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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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Blickes zu würdigen.
„Wir sind fast da.“
    Und damit hatte er recht. Es war wirklich nur noch ein Katzensprung bis zu dem kleinen, alten Wirtschaftsgebäude, dass in dem wunderschönen Garten ein einziger Schandfleck war. Abblätternde Farbe, eingesunkenes Dach, und eine vernagelte Tür, die einem deutlich machte, dass hier drinnen niemand mehr willkommen war. Ich schätzte eine Grundfläche von vielleicht zwanzig Quadratmetern. Aber das war schon großzügig geschätzt.
    „Wie kommen wir da rein?“
    „Durch den Hintereingang.“
Cio verschwand hinter der nächsten Ecke.
    Um nicht verloren zu gehen, lief ich ihm schnell hinterher, und entdeckte ihn, wie er mit dem Kopf halb in einen paar Dornensträuchern an der Hausmauer hing.
„Was machst du da?“
    „Durch den Hintereingang gehen.“
Langsam schob er sich vorwärts,  dabei immer wieder er zusammen, oder fluchte leise, wenn es doch ein Dorn schaffte durch den Wolfspelz zu dringen.
„Also als ich kleiner war, war das wesentlich einfach gewesen.“
    Während er mit dem Strauch kämpfte, und langsam darin verschwand, wachte ich über die Umgebung. Gerade war niemand zu stehen, aber das konnte sich ganz schnell ändern. Deswegen tippelte ich ziemlich nervös von einer Pfote auf die andere. Ich wollte da auch ganz schnell rein. Nein, Moment, wollte ich nicht. Eigentlich wollte ich nur ganz schnell nach Hause.
    „Verdammt“,
hörte ich ihn wieder in meinem Kopf fluchen, dann war er plötzlich weg, und nur noch ein Haarbüscheln in dem Strauch erinnert an ihn.
    „Cio?“
    „Ja, hier, komm rein. Beeil dich.“
    Als wenn er mir das sagen müsste. Trotzdem zögerte ich. Diese Reihe aus Dornenbüschen sah nicht sehr einladend aus. Aber hier draußen wollte ich auch nicht allein bleiben. Ich sah mich noch einmal um, und steckte dann meine Nase in den Strauch, nur um sie sofort wieder rauszuziehen.
    „Und pass auf deine Nase auf. Diese Sträucher zerkratzen dir wirklich alles.“
    Hätte es ihn umgebracht, das einen Moment früher zu erwähnen? Grummelnd versuchte ich es erneut, dieses Mal vorsichtiger. Die Dornen zogen sofort an meinem Fell, und eine pikste mich ins Ohr. Dem Drang sich zu schüttel zu wiederstehen, war gar nicht so einfach. Nur, die Aussicht auf weitere Kratzer hinderte mich daran.
    Es war nur ein kurzes Stück, durch das ich musste, dann kam die Wand – nein, keine Wand, ein Loch im Mauerwerk – aber dieses kurze Stück hatte es echt in sich, und ich verlor dabei mehr als ein Haarbüschel. Das Loch war auch nicht sehr groß, eher etwas für einen Welpen, als für einen erwachsenen Wolf, aber dank meiner Größe schaffte ich es ohne Probleme hindurch. Nur wie Cio das geschafft hatte, war mir ein Rätsel.
    Dann stand ich in einem großen, dunklen Raum, mit verriegelten Fensterläden, und so viel Staub auf dem Boden, dass ich erst mal einen Niesanfall bekam.
    „Pssst“, machte Cio.
    Als ich wahrnahm, dass er nicht in Gedanken sprach, sondern ganz normal, sah ich überrascht auf. Meine Augen bekamen wohl die Größe von Untertassen, als ich Cio in dem spärlichen Licht, das durch die Ritzen der Fensterläden drang, splitter faser nackt vor einem alten Unterschrank hocken sah. Er kramte darin rum, und als er wohl nicht fand, was er suchte, machte er sich über den Unterschrank daneben her.
    „Was machst du da?“,
wollte ich wissen. Für freie Körperkultur war jetzt wohl nicht der richtige Zeitpunkt.
    „Ich suche Kleidung, oder willst du nackt durchs Schloss spazieren?“ Er hielt kurz inne, um mich über die Schulter anzugrinsen. „Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, hätte das auch seine Vorteile.“
    „Cio!“
    „Na gut.“ Und schon war sein Kopf wieder im Schrank verschwunden.
    Ich wagte es nicht näher zu treten, auch wenn ich selber gerne einen Blick in die Schränke geworfen hätte.
„Wie kommst du darauf, dass es hier Klamotten geben könnte?“
Das hier erinnerte eher an eine Küche, aus der schon vor langer Zeit alles bis auf die Holzschränke entfernt worden war.
    „Weil ich sie hier versteckt habe.“ Er klappte den Schrank zu, um sich über den vorletzten herzumachen. „Ayden und ich haben uns auf diesem Weg früher oft rausgeschlichen um Party zu machen, oder im Wald stromern zu gehen. Cheyenne hat nie rausbekommen, wie wir das gemacht haben.“
    Früher? Meinte er damit früher vor einem, oder früher vor zehn Jahren
? „Vielleicht hat sie das ja doch, und es euch nicht gesagt, um eure keinen Jungs Träume nicht

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