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Vergangene Schatten

Titel: Vergangene Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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um einen Fluchtversuch durch die Tür zu wagen. Sie schlüpfte hinter die Badewanne und dankte Gott dafür, dass sie so klein und schlank war, dass sie sich zwischen Wanne und Wand zwängen konnte. Er versuchte ihr zu folgen, was ihm mit seinen stämmigen Beinen in den schwarzen Sweatpants jedoch nicht gelang. Der Mann, der eine weite schwarze Jacke trug und sein Gesicht mit einer Kapuze vermummt hatte, war höchstens mittelgroß, dafür aber umso kräftiger gebaut, wie sie in ihrer Panik registrierte. Er beugte sich vor und packte sie am Oberarm.
    Carly schrie aus Leibeskräften, als sich seine Finger schmerzhaft in ihren nackten Oberarm gruben und sie hinter der Wanne hervorzogen. Sie konnte seiner Kraft nichts entgegensetzen und wurde kopfüber mitgerissen. Im letzten Moment konnte sie sich am Rand der Wanne festhalten, verlor dabei jedoch das Gleichgewicht und stürzte in die Wanne. Sie fiel direkt auf Sandra und spürte den lauwarmen Wasserstrahl an der Hüfte, während sie vergeblich versuchte, an der glatten Innenseite der Wanne Halt zu finden. Sie schlug wie wild mit Armen und Beinen um sich, um sich hochzurappeln und aus der Wanne zu kommen.
    Sie war ihm zwar durch ihren Sturz in die Wanne entschlüpft, was ihr jedoch nicht viel nützte, wie ihr mit Schrecken bewusst wurde - denn sie war im Moment so hilflos wie eine Schildkröte, die auf dem Rücken lag. Während sie immer noch verzweifelt versuchte, sich an der glatten Wanne hochzuziehen, sah sie mit Schrecken, wie er den Arm hob, um ihr das Messer in die Brust zu stoßen.
    Mit einem Aufschrei versuchte sie auszuweichen, was ihr sieher nicht gelungen wäre, wenn sich nicht in diesem Augenblick Sandras Körper mit aller Kraft hochgehoben und sie über den Rand der Wanne hinausgeschleudert hätte. Das Messer verfehlte sein Ziel und stieß erneut mit lautem Knirschen gegen die Wanne. Mit einem Aufschrei landete Carly auf Händen und Knien auf den Fliesen. Wasser spritzte aus der Wanne und überschwemmte den Boden, auf dem sich eine riesige Pfütze aus Wasser, Blut, Orangensaft und Glassplittern bildete. Carly stellte fest, dass ein wenig von dem Blut von ihr selbst stammte, nachdem sie entweder von einem Glassplitter oder von seinem Messer verletzt worden war. Ihre linke Hand blutete stark, wie sie mit einem kurzen Blick feststellte, doch sie spürte nicht den geringsten Schmerz.
    Das musste der Schock sein, ging es ihr durch den Kopf. Sie hörte einen heiseren Aufschrei. Als sie aufblickte, sah sie, wie er auf dem schlüpfrigen Boden ausglitt und um ein Haar gestürzt wäre.
    Sie versuchte verzweifelt auf allen vieren, die Tür zu erreichen, der sie näher war als er, doch auf dem glatten Boden kam sie kaum voran. Immer wieder glitt sie mit den Händen und Tennisschuhen auf den nassen Fliesen aus. Carly hörte das Knirschen seiner Schuhe hinter ihr, sie hörte seinen harten Atem und das Rascheln seiner Kleidung, als er auf sie zugestürmt kam. Es roch nach Orangensaft und Seife, nach ihrer eigenen Angst und nach etwas anderem - etwas scheußlich Süßlichem, das ihr fast den Magen umdrehte und alles vor ihren Augen verschwimmen ließ. Ein Tuch presste sich gegen ihre Wange - kalt, nass und von diesem widerlichen Geruch getränkt. Dieser Geruch ...
    Sie wurde von blankem Entsetzen gepackt. Die Dunkelheit drohte sie mit sich zu reißen. Dieser Geruch ...
    Er hatte sie eingeholt und versuchte ihr dieses widerliche nasse Tuch auf die Nase und den Mund zu drücken. Sie stieß seine Hand mit dem Tuch zur Seite, wodurch sie erneut das Gleichgewicht verlor und hart auf Hüfte und Schulter fiel.
    Das weiße, quadratisch zusammengefaltete Tuch landete direkt vor ihrem Gesicht auf dem nassen Boden. Dieser Geruch ...
    Binnen weniger Augenblicke sog sich das Tuch mit Wasser voll, und der Geruch verschwand.
    »Jetzt hab ich dich.«
    Carly blickte in blankem Entsetzen auf und sah, wie er sich auf sie stürzte wie eine Katze auf einen Vogel. Während sie immer noch verzweifelt versuchte, auf dem schlüpfrigen Boden vorwärts zu kommen, packte er sie an den Haaren und riss ihren Kopf zurück.
    Voller Angst starrte sie auf die schwarze Kapuze und sah durch zwei Löcher, die mit ihren gezackten Rändern so aussahen, als hätte man sie mit der Schere ausgeschnitten, seine Augen. Sie waren auffallend hellblau und blutunterlaufen und hatten fast keine Wimpern. Die kleinen schwarzen Pupillen, die sie kalt und gefühllos ansahen, sagten ihr, dass der Mann sie ohne Gnade

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