Vergangene Zukunft
den Bus herangerollt war. Gellhorn vergewisserte sich, daß alle Türen und Fenster geschlossen waren.
»Wir verschwinden jetzt von hier, bevor die anderen Autos zurückkehren«, sagte er. »Und wir werden auch eine ganze Zeitlang wegbleiben.«
»Was nützt Ihnen das?«
»Ihre Autos werden eines Tages kein Benzin mehr haben, nicht wahr? Sie können doch nicht selbst tanken, oder? Dann werden wir zurückkommen und die Angelegenheit zu Ende führen.«
»Sie werden mich suchen«, sagte ich. »Mrs. Hester wird die Polizei benachrichtigen.«
Aber er schenkte meinen Worten keine Beachtung mehr. Er ließ den Motor des Busses an, der Wagen setzte sich in Bewegung und Sally folgte uns.
Gellhorn kicherte.
»Was kann sie schon tun, wenn Sie hier drin bei mir sind?« Auch Sally schien sich dessen bewußt zu werden. Sie beschleunigte ihr Tempo, fuhr an uns vorbei und verschwand in der Dunkelheit. Gellhorn öffnete das Fenster neben sich und spähte hinaus.
Der Bus polterte über die dunkle Straße, der Motor gab unregelmäßige Geräusche von sich. Gellhorn blendete die Scheinwerfer ab. Der phosphoreszierende grüne Streifen in der Mitte der Straße, der im Mondlicht funkelte, war alles, wonach wir uns orientieren konnten. Es herrschte kein großer Verkehr. Nur zwei Autos begegneten uns, und kein anderes bewegte sich in unserer Fahrtrichtung, weder vor noch hinter uns.
Ich hörte zuerst die Türen schlagen, ein scharfes Knallen, das die Stille durchbrach, zuerst auf der rechten, dann auf der linken Seite. Gellhorns Hand zitterte, als er wütend auf einen Knopf stieß und die Geschwindigkeit steigerte. Ein Lichtstrahl schoß aus dem dunklen Buschwerk und blendete uns, ein anderer Strahl traf uns von hinten, und an einer Kreuzung, vierhundert Yards vor uns, passierte ein Auto mit quietschenden Reifen unsere Straße.
»Sally hat die anderen geholt«, sagte ich. »Ich glaube, wir sind umzingelt.«
»Was? Was können sie denn tun?«
Er beugte sich vor, starrte durch die Windschutzscheibe.
»Verhalten Sie sich nur ruhig, Oldtimer«, murmelte er.
Ich konnte gar nichts tun. Meine Knochen schmerzten, mein linker Arm brannte wie Feuer. Die Motorengeräusche verdichteten sich, kamen immer näher. Ich hörte die Motoren in merkwürdigen Rhythmen aufheulen. Meine Autos schienen miteinander zu sprechen.
Ein Hupkonzert ertönte hinter uns. Ich wandte mich um, und Gellhorn warf einen raschen Blick durch das Rückfenster. Ein Dutzend Autos folgte uns auf beiden Straßenspuren.
Gellhom schrie auf und lachte wie ein Wahnsinniger.
»Halt!« brüllte ich. »Bleiben Sie stehen!«
Denn eine Viertelmeile vor uns, klar sichtbar im Scheinwerferstrahl zweier Limousinen, die am Straßenrand hielten, stand Sally. Ihre hübsche Gestalt versperrte uns den Weg. Zwei Autos fuhren zu beiden Seiten neben uns her, in genau demselben Tempo wie wir, und hinderten Gellhorn daran zu wenden.
Aber es fiel ihm gar nicht ein zu wenden. Er drückte den Finger auf volle Geschwindigkeit.
»Sie kann uns nicht bluffen«, sagte er. »Der Bus ist fünfmal so schwer wie sie, Oldtimer. Wir werden sie von der Straße fegen wie eine tote Katze.«
Ich wußte, daß er recht hatte. Der Bus war auf Handbetrieb geschaltet, und Gellhorns Finger drückten auf den Knopf. Ich wußte, er würde es tun.
Ich kurbelte das Fenster herab und steckte meinen Kopf hinaus.
»Sally!« schrie ich. »Geh aus dem Weg! Sally!«
Mein Schrei ging unter im schmerzhaften Kreischen mißhandelter Bremsen. Ich spürte, wie ich nach vorn geschleudert wurde, und ich hörte Gellhorns Keuchen.
»Was ist passiert?« fragte ich. Es war eine blöde Frage. Wir standen. Das war alles, was passiert war. Genau fünf Fuß vor Sally war der Bus zum Stehen gekommen. Sie hatte sich nicht gerührt, obwohl der Bus auf sie zugekommen war, fünfmal so schwer wie sie. Welch ein Mut!
Gellhorn hieb wütend auf den Handbetrieb-Kippschalter.
»Es muß doch gehen«, flüsterte er. »Es muß!«
»Nicht, nachdem Sie auf diese Art den Motor eingebaut haben, Sie Experte! Der Stromkreislauf ist zusammengebrochen.«
Zornbebend starrte er mich an. Ich hörte seine Zähne knirschen. Das Haar hing ihm wirr in die Stirn. Er hob die Faust.
»Ich habe keine Lust mehr, mir Ihr fachmännisches Gerede anzuhören, Oldtimer.«
Ich wußte, daß er den Nadelrevolver abfeuern würde. Ich drückte mich an die Tür, beobachtete die Faust, die sich langsam immer höher hob. Die Bustür öffnete sich, ich fiel nach rückwärts und
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