Vergangene Narben
Pfützen machte – half nicht viel, ihre Pfoten waren trotzdem nass.
Ein leises Lachen ertönte vor mir, und als ich die Augen wieder öffnete, sah ich Cio auf der kleinen Veranda der Reitstube stehen. Er trug nicht mehr die Kleidung, die er vorhin im kleinen Salon anhatte, sondern so einen ledernen Anzug, wie ich ihn heute schon bei seinem Vater gesehen hatte. Die lederne Kriegerkleidung der Neuzeit. Nur die schwarze Wollmütze passte nicht so ganz in Bild. Ansonsten sah er darin ziemlich gut aus, irgendwie männlicher – oh Gott, meine Gedanken sollten echt verboten werden.
„Du scheinst gerade mit der Sonne um die Wette zu strahlen“, grinste er mich an.
Ich lächelte breit zurück, als ich die drei Stufen erklomm. „Dazu habe ich auch allen Grund.“ Noch bevor ich die Tür ganz geöffnet hatte, flitzte Flair bereits an mir vorbei ins Trockene – nein, solchem Wetter konnte sie wirklich nichts abgewinnen.
„Verrätst du ihn mir?“
„Vielleicht wenn du ganz lieb bitte, bitte sagst.“
„Das lässt sich einrichten.“ Hinter mir trat er in die Reitstube, und er war es auch der Die Tür schloss, als ich mich bereits aus meiner Jacke pellte, und sie in die Garderobe hängte. Wir waren die einzigen in der Reitstube, die anderen waren alle schon wieder an die Arbeit gegangen. Irgendwie komisch, das war genau wie gestern.
Ein „Schicker Anzug“ konnte ich mir nicht verkneifen.
Cio ließ den Blick einmal an sich herunter gleiten, bevor er mich frech angrinste. „Findst´e?“ Wie eine prima Ballerina drehte er eine Pirouette, damit ich ihn von allen Seiten begutachten konnte.
„Wirklich, sehr schickt.“
„Ja, meine Arbeitskleidung bringt meine Schokoladenseite echt gut zum Vorschein.“ Er warf sich in Pose, und zwinkerte mir zu.
Breit grinsend holte ich mein Mittagessen aus der Jacke, und setzte mich damit an Tisch. Cio setzte sich wieder neben mich, und guckte ein wenig fragend, als ich ihn ein Lunchpacket zuschob.
„Was ist das?“, fragte er, und packte es bereits aus, ohne auf die Antwort zu warten. Als die Brote mit dem Truthahn zum Vorschein kamen, grinste er mich an. „Du hast mir Mittagessen gemacht?“
„So wie du es bestellt hast.“
„Ich bin zu Tränen gerührt.“ Er wischte sich eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel, und schniefte laut.
„Spinner“, sagte ich, und biss hungrig in mein Brot.
„Nur manchmal“, erwiderte er, und tat es mir nach. Kauend musterte er mich nachdenklich, solange bis ich mich gezwungen sah, nachzufragen, ob ich da etwas im Gesicht hätte.
„Eine Beule“, erwiderte er schlicht, und tippte mir vorsichtig gegen die Stirn. „Die hattest du gestern Abend schon.“
Ich zuckte die Schultern, und fragte mich was das angenehme Kribbeln auf meiner Stirn von seiner Berührung zu bedeuten hatte. „Ich bin gegen einen Baum gerannt. Passiert manchmal.“
Gerade wollte er wieder in seine Brot beißen, ließ es dann aber verdutzt sinken. „Du bist gegen einen Baum gerannt? Wie hast du das denn geschafft?“
„Nachts ist es im Wald ziemlich dunkel, und als Wolf trage ich keine Brille.“
„Würde ja auch irgendwie albern aussehen.“
„So sehe ich das auch.“ Ich biss ein weiteres Mal in mein Brot, und dieses Mal war ich es, die ihn musterte. Wo wir schon mal beim Thema Wald waren, da gab es noch eine Frage, die mich brennend interessierte. Ich schluckte runter, und gab das restliche Stück von meinem Brot Flair, die schon erwartungsvoll zu meinen Füßen saß, und darauf hoffte, dass mir ausersehen etwas aus der Hand rutschte. „Sag mal, wie hast du mich gestern im Wald eigentlich gefunden? Ich meine, war ja nicht wirklich offensichtlich, dass ich mir an diesem Abend ein Fell wachsen lassen würde, um ein bisschen durch die Gegend zu stromern.“ Ich legte meine Unterarme auf den Tisch, und sah ihn gespannt an.
„Das war eigentlich gar nicht so schwer. Ich bin wie verabredet um halb acht in dein Zimmer gegangen, aber rate mal wer nicht da war.“
Ich zog die Augenbrauen hoch. „Ich hab dir bereits gestern erklärt, dass ich für dich nicht strippen werde.“
„Wir waren trotzdem verabredet, und du warst nicht da, also hab ich mich auf die Suche nach dir gemacht. Leider hast du ja immer nach Pferd gerochen, also kannte ich deinen Geruch nicht, deswegen bin ich Flairs Fährte gefolgt, den deinen Hund hast du ja immer bei dir, und hab mich dann im Wald verwandelt, als ich deine Brille im Gebüsch gefunden habe.“
„Hast du es da etwas schon gewusst?“
Er
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