Vergangene Narben
Freunde. Ich verspreche auch, dass ich nichts weitersagen werde. Ehrenwort.“
Wie ernst er das sagte. Gegen das kleine Lächeln, das um meine Mundwinkel zuckte, konnte ich nichts ausrichten. „Was willst du denn wissen?“
„Hauptsächlich, wie ist es möglich, dass du sowohl Vampir, als auch Werwolf bist? Davon habe ich noch nie gehört. Von Halbwölfen, und Halbvampiren ja, aber ansonsten.“ Er zuckte unbestimmt mit seinen Schultern.
Sollte ich es ihm sagen? Eigentlich war es doch egal, solange ich keine Namen nannte. „Und du wirst es wirklich für dich behalten?“
„Klar, ich bin doch keine Tratschtante. Deine Geheimnisse sind auch meine Geheimnisse.“
„Wie kann ich mir sicher sein?“
„Hm, schwere Frage.“ Er dachte übertrieben gespielt darüber nach, bevor ihm wohl ein Licht aufging. Seine Gestik dazu, einfach süß. „Ich hab´s. Ich erzähl dir ein Geheimnis, und dann bist du dran, in Ordnung?“
Na ob seine Geheimnisse so viel wert waren, wie meine? Das bezweifelte ich ja schon stark. Trotzdem interessierte es mich irgendwie, was er zu erzählen hatte. „Aber nicht so ´nen Geheimnis, von wegen, mit fünf habe ich heimlich die Kekse aus der Küche geklaut.“
„Nicht?“ Er kratzte sich übertrieben am Hinterkopf. „Dabei wollte ich genau das erzählen. Meine Mutter glaubt bis heute, dass es mein Vater war, und ich möchte eigentlich nicht, dass sich daran etwas ändert.“
Eltern und Kekse, davon konnte ich ein Lied singen. „Nein, es muss ein richtig großes Geheimnis sein, so wie meins. Sonst sage ich kein weiteres Wort zu diesem Thema.“
„Okay, überzeugt.“ Er blieb stehen, und zum ersten Mal seit ich ihn getroffen hatte, war jeglicher Spaß aus seinen Zügen verschwunden. „Aber du musst mir versprechen es wirklich für dich zu behalten, weil … naja, es könnte sonst jemand verletzen, und das will ich nicht.“
Es schien ihm wirklich sehr ernst zu sein. „Okay“, sagte ich vorsichtig, „ich verspreche zu schweigen.“
Ein leichtes Lächeln erschien um seinen Mund. „Kann ich dir wirklich nicht von den Keksen erzählen?“
Darauf reagierte ich erst gar nicht.
„Na gut, du hast gewonnen.“
Eine Weile liefen wir schweigend an der Koppel entlang. Der Schnee knirschte bei jedem unserer Schritte unter unseren Schuhen. Ich kuschelte mich tiefer in Cios Jacke, und genoss den angenehmen Geruch. Es dauert eine Weile, bis er so weit war zu sprechen.
„Du kennst doch Iesha“, sagte er dann.
„Deine Freundin. Ich erinnere mich. Wer würde so mordlüsterne Blicke je vergessen können. Ich befürchte sogar, dass sie mich bin in meine Träume verfolgen werden.“
Ein schiefes Lächeln erschien um seine Lippen. „Sie hat einfach Angst mich an jemand anders zu verlieren.“
„Und in einem Vampir sieht sie eine Konkurrenz?“
„Sie sieht in jedem Mädchen eine Konkurrenz. Und da ist es egal, ob sie hübsch oder hässlich sind. Und nur weil du offiziell ein Vampir bist, fällst du aus dieser Sparte nicht raus. Besonders weil ich früher eine kleine Vorliebe für Vampire hatte. Der Rausch eines Bisses.“ Er lächelte selig in seiner Erinnerung. „Das hat schon was.“
„Da kann ich nicht mitsprechen, ich wurde noch nie gebissen.“
„Dann solltest du es mal ausprobieren, das macht echt Fun.“
„Ich kann es aber auch einfach lassen.“
„Ja, kannst du.“ Er seufzte. „Wie dem auch sei. Iesha hat große Angst mich zu verlieren, weil ich sie einmal verlassen habe. Das war vor einem Jahr. Sie war besoffen gewesen, und hat´s mit ´nem anderen getrieben.“ Er kniff die Lippen zusammen. „Ich war so sauer auf sie gewesen, so enttäuscht. Nie hätte ich gedacht, dass sie sowas machen würde, und in dem Moment habe ich mich einfach verarscht gefühlt. Ich wolle nichts mehr von ihr wissen.“
Ein „Verständlich“ konnte ich mir nicht verkneifen.
„Wochenlang ist sie mir hinterhergelaufen, und hat beteuert, wie leid es ihr doch tut, und dass sie mich liebt, und ohne mich nicht leben könnte, und der ganze Quatsch.“
Ich schwieg.
„Das Schlimmste daran war gewesen, dass es Ayden war, mit dem sie da in die Kiste gehüpft ist.“ Er lachte freudlos. „Ist das zu fassen? Mein angeblich bester Freund lässt sich von meiner Freundin flachlegen.“
Okay, dazu wusste ich nun wirklich nicht, was ich sagen sollte.
„Angeblich hat er sie so gut verstanden, und sie hat sich so einsam gefühlt, weil ich ja immer beim Training war. Aber das ist doch kein Grund, oder?“
„Nein, natürlich
Weitere Kostenlose Bücher