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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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nein.“ Ich verwandelte mich. Ich war gerade dabei meine andere Gestalt anzunehmen. „Nein!“ Mist, das hatte ich ganz vergessen. Ich hatte mich seit zwei Tagen nicht mehr verwandelt, und jetzt wollte der Wolf raus. Ich musste mich jeden Tag wandeln, um die Metamorphose unter Kontrollen zu behalten, sonst würde sie irgendwann einfach über mich kommen, ohne dass ich etwas dagegen unternehmen konnte – das Los eines Dimidius.
„Okay, tief durchatmen, beruhig dich.“ Das waren erst zwei Tage gewesen, noch konnte ich es kontrollieren, ich musste nur ruhig werden. „Heute Abend“, sagte ich mir, „heute Abend kann ich mich verwandeln.“ Aber nicht jetzt, und auch nicht hier, wo jederzeit jemand vorbeikommen konnte. „Ruhig, ganz ruhig.“
Kontrolliert atmen, Gefühle beruhigen. Ich konnte das, das war nicht das erste Mal das ich das tun musste. Langsam ließ das Kribbeln nach, und meine Krallenartigen Nägel wurden wieder normal. So ist´s gut, redete ich mir selber gut zu.
„Hey, Zora!“
Erschrocken riss ich die Augen auf. Da vorne stand Gisel, und winkte mich ran. „Kommst du heute noch wieder zurück zur Arbeit?“
Oh scheiße. „Ja, tut mir leid.“ Eilig setzte ich mich in Bewegung, Flair gleich hinter mir. Hoffentlich hatte ich mich in der Zwischenzeit soweit runter geregelt, dass ich die Verwandlung wirklich bis heute Abend aufschieben konnte. Vor Gisel kam ich zum stehen. „Sorry wegen der Verspätung.“
Sie sah mich leicht abschätzend an. „Ich hoffe das kommt nicht noch mal vor.“
„Nein, natürlich nicht.“
„Dann rein mit dir.“ Sie hielt mir die Stalltür auf. „Es wartet noch jede Menge Arbeit auf uns.“
Ich murmelte noch eine Entschuldigung, und schlüpfte dann an ihr vorbei in den Stall, nur um dort Fujo vorzufindenden, die an einer der Boxen lehnte, und mich vorsichtig anlächelte. „Hey“, sagte ich. „Da bist du ja wieder.“ Ich schnappte mir Flair vom Boden, und drückte ihr meinen Hund einfach in die Hand. „Kannst du wieder auf sie aufpassen? Ich hab jetzt nämlich überhaupt keine Zeit.“
„Ich w-w-würde sehr gerne w-wieder auf sie aufpassen.“
„Super, ich danke dir.“ Ich tätschelte ihr die Schulter, und machte dann, dass ich an die Arbeit kam. Heute Abend, versprach ich mir, heute Abend sobald es dunkel war würde ich den Wolf rauslassen. 
 
    °°°
     
    „Hier scheint ein gutes Plätzchen zu sein, oder was meinst du?“
Flair bellte einmal, und wedelte dann mit dem Schwänzchen, dass der ganze Hintern wackelte.
„Freut mich dass du meiner Meinung bist.“ Ich hockte mich zu ihr, um ihr den Spezialanzug mit den Lederhenkeln anzuziehen. Vier Beine durch vier Löcher, Reisverschluss auf dem Rücken zu, die beiden Lederschlaufen auf dem Rücken zurechtrücken, fertig. Okay, sah vielleicht ein bisschen albern aus, aber es war nützlich.
Noch einmal ließ ich meinen wachsamen Blick durch das Stückchen Wald gleiten, in dem ich mich gerade befand, um auch sicher zu gehen, dass ich wirklich allein in dieser Nacht war, dann zog ich mir den dicken Pulli über den Kopf. Sofort spürte ich die winterliche Frische auf meiner nackten Haut. „Scheiße ist das kalt.“
Wieder ein zustimmendes Bellen von Flair.
Auch meiner Hose entledigte ich mich schnell, und stand dann Nackt am späten Abend mitten im Wald.
Nach der Arbeit war ich nur noch mal schnell in mein Zimmer verschwunden, um zu duschen – ich liebte Pferde zwar, aber deswegen wollte ich nicht die ganze Zeit nach ihnen riechen –, und hatte mir dann eine lockere, graue Jogginghose, und einen dicken Pulli übergestreift – die einzigen anderen Klamotten, die ich in meinem Kleiderschrank besaß. Dann war ich mit Flair unter dem Arm heimlich in die Tiefen des Waldes hinter der Koppel verschwunden, der das ganze Schlossgelände Kilometerweit umschloss.
Hastig rollte ich meine Kleidung zusammen, und schob sie mit meinen Stiefeln und der Brille unters Gebüsch. Ich brauchte die Sachen später noch, und hier würde sie so schnell keiner finden.
Zittern ließ ich mich auf alle Viere in den Schnee sinken, und dann ließ ich die Verwandlung einfach über mich kommen.
Das Lied des Mondes hallte mit jedem Herzschlag in meinem inneren wieder, lockte mich der Versuchung nachzugeben. Meine Haut kribbelte. Es fühlte sich an, als würde ich in einem warmen Schein schmelzen, und mich neu formen. Knochen bogen sich in einem sanften Rausch. Meine Sicht veränderte sich, als mein Gesicht begann sich zu verformen. Ich bekam

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