Vergangene Narben
los?
Als Cheyenne zum Himmel hinauf heulte, um die Türstehersoldaten herbeizurufen, stieß mein Vater mich einfach auf den Rücksitzt zu Alina, und schlug die Tür zu.
„Flair!“, rief ich noch, aber da hatte er sie sich schon aus Fujos Händen geschnappt, und rannte mir ihr zur Fahrerseite. Einsteigen, Tür zu, Auto starten war alles eins. Irgendwie schaffte er es dabei noch Flair in Mamas Schoß zu setzten, und dann gab er Vollgas.
Der Kies spritzte unter den Reifen, als wir die Auffahrt runterdonnerten. Ich wurde in die Polster gedrückt, und musste mich an der Tür festhalten. Scheiße, was sollte das?
„Alles ist gut“, murmelte mein Vater, und legte beruhigend eine Hand auf Mamas zitterndes Knie. „Ich lass nicht zu, dass sie dich holen, das weißt du doch. Die kriegen dich nicht.“
Die Augen meiner Mutter waren vor Angst geweitet, und sie murmelte unverständliche Worte auf Afrikanisch. Das machte sie eigentlich nur, wenn sie sauer war, aber jetzt traf das genaue Gegenteil zu. Sie sah aus, als sei sie zu Tode verängstig.
Ich sah durch den Rückspiegel, als wir mit hundert Sachen durch das offenen Tor rasten. Von allen Seiten strömten Wölfe und Wächter zum Schlossportal, wo sich ein wütender Haufen aus Krallen und Zähnen raufte.
„Sie haben mich nicht vergessen“, sagte meine Mutter. „Ys-oog, sie suchen mich immer noch!“
Er warf ihr nur einen kurzen Blick zu, und raste dann nach Tenor rein. „Aber sie werden dich nicht finden. Niemals.“ Das war wie ein Schwur.
„Verdammt, was ist hier los?!“, brach es plötzlich über meine Lippen. „Was hat das zu bedeuten? Und … und … was ist mit Mama?“
Mein Vater warf mir nur einen kurzen Blick durch den Rückspiegel zu, und drückte dann die Lippen aufeinander.
„Das würde mich jetzt aber auch mal interessieren“, kam es von Alina. Auch sie sah ziemlich erschrocken aus. „Der Typ sah aus, als wollte er Tanta Jika fressen.“
Damit hatte sie den Nagel genau auf dem Kopf getroffen.
Meine Mutter atmete tief ein. „Zaira, nicht du bist der Grund, warum wir so versteckt vor der Verborgenen Welt leben, sondern ich.“
„Was?!“
„Dieser Mann, und auch die anderen Therianthropen, sie wollen mich töten.“
Die wollten meiner Mutter an den Kragen. „Aber warum? Was hast du getan?“
Sie drückte kurz die Lippen aufeinander, sah dann über die Schulter zu mir nach hinten. „Weil ich der böse Zwilling bin, Ater Geminus, und sie glauben, dass ich Lalamika getötet habe.“
Was?! Sollte das ein Scherz sein? „Aber ich dachte … du hast mir immer gesagt, dass Tante Lalamika bei einem Unfall gestorben ist.“
„Ist sie auch“, mischte sich mein Vater ein, und bretterte mit viel zu hoher Geschwindigkeit durch die Straßen von Tenor. „Deine Mutter ist als zweiter Zwilling auf die Welt gekommen, und dass ist für die Therianthropen ein böses Omen. Sie haben deine Mutter weggesperrt, bis Lalamika sie fand, doch als die beiden miteinander gespielt haben, ist deine Tante einen Wasserfall hinuntergestürzt. Deswegen wollen die Therianthropen nun ihr Leben. Deswegen müssen wir uns verstecken.“
„Aber das … warum habt ihr mir das nie erzählt?“
„Weil wir dich nicht damit belasten wollten, Donasie.“
„Aber mich in dem Glauben zu lassen, dass wir der Verborgenen Welt wegen mir fernbleiben müssen, ist jetzt so viel besser? Wenn ihr mir das nur gesagt hättet, ich wäre dich nie zu Cheyenne gefahren, und … scheiße, warum verschweigt ihr mir immer alles?!“ Es verletzte mich. Immer ließen sie mich im Dunkeln. Hatten sie wirklich so wenig Vertrauen in mich?
„Weil wir es für besser betrachtet haben, dich glauben zu lassen, dass wir uns aufgrund deiner Natur verstecken, als dich wissen zu lassen, dass deine Mutter eine gejagte ist“, sagte mein Vater ganz direkt, und sah mir dann durch den Rückspiegel in die Augen. „Und deswegen ist es jetzt auch ganz wichtig, dass du meine Frage beantwortest. Was hast du dieser Fujo über deine Mutter erzählt?“
„Was? Ich … ich weiß nicht. Ich hab ihr den Namen gesagt, und das sie ein Therianthrop ist.“
„Du hast ihr nichts anderes verraten? Vielleicht wo wir wohnen? Oder unter welchem Nachnamen wir leben? Wie wir leben?“
„N-nein“, sagte ich etwas zögernd.
„Bist du sicher? Zaira, das ist sehr wichtig.“
„Nein, ich glaub nicht. Du hast mir doch immer gesagt, wie wichtig es ist, dass niemand weiß wo wir wohnen, oder wie wir heißen.“
„Und dieser Cio?“ Er beobachtete
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