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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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wurde Fujos Großvater auch schon wie ein Rammbock von meinem Vater gerammt.
    „Grootvader!“
    Cio sprang auf Pandu, und versetzte ihm einen kräftigen Schlag ins Gesicht.
    Ich arbeitete mich hastig auf die Beine, und stürzte an Mamas Seite. Sie hielt sich den Kopf, und schien leicht orientierungslos. „Mama, steh auf.“
    „Donasie?“
    „Ja, komm, steh auf.“ Ich packte sie beim Arm, und versuchte sie hochzuziehen, doch ihre Beine wollten ihr Gewicht einfach nicht tragen.
    Ein plötzlicher Stoß in den Rücken ließ mich nach vorne straucheln. Ich stolperte über Mamas Beine, und schaffte es gerade noch die Arme hochzureißen, bevor ich auf die Knie krachte.
    „Nie Pa!“, schrie Fujo da.
    Ich wirbelte herum.
    Da war noch ein Kerl – wo kam der den plötzlich her? – und ich konnte gerad noch sehen, wie er ein Messer aus einer Fußscheide zog, und meiner Mutter an die Kehle hielt, als er sie an den Haaren auf den Beinen zog.
    „Lass mich los, Amir.“
    „Pa!“, rief Fujo wieder?
    Pa? War dieser Amir etwa Fujos Vater? 
    „Das Medaillon“,
flüsterte da der Wind. Nein, nicht der Wind, das war meine Tante. Ich hatte ihre Stimme bereits so lange nicht mehr gehört, dass ich sie für einen Moment nicht erkannte.
„Wir brauchen das Medaillon.“
    „Wozu?“ Ich rappelte mich wieder auf die Beine, und spürte in dem Moment einen Schmerz durch mein Knie jagen, der mich wieder auf den Boden zwang. Scheiße, ich musste mich beim Sturz verletzt haben. „Papa!“, schrie ich. „Er hat Mama!“
    „Das Medaillon, Donasie. Hol mich in die Welt der Lebenden, damit die Trauer endlich ein Ende findet.“
    Medaillon, Medaillon, was für ein Medaillon?
    Panisch sah ich zu meiner Mutter, die rückwärts von diesem Kerl weggezogen wurde. Mein Vater konnte ihr nicht helfen, er hatte alle Hände voll zu tun, denn da war noch ein Therianthrop aufgetaucht – wo kamen die nur alle her? Und Cio hatte selber schwer damit zu kämpfen, sich die Zähne eines Leoparden vom Hals zu halten. Er war bereits halb verwandelt.
    „Das Medaillon deiner Mutter. Schnell!“
    „Mama, dein Medaillon!“, rief ich ihr entgegen, doch auch wenn sie es hörte, sie konnte nicht danach greifen, konnte meine Tante Lalamika nicht in diese Welt holen. Dieser Amir zerrte sie immer weiter von mir weg. „Scheiße!“, fluchte ich, und versuchte mich trotz Schmerzen auf die Beine zu arbeiten. „Mama!“ Ich humpelte vorwärts. Vielleicht konnte ich dieses Sackgesicht soweit ablenken, dass meine Mutter genug Zeit hatte meine Tante heraufzubeschwören. „Das Medaillon!“, rief ich wieder, und dieses Mal schien sie mich gehört zu haben. Eine Hand noch immer an ihrem Kopf, griff sie sich mit der andern an den Hals, und riss sich in ihrer Hast die Kette vom Nacken. Das Medaillon fiel zwischen Moos und vertrocknete Blätter, während Amir sie immer weiter fortzerrte.
    Scheiße, sie hatte es fallen lassen!
    „Du musst es machen, Donasie.“
    „Was? Ich?!“
    „Geh, hohle es, befreie mich.“
    Und noch mal scheiße. „Ich kann das doch gar nicht.“ Trotzdem humpelte ich weiter, und ließ in das vertrocknete Laub sinken. Meine Hände tasteten wild nach dem kleinen Schmuckstück, während mein Blick immer wieder zu meiner Mutter huschte.
    Sie hatte ihre Krallen in eine der Bäume geschlagen, und als Amir sie davon losmachen wollte, schlug sie mit der anderen Hand nach seinem Gesicht.
    Schnell,
sagte ich mir.
Schnell.
Ich tastete über den Boden. Laub und kleine Stöcker raschelten zwischen meinen Händen. Irgendwo hinter mir knurrte Cio, das Fauchen der Therianthropen zerriss die Luft, und dann trafen meine Finger auf das kühle Metall. Hastig nahm ich es an mich. Die ovale Form schmiegte sich in meine Hand, die silberne Fassung schimmerte leicht im Zwielicht des Morgens. Ich konnte sogar das filigrane Pentagramm auf der gläsernen Oberfläche über dem Hohlraum zu erkennen. „Was soll ich tun?“
    „Du musst glauben, Donasie. Glaube und es wird geschehen.“
    Therianthropen haben als einziges Volk der Welt die Gabe mit den Geistern zu sprechen, weil sie wirklich
sehen
können. Wir können alles sein was wir wollen, wir müssen nur daran glauben. Wenn wir glauben, dass es Geister gibt, dann sind sie da, weil sie wissen, dass wir glauben. Wir glauben, und es passiert, und wenn du glaubst, dann kannst auch du
sehen
. Du musst nur lernen zu glauben.
    Das hatte Mama mir schon vor langer Zeit beigebracht. Ich berührte die Oberfläche, lief meinen

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