Vergangene Narben
liebe Geheimnisse.“
Und ich liebe dich, das ist mein Geheimnis.
Ich schüttelte den Kopf.
„Hatten wir nicht eigentlich …“
Plötzlich sprang er mich von hinten an, und riss mich mit sich zu Boden. Trotz der weichen Erde war der Aufprall hart, und entlockte mir einen Schmerzenslaut, aber das war für Cio kein Grund von mir runterzugehen. Ganz im Gegenteil. Er biss mir spielerich ins Ohr, zupfte an dem Fell in meinem Nacken, und verstärkte den Druck auf mich, als ich ihn wegschubsen wollte.
„Verdammt, was soll das? Das hat wehgetan!“
„Spiel mit.“
Wieder ein Zwicken in mein Ohr.
„Ich soll mit dir spielen? Geht’s noch?!“
Cio steckte mir die Nase ins Ohr. Das kitzelte, aber deswegen würde ich ihm das noch lange nicht durchgehen lassen.
„Cio, ich meine es ernst. Wenn …“
„Da hinten ist ein Wächter, und der hat uns zu genau beobachtet.“
Bei diesen Worten blieb mir fast das Herz stehen.
„Deswegen tu so, als würdest du mit mir spielen.“
„Aber …“
„Komm schon.“
Er knabberte wieder an meinem Ohr, dann an meiner Wange.
„Los, Zsa Zsa, mach irgendwas bei mir.“
Was machen? Was denn bitteschön?! Ich wiederstand der Versuchung meinen Kopf zu drehen, um nach diesem Wächter Ausschau zu halten. Meine ganze Konzentration lag darauf, meinen Herzschlag zu beruhigen, und nicht in panisches Atmen auszubrechen.
„Zsa Zsa, lieg nicht nur so da. Bitte.“
Seine Schnauze strich über meine.
„Tu etwas.“
Es war wohl das „Bitte“ gewesen, das mich veranlasste, meine Nase zögernd in einen Pelz zu stecken, und zärtlich an seinem Hals zu knabbern.
„Ja, so ist gut.“
Er ließ sich halb auf mir nieder, eine Vorderpfote über meinen Brustkorb, während ich auf dem Rücken liegen blieb. Für Außenstehende musste er wirken, als seien wir ein verliebtes Pärchen, das miteinander rumkuschelte. Vorrausgenommen, sie nahmen uns diese Nummer ab.
Cio schmiegte seinen Kopf an meinen, ließ seinen warmen Atem durch mein Fell gleiten, und einen Moment hätte ich fast geglaubt, dass das nicht nur ein Ablenkungsmanöver war. Dafür fühlte es sich einfach viel zu echt an. Selbst in dieser Situation konnte er meine Haut zum kribbeln bringe, und den Wunsch schüren, das hier immer zu haben.
„Nicht so verkrampft, Zsa Zsa, sonst glauben die Leute noch, ich tu das hier gegen deinen Willen.“
„Wer sagt denn, dass das nicht so ist?“
Als er den Kopf hob, biss ich spielerisch nach ihm. Mein Herz schlug dabei wie wild, was nicht nur an Cios Nähe lag. Gleichzeitig ließ das ganze meinen Atem aber auch auf sehr deutliche Weise schneller werden. Nahm der Wächter uns die Show ab, oder waren wir bereits aufgeflogen?
„Oh, so willst das jetzt also“,
raunte er mit leiser Stimme. Seine Augen waren leicht verengt, als er spielerisch zurückbiss, bis eine kleine Rangelei entstand, an dessen Ende, ich ihn auf den Boden drückte. Natürlich war mir klar, dass mir das nur gelang, weil er es zuließ, aber das schmälerte das Hochgefühl in mich nicht. Ganz im Gegenteil. Er machte das, weil es mich freute.
„Und was machst du jetzt?“
Er neigte den Kopf leicht zur Seite, und sah mich ganz eigenartig an. Den gleichen Blick hatte er auch vor zwei Nächten gehabt.
„Jetzt würde ich dich gerne küssen“,
sagte er sehr leise.
Nach diesen Worten sahen wir uns nur still an. Sollte ich etwas erwidern? Und wenn ja, was? Warum sagte er sowas überhaupt? Irgendwann hielt ich den Blick nicht mehr aus, und wandte den Kopf ab. Der Garten um uns herum war Menschenleer, keine Seele die uns beobachten konnte.
„Der Wächter ist weg“,
sagte ich leise, und erhob mich von ihm.
„Zsa Zsa, ich …“
„Wir sollten endlich weitergehen, bevor noch jemand auftauchen kann.“
Ich sah mich um, um den richtigen Weg auszumachen, aber da ich keine Ahnung hatte, woher wir gekommen waren, wusste ich auch nicht wohin wir gehen mussten.
„Aber du solltest die Führung übernehmen, sonst landen wir noch in Pfefferland.“
Hinter mir regte sich eine ganze Weile nichts, aber ich wiederstand der Versuchung nach ihm zu sehen, einfach weil ich nicht wusste, was mich erwarten würde. Warum auch musste er immer solche Sachen sagen? Und dann auch noch in den unpassendsten Momenten. Nein, streicht das. Es war egal wann er es sagte, es war immer unpassend, einfach weil er nicht zu haben war.
Irgendwann hörte ich ihn seufzen, und dann aufstehen.
„Komm“,
sagte er, und ging an mir vorbei ohne mich auch nur eines
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