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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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könnte. Doch als ich da sah, wer da zwischen zwei Wächtern in Handschellen hineingestoßen wurde, und mit einem schmerzenden Geräusch auf die Knie knallte, konnte ich meinen eigenen Augen kaum trauen. Ich schlug die Hand vor dem Mund, schüttelte den Kopf. Das war einfach nicht möglich, das ergab absolut keinen Sinn. Er konnte nicht hier sein. Das war einfach unmöglich!
    „Ah, wie ich sehe, erkennst du ihn“, säuselte die Gräfin, und umrundete den schwarzhaarigen Mann, der sich langsam auf die Knie arbeitete.
    Er schien schmerzen zu haben. Seine blauen Augen wirkten irgendwie trübe, als sei er mit Drogen vollgepumpt. Ein Rasierer schien er seit Wochen nicht mehr gesehen zu haben, nicht mehr seit dem Morgen, als wir uns auf dem Weg zum Flughafen gemacht hatten, um Tante Amber zu verabschieden. 
    Das Haar war verklebt, das Gesicht und der Körper voller Blessuren, Wunden, und Blut. Er trug kein Hemd, war verdreckt, und der unstete Blick huschte ziellos um Raum umher.
    „Er ist in keinem guten Zustand, nicht wahr?“ Die Gräfin fuhr mit den Fingern fast liebevoll durch sein Haar, nur um es dann fest zu packen, und seinen Kopf gewaltsam in den Nacken zu reißen.
    „Ahhh!“
    „Papa!“ Ich wusste nicht genau was ich da tat, ich rannte einfach los, wollte dieser Frau wehtun, wollte sie schlagen, wie sie es mit meinem Vater getan hatte, doch auf halbem Weg schlag Cio seine Arme um mich, und hielt mich auf. „Nein! Papa, bitte!“ Nun war es mir egal, dass sie meine Tränen sehen konnten, oder dass der kaltäugige Diener eine Waffe auf mich gerichtet hatte, die er benutzen würde, wenn ich noch einen Schritt näher kam. Mir war alles egal, denn ich musste meinem Vater helfen.
    „Wenn du möchtest, lasse ich einen Arzt für ihn kommen“, sagte sie einschmeichelnd. „Du musst mir nur sagen, was ihr im HQ an den Computern gemacht habt.“
    Nach diesen Worten drückte Cio meinen Arm fester, einer Ermahnung, genau das nicht zu  tun.
    „Du kannst natürlich auch weiter schweigen“, fuhr die Gräfin fort, „aber dann musst du auch mit den Konsequenzen leben.“ Sie schnipste mit den Fingern, und was dann folgte, ließ meinen Schrei durch den ganzen Raum hallen.
    Iesha stand plötzlich neben meinem Vater, ein Messer an seiner Brust, mit dem sie ihm leicht in die Haut einschnitt.
    Mein Vater schien nicht wahrzunehmen, was um ihn herum vor sich ging, aber den Schmerz, den spürte er. Die Arme, die mit Handschellen auf seinen Rücken gebunden waren, zuckten, als wolle er sich wehren, doch das brachte nichts, da die Gräfin ihn noch immer festhielt.
    „Nein!“, schrie ich, als Iesha das Messer erneut ansetzte.
    Cio hatte Schwierigkeiten mich festzuhalten, so sehr wehrte ich mich gegen seinen Griff.
    „Bitte, tut ihm nicht weh, bitte!“ Meine Tränen vernebelten mir ein Teil meiner Sicht, doch der Geruch des Blutes, der sich langsam in der Luft ausbreitete, den nahm ich nur zu deutlich wahr. „Bitte!“
    „Wirst du mir sagen was ich wissen möchte?“, fragte die Gräfin lauernd.
    „Ja, ja! Ich erzähle alles, nur bitte lasst ihn in Ruhe!“
    Die Gräfin schnipste, das Zeichen für Iesha sich zu entfernen, doch als sie das Messer von der Haut meines Vaters nahm, schnitt sie ihn wie zufällig ein weiteres Mal. „Ups“, sagte sie nur. „Ich bin abgerutscht.“ Dabei sah sie mich so eindringlich an, dass ich genau wusste, dass es ein versehen war.
    Ich wurde ganz ruhig, und egal was sie da in meinem Gesicht sah, es ließ sie leicht die Stirn runzeln. „Dafür wirst du büßen“, schwor ich ihr.
    Die Gräfin ließ meinen Vater los, sodass er nach vorne kippte, und so keuchend und schwer atmend liegen blieb. Auf seiner Haut hatte sich eine feine Schweißschicht gebildet, die mir Angst machte. Hatte Iesha doch tiefer geschnitten, als es den Anschein machte?
    „Papa?“, fragte ich, aber er regierte nicht mal auf meine Stimme. Was hatten sie ihm da nur gegeben?
    „Plötzlich scheinst du ja sehr gesprächig“, sinnierte die Gräfin. „Und du weißt was ich hören will. Also?“
    Ich zögerte noch einen Moment. Wenn ich es ihr verriet, wäre alles umsonst gewesen, aber ich konnte doch nicht zulassen, dass sie meinen Vater noch weiter verletzte.
    „Es ist okay, Zsa Zsa“, sagte Cio da auf einmal, den Blick auf fest auf die Gräfin gerichtet. „Sag es ihr ruhig. Es wird ihr eh nicht helfen.“
    „Was?“ Völlig entgeistert sah ich zu ihm auf. Das konnte doch nicht sein ernst sein.
    „Wenn du es nicht

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