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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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rieb sich mit der freien Hand übers Gesicht.
    „Cio …“
    „Nein, Zsa Zsa, lass mich einfach in Ruhe. Ich will jetzt niemanden sehen. Auch dich nicht.“ Er riss seinen Ärmel aus meiner Hand. „Sorry, aber ich brauche jetzt einfach … egal.“ Er drehte sich einfach herum, und stampfte den Korridor hinunter.
    Ich sah ihm hinterher, bis er seine Zimmertür mit einem lauten Knall hinter sich schloss, und dabei auch noch ein Bild von der Wand fiel. Das tat so richtig weh. Es war das erste Mal, dass er mich ausschloss – wortwörtlich und im übertragenden Sinne –, und es fühlte sich schrecklich an. Ich hatte nur helfen wollen, und dann die Tür praktisch vor der Nase zugeschlagen zu bekommen, ließ mein Herz schmerzhaft zu einer kleinen Rosine zusammenschrumpeln.
    Jetzt fang bloß nicht an zu heulen, das war nicht persönlich gemeint.
    Trotzdem tat es weh.
    „Alles okay?“
    Ich drehte mich herum, überrascht Alinas Stimme hinter mir zu hören. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass sie uns gefolgt war. „Ja, alles bestens.“
    „So siehst du aber nicht aus. Du siehst eher so aus, als wolltest du jeden Moment anfangen zu heulen.“
    Vielen Dank auch für die Zusammenfassung meines Gefühlslebens.
„Es geht schon.“
    Alina glaubte mir nicht, dass sah ich an ihrem zweifelnden Blick. „Okay, wenn du meinst, aber wenn du reden willst, ich bin immer da, das weißt du.“
    „Ja, danke.“
    „Und hier.“ Sie hielt mir meine Brille hin. „Die lag noch auf dem Boden.“
    Mit einem gemurmelten Dank nahm ich sie ihr ab, und schob sie mir auf die Nase. Dabei war ich mir die ganze Zeit bewusst, dass Alina mich genauestens musterte.
    „Willst du zurück gehen?“
    Eigentlich nicht. Wir wurden sowieso nur als störende Kinder betrachtet, die sich aus der ganzen Sache raushalten sollten, und zu allem was die Erwachsenen von sich gaben, Ja und Amen zu sagen hatten – keiner von denen bekam es auf die Reihe, dass wir praktisch schon erwachsen waren, und uns nur ihre Lebenserfahrung fehlte. Da wäre ich nur im Weg. „Nein, ich glaube ich gehe lieber in meine Zimmer.“ Dann könnte ich dort in Ruhe meine Wunden lecken.
    „Dann komme ich mit.“ Sie hakte sich bei mir ein, und zog mich den Korridor hinunter.
    Das war es dann wohl damit, in Ruhe meine Wunden zu lecken.
    Auch wenn ich lieber ein wenig für mich allein gewesen wäre, hinderte ich Alina nicht daran, mir den Schlüssel aus der Hand zu nehmen, und meine Tür aufzusperren, nur um dann übereifrig über meine Türschwelle zu treten. Proteste hätten sowieso nichts gebracht. Wenn Alina etwas wollte, dann bekam sie es auch. Und jetzt gerade wollte sie mir Gesellschaft leisten.
    Was ich doch für ein Glückskind war.
    Meine Cousine überließ es mir die Tür hinter uns zu schließen, und warf sich stattdessen mit Schwung in mein Bett. Irgendwie schaffte sie es dabei so zu landen, dass sie dabei halb unter meiner Decke zum Liegen kam. Ja, mit Schuhen an den Füßen, wie ich etwas missmutig feststellte. Aber ich sagte nichts. Ein dreckiges Laken war im Moment wohl eines meiner geringsten Probleme.
    „Die ganze Situation ist ganz schön vertrackt, was?“, fragte sie, als ich mich in dem Sessel neben dem Bett setzte. Ich hatte ihn seit dem Nachmittag, als ich Cio anstelle von Alina im Bett beobachtet hatte, nicht wieder an seinen eigentlichen Platz zurückgeschoben.
    „Ich meine, selbst wenn wir es schaffen sollten, Ayden an den ganzen Wächtern und Wölfen vom Rudel der Könige vorbeizubringen, würde er wirklich den Thron einnehmen, weil man es von ihm verlangt?“
    Ich zuckte die Schulter. „Keine Ahnung. Er hat sich jedenfalls nur halbherzig dagegen gesträubt.“
    Alina hatte den Blick nachdenklich zur Decke erhoben. „Wenn das wirklich alles so abläuft, dann werde ich vielleicht Königin.“
    Okay, die letzte Chemiekur, die sie benutz hatte, um ihre Haare schimmeln zu lassen, hatte wohl ihr Hirn angegriffen. Als gute Cousine war es meine Pflicht, sie vorsichtig darauf hinzuweisen, dass ein bisschen Händchenhalten nicht gleich bedeutete, er würde sie zur Gefährtin nehmen. „Damit es so weit kommt, müssen wir erst mal einen Weg finden, die Drachen zusammenzurufen. Und dann muss der Plan auch noch gelingen. Und dann …“
    „Du bist eine richtige Miesmacherein, weißt du das eigentlich?“, unterbrach sie mich mit einem bitterbösen Blick.
    „Ich will nur nicht, dass du dir zu große Hoffnungen machst, und nachher enttäuscht wirst.“
    „Er hat

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