Vergeben, nicht vergessen
kann.«
»Und dann drücken wir auf einen Knopf, und MAXINE verwandelt sich in den größten Geistesblitz der Welt«, versprach Sherlock lächelnd. »Während Dillon mit der Polizei redet, könnten wir bereits eine Liste der Einzelheiten erstellen, an die ihr euch noch erinnern könnt. Wohin wollte eurer Meinung nach Louey Santera fahren, wenn es ihm gelungen wäre, den Mercedes zu klauen?«
»Nirgendwohin«, sagte Molly. »So weit hat er gar nicht vo-rausgedacht. Er hatte Angst, und ihm sind die Nerven durchgegangen. Gelegentlich kam das bei ihm vor.«
»Dieses Mal war es tödlich«, bemerkte Ramsey. »Der arme Kerl.«
»Kein armer Kerl, wenn er es war, der Emmas Entführung eingefädelt hat«, entgegnete Molly bestimmt. »Wie können wir beweisen, ob er hinter der Sache gestanden hat?«
»Die Kontobewegungen verfolgen«, erwiderte Savich. »Ich werde einen Untersuchungsbefehl einholen, damit wir in alle finanziellen Transaktionen von Santera Einblick nehmen können. Dort wird man ausnahmslos immer fündig.«
»Dazu brauchen Sie keinen Untersuchungsbefehl. Ich werde die Unterlagen besorgen.« Mason Lord stand in der Küchentür, Gunther unmittelbar hinter seiner rechten Schulter.
»Mir wäre es lieber, wenn Sie in dieser Angelegenheit gar nichts unternehmen würden, Herr Lord«, erwiderte Savich. »Das ist unser Aufgabengebiet. Wir sollten es Stück für Stück erarbeiten, was zugegebenermaßen etwas länger dauern kann. Andererseits ist es rechtmäßig. In dieser Situation ist es nur von Vorteil, wenn man die Sache rechtmäßig angeht.«
»Ich kenne Loueys Steuerberater«, entgegnete Mason. »Ich werde persönlich mit ihm sprechen. Warren wird mir nur zu bereitwillig sein Wissen zur Verfügung stellen und mir jegliche Unterlagen zeigen, über die er verfügt. Warren war immer schon sehr nützlich und aufschlussreich.«
»Wissen Sie«, bemerkte Sherlock und musterte Mason Lord. Sie fragte sich, wie er sich so grundsätzlich von ihrem eigenen Vater unterscheiden konnte und ihm gleichzeitig so ähnlich sehen konnte. Beide waren einflussreich, standen jedoch auf gegenüberliegenden Seiten des Gesetzes. »Wenn Herr Lord ein so guter Bekannter von Herrn Santeras Steuerberater ist, ist das doch keine schlechte Sache. Was meint Richter Hunt dazu? Scheint dir das koscher genug zu sein? Oder würden Beweise aus einer solchen Quelle der Verteidigung die Möglichkeit der Berufung einräumen?«
»Das glaube ich kaum. Und warum auch nicht? Wir befinden uns hier in Herrn Lords Einflussbereich. Soll er doch für diesen Fall die Informationen zusammensuchen.« Er grinste Lord an. »Ich würde jedoch stark davon abraten, die Sache durch einen gewaltsamen Einbruch zu bewerkstelligen.«
In diesem Augenblick wurde Molly klar, dass ihr Vater steif wie ein Zinnsoldat dagestanden hatte. Jetzt spürte sie, wie er sich entspannte, wie sich seine aristokratischen Hände lockerten und sich die langen, schlanken Finger ausstreckten. Die Polizei begann ihn einzubeziehen. Sie wollten ihn dabeihaben. Er lächelte zwar nicht, das würde er niemals tun, aber etwas in seinem Gesichtsausdruck vermittelte eine sonst nicht existente Wärme.
Warren O’Dell hatte eine Vollglatze - vermutlich, weil er sich rasierte - und etwas von einem Werftarbeiter. Er entsprach also überhaupt nicht den gemeinhin verbreiteten Vorstellungen eines Steuerberaters. Immerhin trug er eine Metallbrille mit dünnem Rahmen und ähnelte Michael Jordan.
Beim Sprechen verrieten seine Zähne, dass er zu viel rauchte. An Fingern und Handflächen hatte er Schwielen. Er warf Ramsey nur einen flüchtigen Blick zu und konzentrierte sich ganz und gar auf Mason Lord. Dann sagte er plötzlich: »Ich kenne Sie« und starrte Ramsey an.
Ramsey lächelte. »Ich bin Ramsey Hunt.«
»Sie sind der Bundesanwalt aus Kalifornien, der über die Absperrung gesprungen ist und eine Reihe von Terroristen im eigenen Gerichtssaal niedergemäht hat.«
»So ist es gelaufen. Es waren aber nur wenige.«
Mason Lord räusperte sich, und plötzlich erblasste Warren O’Dell. »Äh, Sir«, sagte er, nickte mit dem Kopf und machte eine weit ausholende Handbewegung in Richtung einer weißen Sofagarnitur. »Bitte, setzen Sie sich doch. Ich bin schockiert über die Nachricht von Loueys Tod. Ich wollte Sie ohnehin schon anrufen.«
»Wollten Sie das, Warren?«, erkundigte sich Mason Lord. »Weswegen?«
Es war nur zu offensichtlich, dass Warren O’Dell die Hosen gestrichen voll hatte. Er stand
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