Vergangene Schatten
Leichen gefunden hatten - und das würden sie früher oder später dann würde alles herauskommen, wenn Carly sich an die Sache erinnern konnte. Er erkannte jetzt, dass es eine Dummheit gewesen war, die beiden Frauen auf ihrem Grund verschwinden zu lassen. Aber er hatte ja nicht wissen können, wie sich die Dinge entwickeln würden, und auch nicht, dass sie in das Zuhause ihrer Kindheit zurückkehren würde. Zum damaligen Zeitpunkt hatte er es für eine gute Idee gehalten. Er hatte alle notwendigen Informationen über seine künftigen Opfer gesammelt, hatte herausgefunden, wo sie wohnten und wie sie lebten, und war dabei auf Carlys früheres Zuhause gestoßen. Es hatte sich herausgestellt, dass niemand mehr dort lebte. Die große freie Fläche oben auf dem Hügel, weit weg von den Nachbarn und der Straße, war ihm als der ideale Platz erschienen, um die Frauen verschwinden zu lassen.
Wenn er gewusst hätte, dass Carly vorhatte, hierher zurückzukehren, dann hätte er natürlich alles anders gemacht - doch er hatte es eben nicht gewusst. Man trifft seine Entscheidungen nach den Informationen, die man zur Verfügung hat - und hinterher muss man eben damit leben.
Und auch jetzt würde er die bestmögliche Entscheidung treffen. Sie fiel ihm nicht einmal allzu schwer. Wenn er in Sicherheit weiterleben wollte, dann musste er sie loswerden.
Leicht würde es bestimmt nicht werden - jetzt, da der Sheriff seinen schützenden Arm über sie gebreitet und sie in seinem Haus einquartiert hatte, wo jede Menge Leute ein und aus gingen. Außerdem wurde sie auf Schritt und Tritt von einem Sheriff-Stellvertreter begleitet. Ja, es war schwierig, aber nicht unmöglich. Wenn er sie beobachtete und stets in ihrer Nähe blieb, dann würde sich ihm schon eine Gelegenheit bieten.
Das Glück war im Moment nicht auf seiner Seite, doch es würde ihm bestimmt bald wieder hold sein. So war es noch jedes Mal gewesen. Und wenn es so weit war, dann würde er das wahr machen, was er ihr geschworen hatte, nachdem sie ihn in ihrem Haus ins Bein gestochen hafte - dann war Carly Linton so gut wie tot.
36
Am Mittwoch Nachmittag war Carly wieder ein klein wenig verärgert. Nachdem Matt ihr feierlich versprochen hatte, dass er sich nicht so wie früher nach einer Liebesnacht aus dem Staub machen würde, war genau das doch wieder passiert. Sie hatte ihn nicht mehr gesehen, seit er sie am Montag Morgen nach Hause gebracht und geküsst hatte und danach sofort wieder verschwunden war.
Sie wusste, dass er praktisch rund um die Uhr arbeitete. Im Moment suchten er und seine Leute nach der Leiche, die ihrer Überzeugung nach irgendwo rund um Beadle Mansion vergraben sein musste. Auf diese Weise hoffte Matt dem Täter auf die Spur zu kommen, wie ihr sowohl Sammy als auch Mike versicherte, die nacheinander an der Reihe waren, auf sie aufzupassen.
Carly wusste, dass das, was Matt tat, in ihrem ureigensten Interesse war - das Dumme war nur, dass sie ihn so sehr vermisste.
Das Einzige, was sie ein wenig tröstete, war die Tatsache, dass es Sandra ganz ähnlich ging wie ihr. Sogar Lissas Freund Andy ließ sich seit zwei Tagen nicht mehr blicken, weil er sich mit einem Computer beschäftigen musste, der bei den Ermittlungen irgendeine Rolle spielte. In den vergangenen beiden Tagen hatte sich Carly immer wieder wegen der Nacht, die sie mit Matt verbracht hatte, aufziehen lassen müssen. Sie hatte es aber auch geschafft, sich mit Vorbereitungsarbeiten für ihre Frühstückspension zu beschäftigen; so verglich sie die Angebote verschiedener Versicherungen, setzte Anzeigen auf, die in verschiedenen Zeitungen erscheinen sollten, kümmerte sich um Lieferanten für die hochwertigen Zutaten, die Sandra benötigte, um ihre Kochkünste so richtig zur Geltung zur bringen, und half außerdem Matts Schwestern bei den Vorbereitungen zu Erins Hochzeit, die kommenden Samstag stattfinden würde. Es sollte ein Fest im kleinen Rahmen werden, wie Lissa es ausgedrückt hatte, zu dem etwa dreihundert Gäste geladen waren, so dass es jede Menge Kleinigkeiten gab, um die man sich kümmern musste. Es war ein Glück, dass die Hochzeitsgeschenke schon in Erins neues Haus gebracht wurden, wie Lissa anmerkte, sonst hätten sie alle hier ausziehen müssen.
Als Matt schließlich unerwartet zusammen mit Antonio das Haus betrat, hatte Carly gar nicht mehr zu hoffen gewagt, dass sie ihn an diesem Tag noch sehen würde. Sie hielt sich zusammen mit Sandra, Lissa, Erin, Dani und Mike im Wohnzimmer
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