Vergangene Schatten
verschränkt, um sich betont lässig zu geben, während sie auf ihn zuging.
Gute Freundin oder nicht - sie war jedenfalls heute eine erwachsene Frau. Sie war klein gewachsen und an den richtigen Stellen kurvig, und ihre Beine ragten sonnengebräunt und schlank aus den Shorts hervor. Während die meisten Frauen, die er kannte, hochhackige Schuhe getragen hätten, um besonders sexy zu wirken, trug sie einfache Tennisschuhe. Das Komische war, dass ihre Beine trotzdem sexy genug aussahen, um sein Blut in Wallung zu bringen. Ihre Hüften waren relativ schmal, ihre Taille ebenso, und ihr rotes T-Shirt brachte ihre Brüste hervorragend zur Geltung. Ihre weichen Lippen, die ihn schon zweimal alle guten Vorsätze hatten vergessen lassen, formten sich zu einem trügerischen Lächeln. Ihre hübsche kleine Nase war ebenso von der Sonne gerötet wie ihre Wangen. Ihre großen blauen Augen waren in diesem Moment zusammengekniffen und ließen ein gefährliches Funkeln erkennen. Ihren Lockenschopf hatte sie unter einer Baseballmütze verborgen, doch einige korkenzieherartige Strähnen hatten sich daraus befreit und umrahmten ihr Gesicht, so dass sie alles in allem sehr, sehr hübsch aussah. Sie war jetzt blond und nicht mehr hellbrünett, wie früher, und kurvig, während sie früher dünn gewesen war. Vielleicht war das der Grund, warum er sich so schwer tat, sie einfach nur als gute Freundin zu sehen. Sie sah zwar immer noch aus wie die Carly, die er kannte, war aber andererseits hübscher und attraktiver als damals. Ja, sie war genau genommen viel attraktiver, als ihm lieb war.
Um nicht länger daran zu denken, wie gerne er mit ihr geschlafen hätte, wenn es nicht ein so fataler Fehler gewesen wäre, konzentrierte er sich auf das Gewitter, das sich offensichtlich über ihm zusammenbraute. Ihr Lächeln und das Funkeln in ihren Augen sagte ihm nur allzu deutlich, dass sie ihn am liebsten k.o. schlagen würde.
»Hübsche Mütze«, sagte er, obwohl er genau wusste, dass er damit nur noch mehr Öl ins Feuer goss. Doch es machte einfach zu viel Spaß, sie so am Kochen zu sehen.
»Du kannst mich mal.«
Sie ging um den Schreibtisch herum direkt auf ihn zu. Da sein Sessel Räder hatte, ließ er sich ein wenig zurückrollen, damit er Platz zum Ausweichen hatte, falls es nötig sein sollte. Er behielt jedoch seine lässige Haltung bei, weil sie das, wie er wusste, nur noch mehr in Rage brachte.
»Ich habe gehört, du hast meinen Briefkasten umgefahren«, sagte er.
»Ich habe gehört, du hast gesagt, ich würde nur Ärger machen«, erwiderte sie.
Sie blieb direkt vor seinen Knien stehen und sah ihm wütend in die Augen. Matt saß immer noch zurückgelehnt und musste zu ihr aufblicken, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Das war eine ganz neue Perspektive, die ihm, wie er feststellte, irgendwie gefiel.
»Vielleicht solltest du nicht so viel auf irgendwelchen Klatsch geben«, sagte er. Sie stand so dicht vor ihm, dass ihr wohlgeformtes nacktes Bein seinen Oberschenkel streifte. Wenn er es nur gewollt hätte, wäre es ganz leicht gewesen, sie zu sich zu ziehen, so dass sie auf ihm saß und ...
O Gott, was ging bloß in ihm vor? An so etwas sollte er nicht einmal im Traum denken. Mit Carly zu schlafen war schließlich das Letzte, was er wollte. Er wusste, dass sie keine Frau für einen One-Night-Stand war. Sie war auch keine Frau für eine drei- bis viermonatige heiße Affäre. Sie gehörte zu den Frauen, bei denen Sex zu einer Bindung führte, und das war ganz sicher nicht das, was ihm vorschwebte.
»Wie du dich benimmst, das ist ganz sicher nicht normal. Du musst echt Probleme haben.«
»Haben wir nicht alle unsere kleinen Macken?«
»Deine Masche - jemanden zu küssen und dann einfach abzuhauen - also, das zieht bei mir nicht.«
»Du sagst das so, als hätte ich nach einem Autounfall Fahrerflucht begangen.« Eine kleine Prise Humor konnte bestimmt nicht schaden, um die Situation ein wenig zu entschärfen.
»Du gehst mir absichtlich aus dem Weg.«
Offenbar ließ sie sich auch mit Humor nicht wirklich besänftigen.
»Genauso wie du mir den ganzen Sommer aus dem Weg gegangen bist, nachdem wir ...«An diesem Punkt zögerte sie. Er wusste, was sie sagen wollte; die Frage war nur, wie deutlich sie es aussprechen würde. »... nach meinem Abschlussball.«
Sie sprach es also nicht direkt aus. Das war Carly, so wie er sie kannte - nur dass sie heute blond und attraktiv und ziemlich erwachsen war.
»He, Moment mal, dafür habe ich
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