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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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meine Augen zu öffnen, doch sie waren so schwer wie Blei, und wollten sich auch mit viel Anstrengung nicht anheben lassen.
    Sanfte Finger strichen mir eine verirrte Strähne aus der Stirn.
    „Ganz ruhig, ich passe auf dich auf.“
    Wie ein Hauch schwebten die Worte an meine Ohren. Ich ergab mich ihnen, ergab mich dem Glauben an Cio.
    „Alles wird wieder gut“, hörte ich ihn noch aus weiter Ferne, dann glitt ich zurück in die Dunkelheit, in der Schmerz keinen Zutritt hatte.
     
    °°°
     
    Es war ein lautes Scheppern, gefolgt von einem derben Fluch, der mich ruckartig die Augen aufschlagen ließ.
    Cio hockte neben dem Bett. Etwas plätscherte, und mir wurde klar, dass er eine Schüssel mit Wasser runter geschmissen hatte. Mit dem Lappen versuchte er dem Malheur zu Leibe zu rücken, um Schüssel, Lappen, und das nun dreckige Wasser zurück auf den wackligen Nachttisch zu stellen. Er bemerkte nicht, dass ich ihn dabei beobachtete.
    Meine Stirn schlug leichte Falten. Dieser Nachtisch … war das nicht ein Nachtschränkchen gewesen? Und die Farbe an der Wand … ich konnte mich absolut nicht dran erinnern, dass sie weiß gewesen war.
    „Cio“, sagte ich leise, und wunderte mich darüber, wie rau meine Stimme war. Das Kratzen in meiner trocknenden Kehle war echt unangenehm.
    „Hey“, sagte er, und ließ sich neben mir auf der Bettkante nieder. Dabei glitt sein prüfender Blick über mein Gesicht. „Wie geht es dir?“
    Das Runzeln auf meiner Stirn wurde tiefer. „Wie es mir geht?“
    „Deinem Kopf meine ich.“ Er tippte sich an den selbigen. „Du hast fast Sechsundreißig Stunden geschlafen.
    Hörte ich da einen besorgten Unterton aus seiner Stimme? Moment, ich hatte anderthalb Tage geschlafen?! „Aber …“ Mein Blick fiel auf seinen Oberarm. Dich einbandagiert, mit einem Verband, der nicht mehr ganz frisch aussah. Ich fuhr hoch, im Begriff danach zu greifen, verharrte dann aber wenige Zentimeter davor. Ich wollte ihm schließlich nicht wehtun. „Was ist passiert?“ Warum waren wir jetzt in einem anderen Zimmer? – es war eindeutig nicht der Raum, in den man uns die letzten Tage gesperrt hatte. Und warum zum Teufel steckte ich plötzlich in einem Bademantel? Ich konnte mich nicht daran erinnern ihn angezogen zu haben, noch wie ich damit ins Bett gekommen war.
    „Einer der Wächter hat auf mich geschossen, und ich konnte nicht schnell genug ausweichen. Und leider habe ich nicht so gutes Heilfleisch wie du.“ Sein Blick war bei diesen Worten einen Moment auf den Verband gerichtet, bis er ihn mir zuwandte, und die Stirn leicht in Falten legte. „Erinnerst du dich denn nicht mehr?“
    „Erinnern?“ Woran sollte ich mich erinnern?
    Sein Mund nahm einen angespannten Zug an, der mir so gar nicht gefallen wollte. Er rieb sich nervös über den Mund, wich einen Moment meinem Blick aus, bevor er sich fahrig über die Lippen leckte. „Zsa Zsa, wir … woran … was ist das letzte woran du dich erinnern kannst?“
    Um das herauszufinden, musste ich tief in meinem Gedächtnis graben. Das war … seltsam. Ich runzelte die Stirn, dachte angestrengt nach. Ich wusste noch wie wir uns mit Fujo unterhalten hatten, dann schlafen gegangen waren. Auch das Aufwachen war mir im Gedächtnis geblieben, und die Erinnerung daran trieb mich dazu, das Gesicht abzuwenden, aber nur bis zu dem Augenblick, als darauf folgenden Ereignisse wie aus endloser Tiefe langsam an die Oberfläche empor stiegen. Es war als würde der Nebel sich lichten, und plötzlich sah ich wieder alles klar und deutlich vor meinem inneren Auge. Die Gräfin, die Folter. Ich sah mich selber, wie ich Cheyennes Aufenthaltsort ausplauderte, wie mein Vater plötzlich die Wächter angriff, und dann über die Gräfin herfiel. Aber wirklich klar leuchtete nur ein Moment in meinen Erinnerungen auf. „Papa ist tot“, hauchte ich, und schlug dann die Hände vor den Mund, als mir die Bedeutung dessen wirklich klar wurde. Die blutende Wunde an seinem Kopf. Er war einfach zur Seite gekippt. „Er hat meinen Vater erschossen.“
    „Hey, nein.“ Cio rückte näher, und schloss die Arme um mich, als die Tränen sich unaufhaltsam ihren Weg bahnten. „Dein Vater ist nicht tot. Es war nur ein Streifschuss. Hörst du? Er lebt. Cerberus hat ihn zurück in seine Zelle bringen lassen, bevor die Wächter uns hier eingesperrt haben.“
    Seine Worte drangen nur langsam an mich heran. „Er lebt?“, fragte ich leise, und wagte kaum zu  hoffen.
    „Ja. Es geht ihm … naja,

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