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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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schenkte sich drei Daumen breit in ein Glas ein. Er drehte sich nicht um, sondern stand lediglich da, blickte durch die breite Fensterfront und nippte an dem Brandy. Dann sagte er leise: »Ich weiß, wer es ist.«
    »Wer, Sir?«, hakte Ramsey nach.
    »Rule Shaker. Habe ich Recht, Warren?«
    »Herr Shaker ist der Hauptspieler, das ist richtig, Sir. Louey hatte ihm eine Reihe von Auftritten in Las Vegas verweigert. Herr Shaker bestand darauf, Louey weigerte sich weiterhin, selbst dann noch, als er Shaker viel Geld schuldete. Das war der Zeitpunkt, als er sich zu seiner Europatournee entschieden hatte. Er glaubte, damit das Geld zurückzahlen zu können. In Europa ist er sehr beliebt, viel mehr als hier in den Staaten. Wenn er die Tournee hätte fortsetzen können, wäre er in der Lage gewesen, die Schulden bei Herrn Shaker abzutragen.«
    »Sicher ist Ihnen bekannt, dass Emma und Molly und nicht Louey das eigentliche Ziel der Bombenexplosion waren«, bemerkte Ramsey leise.
    »Ja, davon habe ich gehört. Deshalb wollte ich auch aus der Stadt raus, bis sich die Wellen etwas gelegt haben, ganz wie Herr Lord es vermutet hat. Herr Shaker hat Louey gegenüber bemerkt, niemand in seinem Umkreis sei mehr sicher. Meiner Meinung nach gibt es keinen Zweifel, dass er hinter dem Bombenattentat steht. Allerdings wollte er nicht Louey umbringen. Loueys Tochter war sein Ziel. Er wollte das Kind benutzen, um Louey zu zeigen, dass er es ernst meinte.«
    »Sind Sie also auch der Ansicht, dass Herr Shaker Emmas Entführung angeordnet hat?«
    »Louey war davon überzeugt. Mich hat es auch nicht weiter überrascht. Louey hat mich von Deutschland aus angerufen. Er wusste nicht, was er weiter tun sollte. Mir ging es nicht anders«, sagte Warren O’Dell.
    »Richtig«, bestätigte Mason Lord. »Rule Shaker hat Emma entführt. Und versehentlich hat Rule Louey umgebracht. Ich frage mich nur, weshalb.«
    Mason hatte sehr leise gesprochen, doch Ramsey hatte ihn gehört. An Warren O’Dell gewandt fragte er: »Wie viel Geld hat Louey vor seinem Tod verdient?«
    »Ungefähr dreihunderttausend. Steuern wären natürlich noch abzuziehen gewesen und noch ein paar Nebenkosten, mit denen wir nicht gerechnet hatten, aber er hatte die Sache allmählich im Griff. Wenn er die Tournee bis zum Schluss gemacht hätte, hätte er möglicherweise alles bis auf den letzten Pfennig zurückzahlen können.«
    »Wo ist das Geld?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Sie sind sein Anlageberater«, bemerkte Mason Lord. Seine Stimme war weich und klar, als er sich von der riesigen Fensterfront abwandte. »Sein Anlageberater. Louey war besonders leichtsinnig und verschwenderisch und konnte offenbar noch nicht einmal die Grundlagen finanzieller Anlagen begreifen. Ich bin mir sicher, dass Sie ihn nach der Scheidung von meiner Tochter beraten haben. Ich weiß, dass sie während der Ehe die gesamten Finanzen überwacht hat, aber danach? Nein, Warren, Sie waren es. Und nun erzählen Sie Richter Hunt, wohin das Geld geflossen ist.«
    »Ich lüge nicht, Sir. Ich schwöre, ich weiß es nicht. Louey hat es mir nicht sagen wollen. Ich habe die Unterlagen, Sir, die Abbuchungen von den Bankkonten, fast vollständig. Er hat das Geld einfach abgehoben und mir nichts davon gesagt.«
    »Wann hat er das Geld abgehoben, Herr O’Dell?«, erkundigte sich Ramsey.
    »Unmittelbar vor seiner Reise nach Deutschland. Er war pleite, aber es ist ihm dennoch gelungen, aus seinen Veranstaltern einen sehr substanziellen Vorschuss herauszuholen, fast zweihunderttausend, wenn ich mich recht entsinne. Weitere hunderttausend sollten während seiner Auftritte in Deutschland folgen, und das Geld ist ebenfalls verschwunden. Louey hat alles genommen. Er hat mir nichts davon gesagt, ich schwöre es.«
    Günther stand schweigend in der Tür.
    »Haben Sie alle Papiere von Herrn O’Dell?«
    »Ja, Sir.«
    »Dann können wir gehen. Richter Hunt, haben Sie noch weitere Fragen an Warren?«
    »Ja. Wo waren Sie heute früh?«
    Warren O’Dell schien beinahe in Ohnmacht zu fallen. Er räusperte sich. Dann schluckte und hustete er und sagte schließlich: »Ich war zu Hause im Bett.«
    »War jemand bei Ihnen?«
    »Ja, meine Freundin, Glennis.«
    »Nennen Sie mir bitte ihre Telefonnummer.«
    Vier Minuten später hatte Ramsey Glennis Clark am Apparat, die als Kellnerin in der O-Straße im Stadtzentrum arbeitete. Ein paar Minuten lang unterhielt er sich leise, dann legte er auf. »Wenn Sie nicht über ausgezeichnete übersinnliche

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