Vergangene Narben
Geräusche der Nach nur gedämpft zu vernehmen. Immer weiter lief ich, und stieß schon nach kurzer Zeit auf einen kleinen, zugewucherten Trampelpfad, der scheinbar schon lange nicht mehr genutzt worden war. Und Flairs Spur lief genau darauf entlang.
Nun war ich neugierig. Was die kleine Kröte da wohl gefunden hatte? Die einzige Möglichkeit das herauszufinden war dem kurzen Trampelpfad bis ans Ende zu folgen, was ich natürlich sofort in Angriff nahm, und wow, plötzlich öffnete der Wald sich vor mir zu einer kleinen Lichtung. Aber sowas hatte ich noch nicht gesehen. Ein kleiner Reiher in der Mitte, über dem die Krone einer leicht schrägen Trauerweide aufragte. Bis auf eine kleine Spur im Schnee war alles unberührt, und strahlte so eine ruhe aus, dass man sich kaum traute sie zu unterbrechen. Dieser Ort hatte etwas Magisches. Wie die Mondstrahlen in dem Schnee reflektierten, dieser Anblick war einfach mystisch. Eine Oase der Ruhe und das Friedens.
Ich traute mich kaum einen Schritt darauf, und hätte diese Stille auch nicht gestört, wenn Flair nicht dort hinten vor dem seltsamen Stein gesessen hätte. So blieb mir gar nichts anderes übrig, als zu ihr zu schleichen, möglichst leise, um diesen Frieden zu erhalten.
Der Schnee knirschte unter meinen Fußballen, und jeder weitere Schritt von mir zerstörte diese Unberührtheit, aber Flair sah nicht so aus, als würde sie sich in nächster Zeit von ihrem Platz erheben. Sie saß einfach im Schnee, und sah auf diesen Stein, als würde er die Geheimnisse ihres Lebens bergen.
Hm, irgendwie war der Stein ja schon seltsam, und erst als ich praktisch davor stand, wurde mir auch klar warum. Das war ein Grabstein. Mitten im Wald, auf dieser Oase der Ruhe. Was hatte hier ein Grabstein zu suchen?
Vorsichtig schob ich Flair mit der Pfote zur Seite, und befreite den Stein notdürftig vom Schnee, bis ich die eingravierte Schrift darauf lesen konnte.
Elvis the King, der beste Kater der Welt.
Moment, hatte mein Vater mir nicht mal erzählt, dass meine Erzeugerin in ihrer Jugend einen schwarzen, langhaarigen Kater mit Namen Elvis besessen hatte? Das hier musste sein Grabmal sein.
Langsam ließ ich mich im Schnee davor nieder. Mein Vater hatte mir erzählt, dass sie diesen Kater abgöttisch geliebt hatte, und auch dass er etwas ganz besonderes gewesen war. Er hatte meine Erzeugerin vor allem Beschütz, und niemanden außer sie an sich rangelassen. Einmal hatte dieser Elvis meinen Vater wohl die Krallen durchs Gesicht gezogen, als er versuchte meine Mutter zu küssen. Er hatte nicht gewollt, dass sie von jemanden angefasst wurde. Nein, dieser Kater hatte sein Frauchen mit niemanden teilen wollen. Er war etwas ganz besonders gewesen.
Und nun war er tot.
„Ich habe gleich gewusst, dass mit dir etwas nicht stimmt.“
Erschrocken von der Stimme in meinem Kopf wirbelte ich herum, und sah mich Auge in Auge mit einem Dunkelbraunen Wolf gegenüber. An der Schläfe hatte er eine kleine Narbe, aber die brauchte ich nicht um zu wissen, wer da vor mir stand. Cio.
Sein Blick lag auf Flair, die kläffte was das Zeug hielt – auch sie hatte sich erschrocken. Scheiße. Flair war einmalig, sie war das eindeutige Zeichen dafür, wer ich war.
„Ich hätte es früher erkannt, aber der Geruch nach Pferd hat es im Verborgenen gehalten.“
Er machte einen Schritt nach vorne, was mich sofort zurückweichen ließ.
„Du bist ein Dimidius, aber nicht nur ein einfaches Halbblut, nein, du bist Vampir und Werwolf.“
Nein, nein, nein, nein, nein. All die Warnungen meines Vaters schossen mir durch den Kopf. Ein Dimidius wie ich würde niemals Akzeptanz finden, weil ich einfach zu anders war. Sie würden auf mich herabsehen, sie würden mich davon jagen, sie würden niemals einsehen, dass ich zu ihnen gehörte, weil ich ihn ihren Augen ein Nichts war. Eine Kuriosität, ein Fehler der Natur, etwas das es nicht geben durfte. Und die Sitten der Werwölfe waren hart. Dort galt das Gesetz des Stärkeren. Sie waren Tiere, und genauso würden sie auch handeln.
Mein Herz schlug wie wild in meiner Brust, und trotzdem war ich nicht in der Lage mich zu bewegen. Ich bin ein Fehler, und Fehler müssen korrigiert werden, schoss es mir durch den Kopf. Das war das was mein Vater mir beigebracht hatte, dass war es, wie sowohl die Vampire, als auch die Werwölfe reagieren würden, wenn sie jemals herausfänden, was ich wirklich war.
Cio neigte den Kopf zur Seite.
„Hat es dir die Sprache verschlagen, oder warum sagst du
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