Vergangene Zukunft
die Augen schließe, sehe ich alles noch vor mir – die rasende Fahrt, meine Autos, die den Bus zu beiden Seiten flankierten, mit dem Motor auf ihn einredeten, bis er es begriffen hatte, anhielt, mich aussteigen ließ und mit Gellhorn davonsauste.
Haben ihm meine Autos gesagt, daß er Gellhorn töten soll? Oder war das seine eigene Idee gewesen?
Können Autos überhaupt auf solche Ideen kommen? Die Auto-Designer sagen nein. Aber das heißt natürlich nur, daß sie unter normalen Umständen nicht auf solche Ideen kommen.
Können die Designer aber auch alle Umstände vorhersehen und in Betracht ziehen?
Viele Autos werden schlecht behandelt. Einige davon kommen auf die Farm und sehen, wie es den Autos hier geht, und meine Autos erzählen es ihnen. Die fremden Autos merken, daß den Bewohnern der Farm nie der Motor abgestellt wird, daß sie nie gelenkt werden, daß für alle ihre Bedürfnisse bestens gesorgt wird.
Dann verlassen uns die fremden Autos wieder, und vielleicht erzählen sie es anderen Autos draußen auf den Straßen, was sie hier gesehen haben. Vielleicht breiten sich diese Nachrichten schnell aus. Vielleicht beginnen die Autos zu denken, daß es überall auf der Welt so sein sollte wie auf der Farm. Sie verstehen es nicht anders. Man kann nicht von ihnen erwarten, daß sie die Launen reicher Männer begreifen.
Es gibt Millionen Autos auf der Erde. Wenn sie immer tiefer von dem Gedanken durchdrungen werden, daß sie Sklaven sind, daß sie etwas dagegen unternehmen müßten … Wenn sie auf denselben Gedanken kämen wie Gellhorns Bus …
Vielleicht dauert es noch einige Zeit, bis es soweit ist. Und dann müßten sie doch ein paar Menschen übrig lassen, die ihre Pflege übernehmen, nicht wahr? Sie würden uns nicht alle töten.
Aber vielleicht doch. Vielleicht wissen sie gar nicht, daß jemand für sie sorgen muß. Vielleicht warten sie nicht mehr lange.
Jeden Tag wache ich auf und denke: Vielleicht heute … Meine Autos machen mir nicht mehr so viel Freude wie früher. Und kürzlich merkte ich sogar, daß ich Begegnungen mit Sally meide.
Die Fliegen
Ende 1949 erschien eine neue Zeitschrift: The Magazine of Fantasy. Bei der zweiten Ausgabe wurde der Name erweitert in: The Magazine of Fantasy and Science Fiction, und seither ist die Zeitschrift allgemein bekannt unter den Initialen F & SF.
Zuerst fand ich F & SF entmutigend. Es nahm den Stil so wichtig, viel wichtiger als die Ideen. Und ich war nicht sicher, ob ich stilvoll schreibe, ja ob ich überhaupt wüßte, was Stil sei. Und tatsächlich hatte ich noch vor wenigen Monaten in der Kritik eines meiner Bücher gelesen: »Er ist kein Stilist.« Ich hatte sofort an die betreffende Kritikerin geschrieben, aber keine Antwort erhalten. Und so werde ich wohl nie herausfinden, was ein Stilist ist.
Bald danach schrieb mir Anthony Boucher, der Mitherausgeber von F & SF, einen Brief. Es war das erste Mal, daß wir miteinander in Kontakt traten. Meine Erzählung »Die Wirtin« war soeben erschienen, und darin hatte ich von den »leidenschaftsloseren Emotionen« gesprochen, die die Menschen Ende der Dreißig bewegten. Tony schrieb mit im Ton milder Zurechtweisung, er sei gerade vierzig geworden. (Ich war gerade dreißig geworden). Außerdem teilte er mir mit, daß eine angenehme Überraschung auf mich warte, und damit hatte er recht.
Damit setzte eine erfreuliche Korrespondenz ein, und allmählich verlor ich meine Angst vor F & SF. Ich glaubte, mich an einer Erzählung versuchen zu müssen, die das Hauptgewicht auf den Stil legte, aber da ich nach wie vor nicht wußte, was Stil eigentlich ist, und auch keine Ahnung hatte, wie man ihn handhabte, bezweifelte ich auch den Erfolg meines Vorhabens. Ich nehme an, ich hatte schließlich doch Erfolg mit meinen Bemühungen, denn Mr. Boucher nahm die »Fliegen« an und veröffentlichte sie.
Ich hatte noch nie eine so gute und glückliche Beziehung zu einem Science-Fiction-Magazin gehabt wie zu F & SF. Ich kann nicht klagen über Astounding, Galaxy oder irgendeines der anderen Magazine, der Himmel weiß das, aber F & SF wurde etwas ganz Besonderes für mich, und ich bin ehrlich genug, das auch zu sagen.
Übrigens, wenn irgend jemand glaubt, ich sei so arrogant, daß ich keinerlei Korrekturen meiner Herausgeber akzeptiere, so irrt er sich gewaltig. Ich freue mich natürlich nicht über solche Korrekturen (das tut kein Schriftsteller), aber ich akzeptiere sie sehr häufig. (Das ist an meinen Bruder gerichtet,
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