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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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sowas verdiente niemand.
    Als Cio seine Hand wieder hob, und von neuem damit begann, mein Gesicht vom Blut zu befreien, wehrte ich mich nicht dagegen. Ich sah einfach nur stumpf auf seinen Schoß, und fragte mich, wie das alles so weit hatte kommen können, wie es möglich war, dass ich ein Leben genommen hatte. Das war nicht ich gewesen, so etwas machte ich nicht. Gewalt war mir zuwider. Sie war unnötig.
    Und trotzdem hatte ich jetzt ein Leben beendet.
    „Es war nicht deine Schuld“, sagte Cio leise.
    Darauf sagte ich nichts. Wenn es nicht meine Schuld war, wessen denn dann?
    Er seufzte, und ließ die Decke sinken. Seinen Blick konnte ich deutlich auf mir spüren, aber ich wagte es nicht ihm in die Augen zu sehen.
    „Wo sind wir hier?“
    Ich zuckte mir den Schultern, und drehte den Kopf ein wenig. Bisher hatte ich diesem Zimmer nicht wirklich viel Aufmerksamkeit geschenkt. Es war nicht groß, und bis auf das schmale Bett in dem wir saßen, und dem Schrank auf der anderen Seite gab es hier nicht viel. Dafür waren die bodenlangen Fenster seltsam. Und sie waren vergittert, was trotz der braunen Vorhänge deutlich zu erkennen war. Das ganze Zimmer war in Braun gehalten, und wirkte sehr trostlos und staubig, und bis auf die dunkle Holztür, durch die sie uns reingebracht hatte, gab es noch eine zweite, die einen Spalt offen stand.
    „Das Badezimmer, schätze ich“, sagte Cio, der meinem Blick gefolgt war.
    Badezimmer. Das hieß dann wohl, dass man für uns einen längeren Aufenthalt geplant hatte.
    „Na wenigstens müssen wir keinen Eimer benutzen.“
    Wie konnte er jetzt Witze reißen? Manchmal verstand ich ihn wirklich nicht. „Was passiert denn jetzt?“, fragte ich leise. „Was wollen die mit uns machen?“
    Wie zur Antwort auf meine Frage, kamen in dem Moment draußen auf dem Flur Stimmen auf. Einen Augenblick später klickte das Schloss zu unserer Tür.
    „Ich denke wir werden es jetzt erfahren“, sagte Cio, während ich halb hinter ihn rutschte, und meine Hand auf seinen Arm legte. Das gab mir ein wenig Sicherheit.
    „Ganz ruhig“, murmelte Cio leise, und legte seine Hand auf meine, als die Tür aufschwang, und uns jemanden offenbarte, mit dem ich nicht gerechnet hätte. Eddy Lauin, der Großwächter von Cheyenne. 
    Mit ernster Miene sah er uns an. Unpersönlich, fremd, als würde er uns nicht kennen, oder als hätte unsere Bekanntschaft in seinen Augen keinerlei Bedeutung. Kein Wort kam über seine Lippen. Er trat einfach ein Stück zur Seite, und ließ Gräfin Xaverine persönlich eintreten.
    Augenblicklich schien sie mit ihrer Ausstrahlung das ganze Zimmer einzunehmen. Es war wie eine dunkle Aura, die sie umgab, und allen deutlich machte, wer hier das Sagen hatte. Das auffälligste Merkmal an ihr war nicht die schlanke Figur in dem rotschwarzen Kleid. Auch nicht die dunklen Haare, die sie zu einem komplizierten Knoten auf den Kopf gesteckt hatte. Es waren die Narben in ihrem aristokratischen Gesicht, die sogar die kleinen Fältchen um Augen in den Hintergrund rücken ließen.
    Hinter ihr trat noch der Mann mit den kalten Augen ein, lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Wand, während Eddy Lauin von innen die Tür schloss. Er trug ein ziemlich dickes Buch bei sich, dessen Bedeutung sich mir nicht erschloss. Dann starten uns die drei einfach so stumm an.
    Cio rutschte ein wenig herum, bis ich mehr oder weniger von seinem breiten Rücken verborgen wurde. „Von euch hat nicht zufällig jemand eine Kopfschmerztablette für mich?“ Er tastete vorsichtig nach der Beule, mit dem leicht vom Blut verklebten Haar. „So eine Tischkante ist nämlich ganz schön hart.“
    Natürlich zog er damit alle Aufmerksamkeit auf sich. War das Absicht? Verfolgte er einen Plan?
    Die Gräfin neigte den Kopf leicht zur Seite. „Elecio Heran, wenn ich mich nicht täusche? Der Umbra des
Prinzen
.“
    Wie sie das Wort aussprach, so höhnisch und voller Spott, als hätte es keinerlei Bedeutung. In ihren Augen entsprach das wohl auch der Wahrheit.
    „Der Umbra mit den fürchterlichen Kopfschmerzen“, korrigierte er sie. „Deswegen hätte er gerne eine Tablette dagegen.“ Er sah von einem zum anderen, als erwartete er ernstlich, dass einer von ihnen eine Aspirin aus seiner Jacke zauberte. „Wenn ihr keine habt, dann könnt ihr mich auch einfach rauslassen. In meinem Zimmer hab ich noch welche.“
    Natürlich reagierte keiner darauf.
    Als die Gräfin die Hände auf dem Rücken verschränkte, und ein wenig tiefer

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