Vergangene Narben
kleine Tasche, in der vier Löcher waren, in die ihre Beine mussten. So konnte sie alleine laufen, oder eben auch von mir getragen werden, ohne dass ich sie mit meinen Zähnen verletzte.
Vorsichtig schloss ich meine Schnauze um die ledernen Riemen, und hob sie hoch. Dann gab ich einfach Gas, und ließ meinem wilden Wesen freien Lauf. Ich rannte einfach, achtete nicht wohin mein Weg mich führte. Ich rannte bis ich meine Lungen protestierten, rannte bis mein Herz in ein wildes Galopp verfiel, rannte immer weiter, ohne ein Ziel vor Augen zu haben. Wenn ich auf vier Beinen lief liebte ich es einfach zu rennen.
Die Zeit verging wie im Flug. Ich wusste nicht wie lange ich schon unterwegs war, als ich Flair schließlich in den Schnee setzte, und mit ihr an der Seite langsam den Rückweg antrat. Dieser Freiheit, diese unendlichen Weiten, sie waren wie ein Fest für die Sinne. Ich liebte die Natur, und ich liebte es mich als ein Teil von ihr unter ihr zu bewegen. Dieser Einklang, diese Ruhe, diese Stille. Nie in meinem Leben fühlte ich mich wohler, als wenn ich das erlebte.
Natürlich brauchte ich für den Rückweg fiel länger, da ich mich jetzt auch mehr auf meine Umgebung konzentrierte. Immerhin musste ich noch etwas Neues entdecken, was es in keinem anderen Wald bisher gefunden hatte. Doch hier, in den Wäldern der Königin musste ich lange laufen, bis ich einen solchen Ort fand, war fast wieder zurück. Eine Lichtung, immer wieder durchsetzt mit einzelnen Bäumen. Steinkreise bargen Asche vergangener Lagerfeuer. Der Schnee darin war geschmolzen. Umgefallene Baumstämme sorgten für Sitzgelegenheiten. Auch hier war der Schnee entfernt worden. Es konnte noch nicht lange her sein, dass sich hier jemand befunden hatte. Der Geruch nach Alkohol hing genauso in der Luft, wie der nach kalter Asche. Ein versteckter Platz mitten im Wald um ungestört feiern zu können.
Ich lächelte.
So einen hatten ich mit meinen Freunden Zuhause in Koenigshain auch. Da hatte ich auch den Cousin von Kian kennengelernt, den Kerl von dem ich geglaubt hatte, er wäre meine große Liebe. Bis ich dann mit ihm in die Kiste gestiegen war, danach hatte ich es besser gewusst. Seufz. Naja, damals war ich noch naive fünfzehn, jetzt mit reifen neunzehn würde mir so ein Fehler kein zweites Mal passieren. Warum musste ich bei diesen Worten eigentlich an Cio denken? Irgendwas stimmte doch mit mir nicht. Natürlich, er war witzig, und sah bei weitem auch nicht schlecht aus, aber er hatte eine Freundin, und was noch viel schlimmer war, er war ein reinblütiger Werwolf. Der würde einen Dimidius wie mich doch sowieso nur verachten. Trotzdem konnte ich das kleine Glücksgefühl in meinem Inneren nicht verdrängen, als ich daran dachte, wie er mich auf die Wange geküsst hatte. Natürlich, er hatte es nur getan um mich zu schocken – was ihm auch gelungen war – doch irgendwie war es auch niedlich gewesen.
Über mich selbst den Kopf schüttelnd bellte ich nach Flair, um den Rückweg zu meinen Klamotten in Angriff zu nehmen. Sofort sauste der kleine Wirbelwind an mir vorbei. Doch anstatt die Richtung zum Schloss einzuschlagen, rannte sie nach rechts, als sei der Teufel selber hinter ihr her. Dabei kläffte sie so laut, dass es wahrscheinlich noch in Koenigshain zu hören war.
„Verdammt, Flair, bist du wohl ruhig!“
Natürlich hörte sie mich nicht. Wie den auch? Also blieb mir gar nichts anderes übrig, als ihr hinterher zu rennen, um sie wieder ruhig zu bekommen. Doch, mein Gott, war die Kleine heute flink. Noch dazu hatte sie einen kleinen Vorsprung. Natürlich wäre es für mich nicht weiter schwer gewesen, sie einzuholen, wenn da nicht plötzlich aus dem Nichts dieser Baum gestanden hätte, in den ich voll reindonnerte, und damit eine Lawine Schnee auslöste, die von Den Ästen auf mich niedersauste.
„Scheiße!“
Das hatte echt wehgetan. Vermutlich würde ich mehr als eine dicke Beule davontragen.
Leicht benommen erhob ich mich wieder auf meine Beine, und schüttelte den Schnee aus meinem Fell. Flairs Kläffen war verstummt, und weit und breit keine Spur von dieser kleinen Mistmarde. Na super. Da blieb mir wohl nichts anders übrig, als meine Nase zu benutzten. Aber langsam. Auf eine erneute Kollision konnte ich danken verzichten.
Mit der Nase am Boden folgte ich ihrer Witterung durch den dicht bewachsenen Wald. Hier war kaum Schnee bis auf die Erde vorgedrungen, was es um einiges leichter machte, ihre Fährte zu verfolgen.
Um mich herum waren die
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