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Vergangene Zukunft

Vergangene Zukunft

Titel: Vergangene Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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sicher, daß er den zarten Banden der Ehe kaum würde entrinnen können.
    Als ich neulich im Klub bei einem Gin Tonic davon zu sprechen begann, sagte er: »Vor einiger Zeit konnte ich gerade noch entkommen«, und er seufzte.
    »Oh, tatsächlich?«
    »Ein hübsches junges Mädchen, süß, intelligent, unschuldig, aber voll wilder Glut und überdies so verführerisch, daß sie sogar das Blut eines so alten Sonderlings, wie ich es bin, in Wallung bringen konnte.«
    »Und warum hast du sie gehen lassen?«
    »Ich hatte keine andere Wahl.« Er lächelte mich sanft an, und seine leicht gerötete, glatte Gesichtshaut, das glatte graue Haar, die leuchtenden blauen Augen, all das gab ihm das Aussehen eines beinahe Heiligen. »Weißt du, eigentlich war ihr Verlobter schuld …«
    »Ah, sie war schon mit einem anderen verlobt.«
    »… und Professor Wellington Johns, der Endokrinologe, der sich nebenbei auch mit moderner Zauberei beschäftigt. Tatsächlich, es war so, daß …« Er seufzte, trank einen Schluck aus seinem Glas und wandte mir das freundliche, liebenswürdige Gesicht eines Menschen zu, der fest entschlossen ist, das Thema zu wechseln.
    »Nitely, alter Junge, dabei kannst du es nicht bewenden lassen«, sagte ich unbarmherzig. »Jetzt will ich alles über dein wunderschönes Mädchen wissen – alles über die Sinnenfreuden, die du leichtfertig verspielt hast.«
    Bei meiner letzten Bemerkung zuckte er zusammen (ich muß zugeben, daß diese Wortbildung auch zu meinen weniger gelungenen zählt), aber er beruhigte sich wieder und bestellte einen neuen Drink.
    »Du mußt wissen«, begann er, »daß ich die Details erst später erfahren habe.«
     
    Professor Wellington Johns hatte eine große, auffallende Nase, zwei aufrichtige Augen und ein ausgezeichnetes Talent, seine Kleidung stets eine Nummer zu groß erscheinen zu lassen.
    »Meine lieben Kinder«, sagte er, »die Liebe ist eine rein chemische Angelegenheit.
    Seine lieben Kinder, die in Wirklichkeit seine Schüler waren und keineswegs seine leiblichen Kinder, hießen Alexander Dexter und Alice Sanger. Sie schienen ganz in der Chemie aufzugehen, wie sie so dasaßen, Hand in Hand. Ihr gemeinsames Alter betrug vielleicht fünfundvierzig Jahre (gleichmäßig aufgeteilt). Und jetzt mußte Alexanders unvermeidlicher Ausruf kommen.
    »Vive la chemie!«
    Der Professor lächelte mißbilligend.
    »Eher die Endokrinologie. Nur die Hormone beeinflussen unsere Gefühle, und es ist nicht überraschend, daß ein spezielles Hormon das Gefühl hervorruft, das wir Liebe nennen.«
    »Aber das ist so unromantisch«, murmelte Alice. »Ich bin sicher, daß ich keine Hormone brauche.« Sie warf Alexander einen sehnsüchtigen Blick zu.
    »Mein liebes Kind«, sagte der Professor, »von dem Augenblick an, in dem Sie sich verliebten, wimmelte Ihr Blutkreislauf nur so von Hormonen. Ihre Absonderung wird stimuliert durch …« Einen Augenblick lang bedachte er sehr sorgfältig seine Wortwahl, denn er war ein sehr moralischer Mann  »… durch einige Umwelteinflüsse, die insbesondere durch Ihren jungen Mann hervorgerufen werden, und sobald die hormonale Aktion stattgefunden hat, treibt Sie das Trägheitsgesetz dazu, folgerichtig zu handeln. Ich könnte diese Wirkung leicht verdoppeln.«
    »Oh«, sagte Alice und errötete sanft, »wie reizend, wenn Sie das versuchen würden …« Schüchtern drückte sie Alexanders Hand.
    »Ich habe natürlich nicht gemeint«, sagte der Professor und räusperte sich, um seine Verwirrung zu verbergen, »daß ich persönlich versuchen würde, die Bedingungen zu reproduzieren oder zu verdoppeln, die die natürliche Absonderung der Hormone hervorbringt. Ich meine, ich könnte die Hormone durch eine Injektion oder sogar durch eine orale Einnahme in den Körper gelangen lassen, da es sich um Steroidhormone handelt.« Er nahm die Brille ab und putzte sie. »Ich habe diese Hormone isoliert und auf ihre Grundsubstanz zurückgeführt.«
    Erstaunt richtete sich Alexander auf.
    »Professor! Und Sie haben nichts davon gesagt?«
    »Ich muß zuerst noch etwas mehr darüber in Erfahrung bringen.«
    »Wollen Sie damit sagen …« Alices braune Augen schimmerten vor Entzücken. »… wollen Sie sagen, daß Sie in den Menschen dieses wundervolle Gefühl, diese himmlische Zartheit wahrer Liebe durch – durch eine Pille erwecken können?«
    »Ich kann diese Emotion, auf die Sie anspielen, sogar verdoppeln. Durch ziemlich banale Mittel.«
    »Und warum tun Sie es nicht?«
    Alexander

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