Vergangene Narben
andere dir vorgeben?“
„Ich plappere nichts nach, ich folge meiner Überzeugung.“
„Genau das tue ich auch, nur das ich dabei keine fanatischen Züge annehme, und ich selbst bleibe. Wenn du in dein Verderben rennen willst, um deiner abartigen Ader frönen zu können, nur zu, nur wirst du diesen Weg ohne mich einschlagen.“
„Ist das dein letztes Wort?“
„Darauf kannst du Gift nehmen.“
„Wie du meinst, dann haben wir uns wohl nichts mehr zu sagen.“ Sie richtete ihren Blick auf mich. „Genieß deine Zeit mit ihm, er wird dich auch einfach fallen lassen, sobald er was Besseres findet, und so wie du aussiehst, kann das nicht sehr lange dauern.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um, und stampfte wütend aus dem Zimmer.
Ich sah ihr hinterher, begegnete dabei Eddy Lauins Blick, doch er schüttelte kaum merklich den Kopf. Vielleicht wollte er sich damit für Ieshas Verhalten entschuldigen, vielleicht wollte er uns aber auch einfach sagen, dass es dumm von uns gewesen war hier her zu kommen. Ich konnte es nicht mit Sicherheit sagen, da er nur schweigend den Raum verließ, und die Tür von außen wieder verschloss, um uns erneut einzusperren.
Cio atmete einmal tief ein. „Scheiße.“
Das fasste unsere Situation wohl sehr gut zusammen.
Ich löste mich aus seinen Armen, die er nur wiederwillig von mir nahm.
„Zsa Zsa …“
„Lass mich.“ Ich wollte seine Worte nicht hören, wollte nicht dass er mir zu nahe kam, und wich ihm aus, als er die Hand nach mir ausstreckte. Das war einfach alles zu viel gewesen. Nicht nur dass sie uns erwischt und hier eingesperrt hatten, und auch nicht nur was Cio hinter meinem Rücken über mich gesagt hatte, nein, das schlimmste war es gewesen, meinen starken Vater so schwach und hilflos zu sehen.
Wie war er nur in die Fänge der Gräfin geraten? Es waren doch die Therianthropen die ihn und Mama entführt hatten. Es hatte überall nach ihnen gerochen, und die Polizei hatte gesagt, dass die Toten in unserer Wohnung Dunkelhäutige gewesen waren. Wie also war es möglich, dass er hier war? Das ergab einfach keinen Sinn. Und was würden sie jetzt mit meinem Vater tun? Würde die Gräfin ihn wirklich zu einem Arzt bringen? Und was war mit meiner Mutter? Hatte ich mich die ganze Zeit wirklich so sehr getäuscht? Das konnte ich mir einfach nicht vorstellen.
Als ich mich nicht bewegte, nur dastand, und mir stumm die Tränen über die Wangen liefen, streckte Cio wieder seine Hand nach mir aus. Ich trat sofort einen Schritt von ihm weg, schlang die Arme um meinen Körper. „Nicht anfassen.“ Das war wohl das erste Mal, dass ich mich absolut nicht von ihm berühren lassen wollte. Nicht nachdem was ich gehört hatte.
Cio ließ die Hand zurück an seine Seite fallen, und seufzte schwer. „Was Iesha da eben gesagt hat, das stimmt nicht. So habe ich das nie gesagt.“
So
hatte er es nicht gesagt? Gab es denn noch andere Möglichkeiten sowas auszudrücken? Ich schüttelte nur den Kopf. „Warum sollte ich dir glauben?“
„Warum willst du ihr glauben? Keine Lügen, weißt du noch?“ Er schwieg einen Moment, so, als müsste er selber überlegen, wie es wohl am besten war fortzufahren. „So wie sie es gesagt hat, ist es völlig aus dem Zusammenhang gerissen, so hab ich das nie gesagt, das musst du mir glauben.“
„Also hast du es doch gesagt“, stellte ich bitter fest, und rieb mir die Tränen aus den Augen. Mein Geheul würde uns jetzt auch nicht helfen. Es war nutzlos, genauso wie ich.
„Wenn du es genau wissen willst, ich habe gesagt, Speckschwarten sind auf jeden Fall besser, als ihre ewige Eifersucht, aber damit gemeint habe ich, das alles besser ist als …“ Er stockte, und drückte wütend die Lippen aufeinander, weil ihm die richtigen Worte fehlten. „Verdammt, das kommt nicht richtig rüber. Aber Zsa Zsa, bitte, du musst mir glauben, ich hab das nicht so gemeint, wie sie es sagt.“
Und dass sollte ich glauben, wo er es nicht mal wirklich abgestritten hatte? „Und das mit dem Beißen?“, wollte ich wissen. „Hast du das auch nicht so gesagt?“
„Du weißt dass ich mich gerne von dir beißen lasse, daraus habe ich nicht ein Geheimnis gemacht, und wenn du dich erinnerst, habe ich mich auch schon mit dir abgegeben, bevor du mich das erste Mal gebissen hast.“
„Ja, weil du mir unbedingt meine Geheimnisse entlocken wolltest.“
„Nein, weil ich dich von Anfang an mochte.“
Wie gerne würde ich ihm glauben, aber im Moment war mir das einfach
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