem wohlverdienten Urlaub stören würde.“
Und genau das war der Grund, warum wir uns am Flughafen waren. Tante Amber hatte Urlaub, und befand sich jetzt in einem Flieger nach Spanien, wo sie sich die nächsten drei Wochen die Sonne auf den Pelz brennen lassen würde. Natürlich hatten wir sie verabschieden müssen, und Alina hatte mehr als einmal erwähnt, dass sie unbedingt ein kleines Mitbringsel aus Spanien haben wollte, wenn sie schon nicht mitdurfte. Etwas kleines, aber Wertvolles, und nicht irgend so ein Schnickschnack aus den Touristenshops.
„Ach was“, winkte Alina mit dem Armstumpf ab. „Ich bin sicher, sie wäre entzück ihren Urlaub mit ihren beiden Lieblingsnichten zu verbringen.“
Da musste ich meiner Cousine zustimmen. Tante Amber war so durchgedreht, dass sie uns in Spanien wahrscheinlich in jede hippe Szenebar schleppen würde, für eine Nacht voller Spaß – was immer das auch in ihrem Wortschatz bedeutete.
Ein Geräusch wie ein Schuss knallte über den Parkplatz. Haufenweise Leute erschraken, und sahen sich nach der Ursache um. Nur meine Familie nicht, denn wir wussten genau, was dieses Geräusch zu bedeuten hatte. Kian war im Anmarsch – oder besser gesagt, in der Anfahrt.
„Da ist unsere Mitfahrgelegenheit!“, rief Alina begeistert, und trat mit wild fuchtelnden Armen in der Luft an den Bordstein, damit er uns auch auf keinen Fall übersah.
Papa dagegen beobachtete mit äußerstem Argwohn, wie mein bester Freund dieses schrottreife Gefährt am Straßenrand parkte. Der Auspuff gab ein sehr ungesundes Geräusch von sich, dann starb der Motor einen grausigen Tod, und es war ruhig. Naja, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als Kian versuchte seinen Wagen zu verlassen. Vier Anläufe brauchte er, um die widerspenstige Tür zu öffnen. Dann konnte ich einem finster starrenden Kian entgegenblicken, der mürrisch sein Auto anfunkelte. Zumindest bis zu dem Moment, als Alina ihm die Arme um den Hals schlang, und ihm einen Kuss auf die Wange drückte. Es war nicht so, dass sie sich über sein Auftauchen so freute, es machte ihr einfach nur Spaß, weil sie wusste, dass Kian das verabscheute.
„Ich geh dann mal Kian retten. Wir sehen uns dann heute Abend.“
„Nein, warte!“, sagte meine Vater noch während ich mich wegdrehte, und biss sich dann förmlich auf die Zunge. „Kannst du … müsst ihr unbedingt in Kino? Könnt ihr euch den Film nicht in deinem Zimmer ansehen? Ihr könnt euch auch eine Pizza bestellen.“
Ich war schon im Begriff ihm zu erklären, dass wir
diesen
Film nicht zu Hause sehen konnten, weil er ja gerade erst im Kino angelaufen war, doch ich verkniff es mir noch rechtzeitig. In der letzten Woche, seit der Rückkehr aus dem Hof vor neun Tagen, war mein Vater immer sehr wachsam und immer leicht nervös. Und da war es egal, ob wir uns in der Öffentlichkeit, oder Zuhaue aufhielten. Vor einer Woche hatte ich ihm in einer kleinen Auseinandersetzung an den Kopf geknallt, dass er langsam paranoid wurde, da er

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