Vergangene Narben
nichts?“
Ich wich einen weiteren Schritt vor ihm zurück. Wenn ich nur genug Abstand wahrte, würde ich abhauen können.
Cio runzelte die Stirn.
„Hast du jetzt Angst vor mir?“
„Geh weg!“,
knurrte ich, und schnappte nach ihm. Sofort machte er einen Satz rückwärts. Ich zögerte nicht lange, packte Flair bei den Henkeln, und rannte in den Wald.
„He, nein, Zsa Zsa, warte doch mal.“
Das tat ich natürlich nicht, und als ich hörte, wie er mir folgte, erhöhte ich mein Tempo sogar noch. Ich hatte keine Ahnung was er jetzt mit mir vorhatte, aber ich würde sicher nicht stehen bleiben, um es zu erfahren. Ich würde zurück zu meinen Sachen rennen, mich verwandeln, und dann schnellstens das Weite suchen. Ohne meine Erzeugerin noch einmal zu treffen.
„Zsa Zsa!“
Darüber durfte ich jetzt nicht nachdenken. Ich hatte keine Ahnung was mit mir passieren würde, wenn die Wahrheit meiner Natur ans Licht käme, und ich wollte es auch nicht erfahren, nicht wenn ich an die Worte dachte, die mein Vater mir immer und immer wieder gesagt hatte.
War es Angst die ich verspürte? Ja, verdammt! Wie sollte ich in diesem Moment keine Angst verspüren?
Die Schritte hinter mir kamen näher, und im nächsten Moment wurde ich so hart in die Seite gerammt, dass ich mit der Nase im Schnee landete. Ich war wenigstens noch geistesgegenwärtig genug, um Flair rechtzeitig loszulassen, damit ich sie nicht unter meinem Gewicht begrub.
„Scheiße“,
hechelte Cio neben mir, und humpelte einen Schritt.
„Ich glaub ich hab mir ´nen Dorn in die Pfote eingetreten.“
Er richtete seinen Blick vorwurfsvoll auf mich. „
Warum zum Teufel bist du weggelaufen? Und warum wolltest du mich beißen?“
„Weil Angriff die beste Verteidigung ist!“
Langsam rappelte ich mich auf die Beine, ließ ihn dabei aber keinen Moment aus den Augen.
Flair war schon längst auf den Beinen, schaute aber etwas verwirrt drein. Ich konnte nur hoffen, dass die Landung nicht zu hart gewesen war.
Nun war Cio etwas verwirrt.
„Warum glaubst du dich verteidigen zu müssen?“
„Tu doch nicht so!“
Ich bleckte die Zähne.
„Mein Vater hat mir ganz genau erklärt was jemand wir du von jemand wie mir hält!“
Cio ging einen Schritt zurück.
„Jemand wie dir? Du meinst weil ich jetzt dein dunkles Geheimnis kenne?“
Es schien fast, als würde er grinsen.
„Was glaubst du denn bitte, was ich jetzt tun werde?“
Diese Frage ließ meine Lefzen leicht heruntersinken.
„Woher bitte soll ich das wissen? Ich bin hier schließlich nicht der überhebliche Reinblüter!“
„Du hast wirklich Angst vor mir“,
hörte ich seine erstaunte Stimme in meinem Kopf. Dann Seufzte er.
„Zsa Zsa, ich werde dir sicher nichts tun, nur weil du ein Dimidius bist. Ich weiß ja nicht was dein Vater dir erzählt hat, aber ich werde dich nicht anrühren. Warum auch?“
Er wollte mir nichts tun? Irgendwie konnte ich ihm das nicht ganz glauben.
„Zsa Zsa.“
Er machte einen vorsichtigen Schritt auf mich zu, was mich gleich wieder warnend die Zähne blecken ließ.
„Jetzt hör doch mal auf mit dem Scheiß.“
„Nur wenn du verschwindest!“
„Ich soll gehen?“
„Das habe ich ja wohl gerade gesagt!“
Still sah er in den Wald, sah die Dunkelheit um uns, und seufzte dann.
„Okay, ich gehe.“
Er warf mir noch einen letzten Blick zu, und verschwand dann mit langen Sätzen zwischen den Bäumen.
Ich traute dem Braten nicht, das war zu einfach gewesen. Geduldig blieb ich wo ich war, lauschte auf die Geräusche die er in der Ferne machte, und selbst als ich ihn nicht mehr hören konnte, bewegte ich mich noch nicht vom Fleck. Erst nach einer Ewigkeit, als Flair neben mir Fiepte, und mir über die Schnauze leckte, gab ich meine Haltung auf.
„Scheiße!“,
fluchte ich. Jetzt wusste er was ich war, und ich musste den Hof verlassen.
„Dieser dumme Cio! Warum konnte er sich nicht um seinen eigenen Dreck kümmern?!“
Es half alles nichts. Geschehen war geschehen, und das Ergebnis lag nun vor mir. Ich musste gehen, und zwar noch bevor er mein Geheimnis ausplauderte.
Niedergeschlagen nahm ich Flair an den Riemen hoch, und schlich vorsichtig durch den Wald. Zwar hatte ich gehört wie Cio sich entfernt hatte, trotzdem war ich misstrauisch. Wer wusste schon, ob er nicht doch noch irgendwo in der Nähe lauerte. Doch ich konnte den Wald unbehelligt durchqueren, das hieß, bis ich an meinem Ziel ankam, den Strauch unter dem meine Sachen versteckt waren.
Cio stand daneben im Schnee, und zog
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