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Vergangene Schatten

Titel: Vergangene Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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abschlachten würde.
    Das kann einfach nicht wahr sein, ging es ihr wieder und wieder durch den Kopf, während ihr Herz wie wild pochte. Der Mann kam ihr nicht wie ein wirklicher Mensch vor, sondern mehr wie ein Monster aus einem Horrorfilm - ein Monster in schwarzen Kleidern und weißen Chirurgenhandschuhen. Sie hatte solche Angst, dass sie kaum noch atmen oder sich bewegen konnte, ihre Arme und Beine waren bleischwer, und es kam ihr so vor, als würde die ganze albtraumhafte Szene wie in Zeitlupe ablaufen.
    »Jetzt erinnere ich mich wieder an dich«, sagte er mit seinem widerlichen heiseren Flüstern durch den Mundschlitz in seiner Kapuze. Er beugte seinen Kopf über den ihren und betrachtete sie aufmerksam. Wimmernd vor Angst starrte Carly das Messer an, das er langsam hob, um ihr die Kehle durchzuschneiden, wie ihr mit Schrecken bewusst wurde.
    Sie hörte das Rauschen des fließenden Wassers, außerdem ihr eigenes flaches Atmen und seine tieferen harten Atemzüge. Sie spürte den zupackenden Griff seiner Hand in ihrem Haar, den kalten nassen Boden unter ihren Fingern und das von nackter Angst getriebene Pochen ihres Herzens. Ich werde sterben, ging es ihr durch den Kopf.
    Wenn sie an die schmerzlose Wunde an ihrer Hand dachte, so konnte sie davon ausgehen, dass es nicht wehtun würde. Sie würde überhaupt nichts spüren. Die Klinge würde tief in ihre Kehle schneiden, und sie würde in ihrem Schockzustand gar nicht spüren, wie das warme Blut hervorschoss. Sie würde nichts mehr spüren und nichts mehr denken, außer dass sie starb, und dann würde alles vorbei sein ...
    Sie wollte nicht sterben.
    »Nein!«, schrie sie so laut, dass sie sich selbst aufschreckte und in die Wirklichkeit zurückrief - so laut, dass sie nichts anderes mehr hörte, nicht das Dröhnen des Bluts in ihren Ohren, nicht das Rauschen des Wassers, nicht mehr ihr Atmen und auch nicht das seine; es gab nichts anderes mehr als das Urbedürfnis zu überleben.
    Sie warf sich nach links, als das Messer wie ein Habicht auf ihre verwundbare Kehle herabstieß. Im nächsten Augenblick spürte sie ein Brennen auf der Kopfhaut, als ihr Haare ausgerissen wurden - doch das Messer verfehlte sein Ziel und traf stattdessen ihre Schulter. Sie spürte einen stechenden Schmerz und dann ein Brennen an der Stelle, wo die Klinge sie verletzt hatte.
    Er stieß einen Fluch hervor und riss sie an den Haaren zu sich zurück. Noch einmal schrie sie in ihrer Verzweiflung auf und sah erneut den Tod auf sich zukommen.
    Diesmal gab es kein Entkommen mehr aus seinem eisernen Griff. Noch einmal würde sie dem Tod nicht entrinnen können.
    Keuchend vor Angst und Verzweiflung kam ihr der gleiche Gedanke wie einige Sekunden zuvor: Sie wollte nicht sterben. Bitte, Gott, bitte, Gott...
    Sie tastete mit den Fingern verzweifelt über die Fliesen unter ihren Händen und stieß auf etwas Hartes, etwas Scharfes - und ihr wurde bewusst, dass es eine lange Glasscherbe mit scharfen Kanten war.
    Das Messer stieß bereits wieder auf ihre Kehle herab, als sie die Glasscherbe mit aller Kraft gegen sein Knie rammte. Er schrie auf, das Messer fiel ihm aus der Hand, und er ließ ihre Haare los. Von einem Moment auf den anderen war sie wieder frei.
    Carly stürmte schreiend aus dem Badezimmer. Kalter Schweiß trat ihr aus allen Poren, als sie auf den Flur hinaus und zur Treppe lief. Ein angsterfüllter Blick zurück sagte ihr, dass er schon wieder hinter ihr her war. Das Blut strömte ihm aus der Wunde am Knie, er fluchte und stöhnte vor Schmerz, doch er nahm die Verfolgung auf. Im nächsten Augenblick stürmte sie die Treppe hinunter, fast ohne die Stufen zu berühren.
    Das Messer, das er wieder an sich genommen hatte, blitzte in seiner Hand.
    »Du bist tot. Du bist so gut wie tot«, stieß er in seinem rauen Flüsterton hervor, dass es ihr kalt über den Rücken lief.
    In ihrer Angst sprang Carly die letzten Stufen hinunter, landete auf beiden Beinen im Flur und stürmte auf die Haustür zu.
    Doch er ließ sich nicht abschütteln und war dicht hinter ihr. Als sie den kalten Metallknauf in ihrer Hand hielt, wusste sie bereits, dass sie es nicht schaffen würde. Er würde sie erwischen, bevor sie das Vorhängeschloss und die Tür geöffnet hatte und ins Freie entkommen konnte. Das Blut gefror ihr in den Adern, als ihr bewusst wurde, dass sie nicht durch die Haustür flüchten konnte, dass es genauso sinnlos war, zum Telefon zu laufen und Hilfe zu rufen oder den Alarmknopf am Sicherheitssystem

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