Vergangene Narben
72“, und fertig war er.
Ich entscheid mich für eine einfache Spinatpizza mit viel Käse – ich liebte das Zeug, fast so sehr wie Gummibärchen.
Gwendolyn erledigte die Bestellung, und rutschte dann mit einem „halbe Stunde, dann ist das Essen da“ neben mir am Tresen auf den Stuhl. „Hey, wisst ihr was, ich habe eine Idee.“ Sie strahlte alle der Reihe nach an. „Wie wäre es, wenn wir heute Abend alle zusammen ins
Trash
gehen?“
Es folgte großes Gemurre, aus dem ein eindeutiges „bloß nicht“ raus klang.
„Ach kommt schon, Leute“, bettelte sie. „Wir könnten als Pärchen gehen, drei Weiber, drei Kerle.“
„Dann krieg ich aber Oliver“, sagte Michaela sofort.
„Den wollte ich aber haben!“, protestierte Gwendolyn.
Ich grinste, und verabschiedete mich kurz mit den Worten mal schnell das Klo aufsuchen zu müssen. Im Flur hörte ich noch Paul schimpfen.
„Hey, Luca und ich sind auch noch da, vergesst uns nicht.“
„Dann könnte ihr beide ja zusammen hingehen“, kam es völlig ungerührt von Michaela.
Flair tapste mir frisch fröhlich hinterher. Da es scheinbar nichts mehr zu essen gab, konnte sie sich auch genauso gut an meine Fersen hängen, und die Wohnung ein bisschen erkunden.
Das Bad war leicht zu finden, war es doch mit einem großen Schild versehen, auf dem „Bad“ stand. Das hätte selbst ein blinder nicht übersehen können.
Auch in diesem kleinen Raum hatte das Chaos Einzug erhalten. Über der Duschstange hin ein roter BH, das Ablagebrett über dem Waschbecken war wo überladen mit Kosmetiker, Zahnputzzeig, Cremes, Rasierer und Salben, dass sie die Hälfte davon schon daneben auf dem Boden lagerten, und neben der Badewanne lag eine Boxershorts, die seltsame grüne Flecken hatte.
Ich erledigte weswegen ich in diesen Raum gekommen war, pfiff Flair vier Mal von der suspekten Shorts weg, und wusch mir die Hände. Nur mit der Suche nach einem Handtusch scheitete ich, weswegen ich mir die Hände einfach kurzerhand an meiner Jeans abwischte. „Komm, Flair, sonst verpassen wir noch die Pizza.“
Bei dem Wort „Pizza“ stellten sich sofort ihre Ohren auf.
Ich schloss die Tür auf, und wollte gerade raustreten, als ich direkt vor mir diesen Oliver erblickte. Ohne zu zögern drängte er mich zurück ins Badezimmer, und verriegelte die Tür hinter uns. „Du verschwindest sofort, sonst kannst du was erleben!“, fuhr er mich wütend an, und drehte sich zu mir herum. „Das sind meine Wirte, und ich reiße dir den Kopf ab, wenn du sie anrührst!“ Seine grünen Augen funkelten vor Wut.
Vampiraugen.
°°°
Nicht aufzuhalten
„Du … du bist ein Vampir“, hauchte ich fast ehrfurchtsvoll. Der erste Vampir den außerhalb meines Vaters kennenlernte. Das war … das war … das war einfach unfassbar!
„Als wenn dir das noch nicht aufgefallen wäre“, spottete er. „Genau wie sie Tatsache, dass diese vier Menschen dort draußen meinen Geruch tragen, und sich damit jeder andere Vampir von ihnen fernzuhalten hat!“
„Nein, es ist …“ Seinen Geruch? Ach deswegen hatte Gwendolyn vorhin für mich so seltsam gerochen. „Ich meine … das ist phantastisch!“ Begeistert schlug ich meine Hände zusammen. Am liebsten wäre ich ihm um den Hals gefallen. Ein Vampir. Vor mir stand wirklich und wahrhaftig ein echter Vampir. Ich konnte mein Glück kaum fassen – auch wenn er nicht ganz so eindrucksvoll war, wie ich mir das vorgestellt hatte. Die Aura eines gereiften Vampires wie mein Vater sie hatte, besaß er jedenfalls noch nicht.
„Das ist einfach toll“, plapperte ich weiter, ohne sein Stirnrunzeln zu beachten. „Das heißt ich muss gar nicht erst in diesen Club, weil du ja ein Vampir bist. Folglich kannst du mir auch sagen wie ich nach Tenor komme. Als Vampir musst du das einfach wissen, und dann kann ich vielleicht noch heute hinfahren. Besser könnte es gar nicht laufen!“
Während ich Oliver anstrahlte bellte Flair, als wollte sie mir ihre Zustimmung geben.
„Sag mal, bist du auf Drogen?“ Er musterte mich äußerst kritisch. „Und was soll eigentlich diese alberne Brille?“
Mein Hochgefühl schwand bei den Worten ein wenig. Was sollte das denn jetzt? Gefiel ihm wohl nicht was er sah. „Ich habe eine Sehschwäche.“
„Ein Vampir mit einer Sehschwäche?“
„Hast du was dagegen?“ Gab es sonst keine Vampire, die eine Brille trugen? Er tat ja gerade so, als sei ich das achte Weltwunder.
„Nein, es ist nur … nimm einfach deine Sachen, und verschwinde hier. Ich will dich
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