Vergangene Zukunft
hob protestierend die Hand.
»Aber, Liebling! Deine Glut führt dich auf Irrwege. Unser eigenes Glück, unsere bevorstehende Hochzeit läßt dich gewisse Fakten des gewöhnlichen Lebens vergessen. Wenn eine verheiratete Person fälschlicherweise solche Hormone einnimmt …«
Mit einer Spur von Hochmut sagte Professor Johns: »Lassen Sie mich zuerst einmal erklären, daß meine Hormone oder meine amatogenen Prinzipien, wie ich sie nenne …« (denn wie viele praktizierende Wissenschaftler freute er sich an einer gewissen Verachtung für die verfeinerten Spitzfindigkeiten der klassischen Philologie).
»Nennen Sie es Liebestrank«, sagte Alice mit einem schmelzenden Seufzer.
»Meine amatogenen Prinzipien lassen sich auf verheiratete Personen nicht anwenden«, fuhr Professor Johns streng fort. »Die Hormone können nicht funktionieren, wenn sie durch andere Faktoren behindert werden, und die Ehe ist ganz sicherlich ein Faktor, der die Liebe behindert.«
»Ja, das habe ich gehört«, sagte Alexander schwermütig. »Aber ich habe vor, diesen gefühllosen Aberglauben zu widerlegen, was meine Alice betrifft.«
»Alexander«, sagte Alice, »mein Liebster!«
»Ich meine, daß die Heirat eine außereheliche Liebe behindert«, stellte der Professor fest.
»Nun, es ist mir schon zu Ohren gekommen, daß dies manchmal nicht der Fall ist«, warf Alexander ein.
Alice blickte ihn schockiert an.
»Alexander!«
»Es kommt nur selten vor, mein Liebes. Bei den Leuten, die nicht das College besucht haben.«
»Die Ehe kann vielleicht eine gewisse erbärmliche sexuelle Anziehung nicht verhindern«, sagte der Professor, »auch nicht Tendenzen zu einer minderwertigen Tändelei. Aber die wahre Liebe, wie Miß Sanger diese Emotion bezeichnete, kann nicht erblühen, wenn ständig der Gedanke an ein strenges Eheweib und ein paar lästige Kinder im Hintergrund steht.«
»Wollen Sie damit sagen, daß Ihre Liebestränke – pardon, Ihre amatogenen Prinzipien –, wenn Sie sie verschiedenen Leuten wahllos verabreichen, nur bei den unverheirateten Personen wirken?« fragte Alexander.
»Ganz recht. Ich habe mit gewissen Tieren experimentiert, die monogame Gewohnheiten haben, obwohl sie nicht mit Bewußtsein den Ritus der Eheschließung erlebt haben. Bei den Tieren, die bereits einen bestimmten Partner hatten, wirkten die Hormone nicht.«
»Dann habe ich eine wunderbare Idee, Professor. Morgen findet im College ein Tanzabend statt. Es werden mindestens fünfzig Paare anwesend sein. Die meisten sind unverheiratet. Gießen Sie doch etwas von Ihrem Liebestrank in den Punsch!«
»Was? Sind Sie verrückt?«
Aber Alice hatte Feuer gefangen.
»Oh, das ist ein himmlischer Einfall, Professor! Der Gedanke, daß alle meine Freunde fühlen, wie ich fühle! Professor, Sie würden allen wie ein Engel vom Himmel erscheinen. Aber, Alexander, glaubst du nicht, daß sich die Gefühle vielleicht etwas unkontrolliert entwickeln könnten? Einige deiner Kollegen sind ein bißchen wild, und wenn sie dann in der Hitze ihrer soeben entdeckten Liebe die Mädchen – nun, ja – küssen …«
»Meine liebe Miß Sanger«, sagte Professor Johns indigniert, »ihre überhitzte Einbildungskraft verleitet Sie wohl zu gewissen Übertreibungen. Meine Hormone erwecken einzig und allein Gefühle, die zu Eheschließungen führen und keineswegs zu irgendwelchen unanständigen Handlungsweisen.«
»Es tut mir leid«, flüsterte Alice verwirrt. »Ich hätte daran denken sollen, daß Sie ein Mann von so hoher Moral sind, wie mir noch keiner begegnet ist – außer natürlich mein lieber Alexander. Und daß keine Ihrer wissenschaftlichen Entdeckungen zur Unmoral führen könnte.«
Sie blickte den Professor so jammervoll an, daß er ihr sofort verzieh.
»Dann werden Sie es also tun, Professor?« fragte Alexander drängend. »Nachdem dann eine Massenhochzeit stattfinden wird, werde ich Sorge tragen, daß Nicholas Nitely, ein alter, geschätzter Freund meiner Familie, unter irgendeinem Vorwand anwesend ist. Er ist Friedensrichter und kann leicht all diese Formalitäten wie Heiratslizenzen und so weiter arrangieren.«
»Ich glaube, ich kann nicht zustimmen«, sagte der Professor, der offensichtlich bereits schwach wurde. »Ein Experiment ohne die Einwilligung der Betroffenen durchzuführen! Das wäre sehr unsittlich.«
»Aber Sie bereiten Ihnen doch nur Glück und Freude. Außerdem machen Sie sich um die moralische Atmosphäre auf dem College verdient. Glauben Sie mir, wenn
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