Vergangene Schatten
Luft und machte sich bewusst, was ihr Gefühl ihr schon die ganze Zeit sagte. »Nein. Ich glaube, dass es der Einbrecher war. Ich glaube, er ist ... zurückgekommen. Er hat gesagt: Jetzt erkenne ich dich wieder.< Wer sollte es sonst gewesen sein?«
»Das denke ich auch«, stimmte er ihr zu. »Ich glaube, er hat dich schon einige Zeit verfolgt und auf seine Chance gelauert. Sein Verhalten war nicht so, dass ich annehmen würde, dass er dich vergewaltigen wollte. Ich glaube, wir haben es mit einem potenziellen Killer zu tun. Und ich glaube weiter, dass er es auf dich abgesehen hat und nicht auf Sandra. Er war lange genug mit Sandra allein im Haus, aber er hat sie nicht angegriffen, bis sie ihn zufällig entdeckt hat. Er hat auf dich gewartet. Du hattest großes Glück, dass mich Antonio und Mike zu dir nach Hause gefahren haben, damit ich mein Motorrad hole. Wenn ich nicht zufällig da gewesen wäre, als du die Schüssel durch das Fenster geworfen hast, hätte er womöglich immer noch genug Zeit gehabt, um das zu tun, was er vorhatte, bevor ein Streifenwagen bei dir gewesen wäre.«
Carly erschauderte, als sie sich diesen grauenhaften Augenblick noch einmal vergegenwärtigte, als der Mann vielleicht nur zwei Meter von ihr entfernt war und darauf wartete, um zuzuschlagen, obwohl bereits die Alarmanlage losgegangen war. Matt wusste das alles genau. Er kannte die ganze Geschichte vom Anfang bis zum Ende. Noch in der Nacht hatte ihm Carly auf dem Weg ins Krankenhaus alles erzählt - von ihrem sicheren Gefühl, dass sie beobachtet wurde, auch von jener Nacht, als sie glaubte, dass jemand an ihrem Schlafzimmerfenster war, und auch, dass sie in ihrer Angst die Fenster oben im ersten Stock vernagelt hatte, was ihr letztlich auch nichts genützt hatte.
Und wie hatte Matt reagiert? Er hatte sie in vorwurfsvollem Ton gefragt, warum sie ihm das alles nicht schon früher erzählt habe. Der Grund war der, dass sie sich selbst dumm vorgekommen war und dass sie nicht auf ihr Gefühl vertraut hatte.
Carly hielt den Atem an. »O mein Gott, meinst du, dass er vielleicht auch Annie vergiftet hat?«
»Ich würde sagen, das ist durchaus möglich«, antwortete Matt grimmig. »Wenn der Hund nicht gewesen wäre, dann hätte er dich wohl schon früher angegriffen. Er hat Annie aus dem Weg geräumt, damit sie nicht Alarm schlagen konnte, wenn er es wieder versuchen würde.« Er hielt an einer roten Ampel und sah sie mit harten Augen an. »Wir haben es hier mit einem vorsätzlichen Mordversuch zu tun.«
»Wer sollte denn so etwas tun?«, fragte sie verzweifelt. »Matt, es war nicht John, da bin ich mir ganz sicher. Aber wer kann es sonst gewesen sein?«
»Das werden wir schon herausfinden. Keine Angst, Curls, wir finden es heraus. Und bis dahin werde ich dafür sorgen, dass du in Sicherheit bist.«
Er hielt vor der Praxis des Tierarztes an, um Annie abzuholen.
»Du hast ihr doch den Magen ausgepumpt«, wandte sich Matt an Bart Lindsey, als Annie ins Untersuchungszimmer gebracht wurde. »Hast du zufällig den Mageninhalt noch da?«
»Ich fürchte nein. Es gab ja keinen Grund dafür«, antwortete der Tierarzt und schüttelte bedauernd den Kopf, als er Carly ihre Hündin zurückgab. »Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es Rattengift war. Sie hatte alle Symptome dafür.«
»Und man kann nicht sagen, ob ihr jemand absichtlich das Gift gegeben hat?«
Der Tierarzt schüttelte den Kopf. »Es wäre schon möglich. Bei Hunden kann man das nie wissen. Viele Hunde fressen so ziemlich alles, was man ihnen hinstellt.«
»Braucht sie irgendetwas Bestimmtes?«, fragte Carly besorgt, während sie Annie in den Armen hielt. »Ich meine, irgendeine Medizin oder sonst etwas?« Die kleine Hündin ließ den Schwanz hängen und wirkte ein wenig benommen nach allem, was sie durchgemacht hatte. Sie schien nur noch Haut und Knochen zu sein. Als Annie Carlys Stimme hörte, gab sie ein leises Winseln von sich.
»Arme Annie«, sagte Carly und streichelte ihre Ohren.
»Sie steht immer noch ein wenig unter dem Einfluss des Beruhigungsmittels. Aber das gibt sich bald wieder«, sagte Bart Lindsey und sah Carly an. »Ich habe gehört, was Ihnen und Ihrer Freundin gestern Nacht passiert ist. Das ist wirklich schrecklich. Ich kann es gar nicht glauben ... hier in unserer Stadt...« Er wandte sich wieder Matt zu. »Meinst du, es könnte wieder irgendein Einbrecher gewesen sein?«
»Ich weiß im Moment nicht, was ich denken soll.« Matt hielt Carly die Tür auf,
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