Vergangene Narben
den Hintern versohlen kann.“ Er grinste in die Runde. „Dann ist doch ganz klar, was wir zu tun haben, wir rufen die Drachen zusammen.“
Damit sorgte er einen Augenblick für Ruhe. Diese Lösung war so einfach und simpel, dass wir uns wohl alle fragten, warum wir noch nicht früher darauf gekommen waren.
Drogan nickte langsam. „Das ist eine ausgezeichnete Idee, nur haben wir ein Problem, wie erreichen wir alle Drachen?“
Nur ein Problem? Ich riskierte einen Blick zu Ayden. Würde er da etwa einfach mitmachen? Nicht nur dass er bei dem Versuch die Krone an sich zu reißen sterben konnte, wenn er gewann, müsste er auch auf dem Thron sitzen. Andererseits war er sein ganzes Leben auf diesen Posten vorbereitet worden, und soweit ich wusste, hatte er sich nie daran gestört. Aber könnte er das Rudel auch wirklich kontrollieren, und wieder für Ruhe sorgen, oder würde er dabei scheitern, und unsere Welt den Menschen preisgeben? Nur weil er ein Prinz war, hieß das noch lange nicht, dass mit seiner Übernahme alles wieder im grünen Bereich kam. Doch was hatten wir sonst für eine Wahl? Entweder wir versuchten es, und scheiterten, oder wir zogen einfach die Schwänze ein – wie meine Tante so schön gesagt hatte –, und verkrochen uns irgendwo. Gewinnen konnte nur der, der auch etwas riskierte. Auch wenn es sein Leben war.
Ich kniff die Lippen zusammen. Dieses ganze Gerede von töten, und Übernahme, und Kämpfen gefiel mir absolut nicht. Warum konnten wir uns nicht alle friedlich zusammensetzten, und die Dinge besprechen, bis wir eine Lösung gefunden hatten, die alle zufriedenstellte? Ganz einfach, weil die Welt so nun mal nicht funktionierte. Leider.
„Alle Drachen zu erreichen ist nicht so einfach“, sagte Cheyenne da. „Wir haben eine Sicherung eingebaut, damit sie keine Befehle von falscher Stelle bekommen können. Jeder Drache hat eine Nummer, die nur ein einziger anderer Drache kennt. So wollten wir nach dem Fiasko in Peru verhindern, dass noch einmal ein Unbefugter falsche Befehle geben kann. Im HQ gibt es eine Liste, wer wessen Nummer hat, um ihn zu erreichen, ohne diese Nummer wird der Drache keine Befehle entgegen nehmen, aber diese Liste ist im Augenblick für uns unerreichbar.“
„Was ist mit dem Notfallprogramm?“, fragte meine Tante da aus dem Monitor.
„Gleiches Problem“, erklärte meine Erzeugerin. „Das könnten wir nutzen, wenn wir Zugang zum HQ hätten. Nur von da aus geht es.“
„Notfallprogramm?“, wollte Drogan wissen.
Cheyenne nickte. „Jeder Drache besitzt einen kleinen Chip in seinem Arm. Mit dem Programm wird ein Impuls in diesem Chip ausgelöst, den der Drache spüren kann. Damit weiß er, dass es einen dringenden Notfall gibt, und er sich unverzüglich an einem geheimen Treffpunkt einzufinden hat.“
Sydney senke den Blick auf seine Gefährtin. „Wo ist dieser Treffpunkt?“
„In Bern. Ein privates Grundstück, das früher einmal Prinzessin Antonia gehört hat. Es liegt seit dem brach, und wird nicht mehr genutzt.“ Sie warf Drogan einen kurzen Blick zu.
Diego nickte langsam. „Es könnte also klappen. Wir müssen nur jemanden ins HQ einschleusen, der das Notfallprogramm startet, und dann werden die Drachen sich in Bern einfinden.“
Cheyenne nickte. „Theoretisch stimmt das, aber praktisch kommen wir nicht ins HQ.“
„Wir könnten Eddy bitten es zu versuchen“, sagte Sydney, wirkte selber aber ein wenig unsicher.
„Eddy wird es nicht machen“, erwiderte Cheyenne, und drehte ihren Kopf ein wenig, um ihren Gefährten ansehen zu können. „Das HQ wird strengsten überwacht, genau wie Eddy selber. Da kommt niemand rein, ohne gesehen zu werden.“
„Außer“, sagte Cio in diesem Moment, „wir würden es über die Bedienstetengänge, und dem Geheimtunnel versuchen. Die kennt Xaverine nicht, die lässt sie sicher nicht überwachen.“
Cheyenne schüttelte den Kopf. „Aber Eddy wird von ihren Leuten überwacht, genau wie jeder andere, der unter meinem Befehl stand. Es wird kaum möglich sein einen von ihnen dort hineinzuschicken.“
Da war was Wahres dran. Obwohl es sicher möglich war, sich einfach mal davonzustehlen, und Cheyennes Geheimwaffe zu aktivieren. Aber wer würde das schon freiwillig tun? Wenn das schief ging … nicht auszudenken, was demjenigen blühen würde.
„Dann mach ich es“, sagte Cio.
Natürlich, damit hätte ich eigentlich rechnen müssen.
„Wenn sich von Innen keiner frei machen kann, weil er unter Beobachtung
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