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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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niedergelassen hatte, und durch das Glas hinaus ins Freie starrte – mein Hintern war vom langen sitzen jedenfalls schon ordentlich taub.
    Ich wusste nicht mehr wann genau, aber Cio war schon vor einer ganzen Weile aus dem Bad gekommen. Ich hatte gehört, wie sich die Tür geöffnet hatte, hatte den Blick im Rücken gespürt, doch ich hatte ihn einfach nicht ansehen können, und nur den Geräuschen gelauscht, die er gemacht hatte, als er unter die Decken im Bett gekrochen war.
    Ich wollte ihn nicht ansehen, wollte nicht mehr über unseren Streit nachdenken, über all das, was in der letzten Zeit schiefgelaufen war, über die Vorwürfe, und Anschuldigungen. Ich wollte das alles nur vergessen, doch meine Gedanken ließen mich einfach nicht in Ruhe. Zwischendurch hatte ich sogar leise vor mich hingesungen, um meinen Kopf zu zwingen, sich mit etwas anderem zu beschäftigen, während ich dabei zugesehen hatte, wie die Dämmerung der Nacht gewichen war. Doch auch mein Lied war verstummt, und nun blieb mir wieder nichts anderes, als das Karussell in meinem Kopf, das sich endlos drehte, und immer und immer wieder die gleichen Probleme wälzte, ohne der Lösung auch nur einen Schritt näher zu kommen.
    Seufzend lehnte ich meinen Kopf gegen die Wand, und beobachtete unten im Hof die Wächter, die dort draußen patrolierten, als erwarteten sie eine Gefahr in der Dunkelheit auftauchen. Seit dem ich aufgewacht war, hatte sich keiner von ihnen bei uns im Zimmer – oder besser gesagt, in unserer gemütlichen Zelle – blicken lassen. Kein Wächter, kein Diener, und auch kein Cerberus. Niemand hatte mir gesagt, was mit meinen Eltern war, oder wie es um die Gräfin stand. Ich wusste auch nicht was sie nun mit mir und Cio vorhatten, oder was mit den Therianthropen war. Hatte Fujo mit ihrem Großvater geredet? Glaubte er ihr? Und was war mir Cheyenne? Es war gut möglich, dass auch sie bereits gegen ihren Willen ein Gast dieses Hauses war. Schließlich hatte ich anderthalb Tage geschlafen. In dieser Zeit konnte viel passiert sein.
    Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen. Diese Grübeleien brachten mich einfach nicht weiter, doch ich konnte einfach nicht aufhören darüber nachzudenken. Es half mir einfach nicht, doch hier eingesperrt zu sein, zum Nichtstun verdammt, ließ mir einfach keine andere Möglichkeit, als alles immer und immer wieder zu durchdenken.
    „Du täuscht dich, Zsa Zsa.“
    Bei der leisen Stimme von Cio, drehte ich überrascht den Kopf zum Bett. Er lag auf der Seite, die Füße halb unter der Decke, und beobachtete mich. Wie lange schon? Ich hatte gedacht, dass er schliefe.
    „Ich will nicht, dass du so von mir denkst“, sagte er leise.
    Dafür war es wohl ein wenig zu spät. Die Beweise sprachen eindeutig gegen ihn. Warum sonst sollte er sich mit mir abgeben, wenn nicht, um Iesha eine auszuwischen? Wortlos wandte ich den Blick wieder aus dem Fenster. Das Problem mit Cio war wohl eines der geringsten die ich hatte, auch wenn es im Moment am meisten schmerzte. Nie wieder wollte ich erleben, wie er mich einfach so fallen ließ. Es tat viel zu weh.
    „Sieh mich doch wenigstens an, Lämmchen“, bat er mich, und warte, dass ich seiner Bitte Folge leistete. Doch das war leider vergebens. Ich konnte es einfach nicht, wollte mich nicht mehr in seinen Augen verlieren, in Schalk, der darin wohnte, oder leicht spöttischen Zug um seinem Mund.
    Es tat einfach so weh. Die Erinnerung daran, einfach so liegengelassen zu werden. Es war wie damals mit Kians Cousin. Er war auch einfach gegangen. Ohne ein Wort, und ohne sich noch einmal umzudrehen. Cio konnte das nicht, was allein daran lag, dass er hier mit mir eingesperrt war. Ansonsten wäre er wohl auch einfach verschwunden.
    Ich bereue es nicht.
    Es war der Wahnsinn, weil du der Wahnsinn bist.
    Weil ich dich von Anfang an mochte.
    Ich drückte die Lippen zu einem festen Strich zusammen. Alles Lügen. Er hatte da nur gesagt, um sein Gewissen zu erleichtern, um mich nicht zu verletzten, oder zu verärgern, weil ich Cheyennes Tochter war.
    „Zsa Zsa, bitte.“
    Nein, ich konnte nicht. Auch wenn es mir schwer fiel dieses flehenden Ton in seiner Stimme, und seine bittenden Worte zu ignorieren, ich musste standhaft bleiben, um mich selber zu schützen. Den Schmerz einfach liegen gelassen worden zu sein, wollte ich kein weiteres Mal erleben.
    Ich reagierte nicht, als die Decken um Bett raschelten, und auch nicht als er seine Beine über die Kante schwang, und mit wenigen

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