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Vergangene Schatten

Titel: Vergangene Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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herausdrang, war es völlig dunkel im Haus.
    Und das hatte nicht irgendeinen unheimlichen Grund, wie Carly sich vorsagte, sondern kam allein daher, dass sie selbst alle Lichter ausgeschaltet hatte.
    »Sandra, ich bin wieder da!«, rief sie erneut.
    Keine Antwort. Wahrscheinlich konnte Sandra sie nicht hören, weil das fließende Wasser so laut rauschte.
    Hugo blieb vor der Tür zu ihrem Zimmer stehen, sah sich nach ihr um und miaute. Ihr Miauen klang irgendwie seltsam, fand Carly.
    Carly verlangsamte ihre Schritte. Das Wasser lief nun schon sehr lange - die Wanne hätte eigentlich längst voll sein müssen ...
    »Sandra?«
    Hugo scharrte an der Badezimmertür. Sie ging einige Zentimeter weit auf, gerade weit genug, damit Carly erkennen konnte, dass der Duschvorhang zugezogen war, so dass er die altmodische, auf Klauenfüßen ruhende Wanne fast vollständig umgab. Der Vorhang ließ jedoch eine kleine Lücke frei, durch die Carly ein Stückchen von Sandras Kopf erkennen konnte, der am Rand der Wanne ruhte.
    Sandra nahm ein Bad im fließenden Wasser und hatte dabei den Duschvorhang zugezogen?
    Hugo, der für so etwas wie Privatsphäre nicht viel übrig hatte, ging zur Wanne hinüber und miaute.
    »Sandra?«
    Sandra rührte sich nicht.
    »Sandra?«, rief Carly noch einmal und stieß die Tür weit auf. Das Rauschen des fließenden Wassers hallte von den Badezimmerfliesen wider. Der Wasserdampf, der die Luft erfüllte, hatte den Spiegel beschlagen.
    »Sandra?«
    Keine Reaktion. Nichts. War Sandra vielleicht in der Wanne gestürzt? Oder...?
    Bei diesem Gedanken stürmte Carly sofort zur Wanne hin, riss den Vorhang zurück und erstarrte. Sie hielt den Atem an, und ihr Herz machte einen Sprung. Sandra lag vollständig bekleidet in der Wanne; die Knie waren gebeugt, und ihr Kopf lag schlaff am Rand der Wanne. Ihre Fußknöchel waren mit einem Strick zusammengebunden. Ihre Hände waren hinter dem Rücken verborgen; Carly zweifelte nicht daran, dass sie auch an den Händen gefesselt war. Sie war völlig durchnässt, und von ihrem Gesicht tropfte Blut in das rötlich gefärbte Wasser herab, das sich knöcheltief ansammelte, ehe es im Abfluss verschwand. Ihr Mund war von einem Stück Klebeband verschlossen.
    Carly stieß einen erschrockenen Laut aus. Sandras Augen öffneten sich. Sie blinzelte, wahrscheinlich ohne etwas zu erkennen.
    »Sandra! Mein Gott, Sandra, was ist denn passiert? O Gott, o mein Gott.«
    Carly beugte sich über die Wanne und griff nach dem Klebeband über Sandras Mund, als Sandras Augen, die zuerst benommen auf ihr Gesicht gerichtet waren, plötzlich etwas anderes zu erblicken schienen - etwas, das sich hinter Carly befand. Ihre Augen weiteten sich plötzlich, und ihr Blick war voller Angst.
    Carly wusste in diesem Augenblick, dass irgendetwas - oder jemand - hinter ihr war.
    Die feinen Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf. Sie richtete sich jäh auf und wirbelte herum.

28
    Carlys Herzschlag explodierte, als sich der schwarz gekleidete, mit einer Art Kapuze vermummte Mann auf sie stürzte. Er hatte die ganze Zeit hinter der Tür gelauert und sie beobachtet, wie Carly in dem Sekundenbruchteil bewusst wurde, ehe sie reagierte.
    Sie schrie, so laut sie konnte, und sprang zur Seite. Hugo brachte sich rasch unter der Wanne in Sicherheit. Das Glas, das sie in der Hand gehalten hatte, zersplitterte am Boden. Seine weiße Hand griff nach ihrem Arm, verfehlte sie jedoch um wenige Zentimeter. Carly schrie noch einmal, lief hinter die Wanne und versuchte, seiner zupackenden Hand ebenso auszuweichen wie dem silberglänzenden Messer, das er mit der anderen Hand schwang.
    »Komm her!«, stieß er hervor. Von der Kapuze gedämpft, war seine heisere Stimme über dem Rauschen des fließenden Wassers und Carlys grellen Schreien kaum zu hören. Sandra saß stumm mit weit aufgerissenen Augen und blutverschmiertem Gesicht da und schwappte in der Wanne hin und her wie ein gestrandeter Fisch. Der Mann wurde auf Sandras Bewegungen aufmerksam und stürzte sich plötzlich mit dem Messer auf sie. Carly sprang ohne zu überlegen auf ihn zu und stieß ihn, so fest sie konnte, zur Seite. Das Messer verfehlte sein Ziel und stieß mit einem hässlichen Knirschen nur wenige Zentimeter neben Sandras Schulter gegen die Wanne. Von Carlys Eingreifen überrascht, hatte der Mann Mühe, auf dem glatten Boden das Gleichgewicht zu halten.
    »Miststück!«
    Er fing sich rasch und stürzte sich sofort wieder auf Carly, die nicht genug Zeit hatte,

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