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Vergangene Zukunft

Vergangene Zukunft

Titel: Vergangene Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Vorrichtung, durch die in jeder Generation neue Kombinationen von Charaktermerkmalen ins Leben gerufen werden. Es gibt unzählige Variationen. Nach der Mutation können die Gene nahezu sofort ihr Wesen zum Ausdruck bringen, während im üblichen Gebärsystem ein Jahrtausend vergeht, bis es soweit ist.«
    »Wollen sie mir etwa erzählen, daß sich die Gene eines Individuums mit den Genen eines anderen verbinden können? Wissen Sie, wie lächerlich das im Licht aller Prinzipien der zellularen Physiologie erscheint?«
    »Es muß so sein«, sagte Botax. Nervös zuckte er unter dem starren, glotzäugigen Bück des anderen zusammen.
    »Beweisen Sie, daß diese Zusammenarbeit, von der Sie sprachen, tatsächlich existiert. Wenn Ihnen das gelingt, werde ich über dieses Thema noch einmal nachdenken. Wenn nicht, werde ich mir all Ihre Phantastereien aus dem Kopf schlagen, und wir werden unsere Reise fortsetzen.«
    »Ich kann es beweisen.« Botax’ Farbblitze wandelten sich in ein grelles Gelbgrün. »Die Kreaturen dieser Welt sind auch noch auf andere Weise einzigartig. Sie sehen Fortschritte voraus, die sie noch nicht gemacht haben. Das ist wahrscheinlich eine Konsequenz ihres Glaubens an schnelle Änderung, die sie ja ständig mitansehen. Aus diesem Grund frönen sie einer Literaturgattung, die sich beispielsweise mit Raumfahrt beschäftigt. Letztere haben sie natürlich noch nicht in ernstzunehmender Form entwickelt. Sie bezeichnen diese Literatur als ›Science-Fiction‹, wenn ich richtig übersetzt habe. Ich habe meine Lektüre fast ausschließlich auf ›Science-Fiction‹ beschränkt, weil ich dachte, daß sie sich in ihren Träumen und Illusionen am ehesten verraten und ihre Gefährlichkeit deutlich machen würden. Und aus der ›Science-Fiction‹-Literatur habe ich auch die Methode ihrer zwischenförmlichen Zusammenarbeit abgeleitet.«
    »Also gut«, sagte der Captain gelangweilt. »Holen Sie die beiden Kreaturen ins Bewußtsein zurück und tun Sie, was Sie nicht lassen können. Aber schnell!«
     
    Marge Skidmoore wurde sich ganz plötzlich ihrer neuen Umgebung bewußt. Sie erinnerte sich sehr genau an die Bahnstation. Es dämmerte, und der Bahnsteig war beinahe leer. Nur ein Mann stand neben ihr, und ein anderer am entgegengesetzten Ende des Bahnsteigs. Ein schwaches Rattern in der Ferne zeigte an, daß die Bahn sich näherte.
    Und dann war da der Blitz gewesen, ein Gefühl, als kehre sich ihr Innerstes nach außen, das verschwommene Bild eines wellenförmigen Geschöpfes, triefender Schleim, ein Ruck nach oben, und jetzt …
    »O Gott«, sagte sie schaudernd. Ist das still hier! Und da ist ja noch jemand.«
    Sie fühlte leichte Übelkeit, aber keine Furcht. Sie war beinahe stolz, weil sie sich nicht fürchtete. Der Mann neben ihr war genauso ruhig wie sie selbst. Er trug noch immer den verbeulten Filzhut. Es war der Mann, der neben ihr auf dem Bahnsteig gestanden hatte.
    »Sie sind auch hier? Wer noch?« fragte sie.
    Charlie Grimwood fühlte sich schlaff und kraftlos. Er versuchte die Hand zu heben, den Hut abzunehmen und das dünne Haar glattzustreichen, das seinen Kopf nur teilweise bedeckte. Aber er bemerkte, daß sich seinen Bewegungen ein gummiartiger, aber sehr hartnäckiger Widerstand entgegensetzte. Er ließ die Hand sinken und blickte mürrisch in das schmale Gesicht der Frau, die ihn anstarrte. Sie war Mitte Dreißig, schätzte er. Ihr Haar war schön, und ihr Kleid saß gut, aber in diesem Augenblick wünschte er sich nur, irgend woanders zu sein, und es bereitete ihm überhaupt keinen Trost, daß er Gesellschaft hatte. Wenn es sich auch um weibliche Gesellschaft handelte.
    »Ich weiß es nicht, Lady«, sagte er. »Ich stand gerade auf dem Bahnsteig …«
    »Ich auch.«
    »Und dann sah ich einen Blitz. Gehört habe ich nichts. Und jetzt bin ich hier. Das müssen kleine Menschen vom Mars oder von der Venus oder sonstwo gewesen sein.«
    Marge nickte nachdrücklich.
    Botax trat mutig heran. Seine Stimme kratzte und kreischte, aber er konnte das Timbre der Eingeborenen doch wenigstens annähernd imitieren.
    »Kreaturen! Wir werden euch nichts tun. Aber wir müssen euch um einen Gefallen bitten. Würdet ihr bitte zusammenarbeiten.«
    »He, er kann sprechen!« rief Charlie. »Wie meinen Sie denn das? Zusammenarbeiten?«
    »Ihr beide. Miteinander«, sagte Botax.
    »Eh?« Charlie sah Marge an. »Verstehen Sie, was er meint, Lady?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte sie hochmütig.
    »Ich meine …«, begann Botax,

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