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Vergebliche Suche nach Gaby

Vergebliche Suche nach Gaby

Titel: Vergebliche Suche nach Gaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Dezember. Dieser Glockner hat verdammt
richtig vermutet. Aber er hat keinen Beweis. Ulrike hatte mir ja ein tolles
Alibi verschafft. Friede ihrer Asche.“ Ulrike Wagner war mit ihm verhandelt
gewesen, eine 43-jährige Friseuse, die sich vom Geld blenden ließ. Bruno hatte
Bedenken gehabt, ob sie auf Dauer ihre Lüge durchhalten würde. Doch ein
tragisches Schicksal nahm ihm die Sorge ab. Ulrike Wagner buchte einen
Südamerika-Urlaub und saß in der Charter-Maschine, die dort im Januar
abstürzte. Es gab Überlebende. Aber die Frau war nicht darunter.
    „Also doch!“, sagte Sigi durch
den Mundwinkel. „Mir hast du nichts gesagt. Bei mir hast du getan, als wärst du
pleite.“
    „Ich wollte dich nicht
reinziehen — zu der Zeit. Ich dachte, Glockner tanzt auch bei dir an und du
lügst dann überzeugender. Jetzt hätte ich’s dir ohnehin gesagt.“
    „Wieso plötzlich?“
    „Weil ich dich brauche, Sigi.
Die Kohle muss gewaschen werden. Sonst kann ich mir die Scheine aufs Klo
hängen.“
    „Stimmt.“ Sigi grinste. „Zum
Ausgeben hast du nicht mehr viel Zeit. Gerade mal anderthalb Jahre. Dann gibt’s
nur noch den Euro und DM-Banknoten sind nichts weiter als bedrucktes Papier.
Fast sechs Millionen hast du, hahah. Könntest dir zwölf Ferraris kaufen und
damit einen Gebrauchtwagen-Handel aufmachen.“
    „Idiot!“
    „Ist doch lustig. Schwimmst im
Geld und darfst nichts davon ausgeben. Sonst haben dich die Bullen an der
Hinterbacke. Und mit der Göre hast du jetzt auch noch ‘ne unliebsame Zeugin
gegen dich.“
    Bruno antwortete nicht. Er
starrte in sein Glas.
    Nach einer Weile sagte er: „Ich
muss das Geld anlegen. Und zwar so, dass ich den Bullen dabei nicht auffalle.
Immobilien, Autos oder große Wertsachen scheiden aus. Deshalb habe ich an Uhren
gedacht?“
    „Kuckucksuhren ? „
    „Hör auf mit deinen Witzen!
Armbanduhren, natürlich. Nobeluhren, aber nicht so nobel, dass ich später
darauf sitzen bleibe. 570 Uhren zu je 10 000 DM. Ja, die schaffe ich an. Kaufe
hier, kaufe dort. Und bei dir kann ich sie lagern. Später, wenn der verfluchte
Euro da ist und uns und diesen Kontinent ins Elend stürzt, mache ich die Runde
bei Antiquitäten-Händlern und verkaufe meine Neuuhren zum halben Preis. Wird
ein hartes Stück Arbeit. Aber mir bleibt wenigstens die Hälfte.“
    Sigi dachte nach und fummelte
an seinem Ohrring. „Vielleicht fällt uns noch was Besseres ein. Jetzt geht’s
vordringlich um das Mädchen. Wir müssen eine Entscheidung treffen.“
    „Man wird annehmen, die Bären
hätten sie erwischt.“
    „Zunächst ja. Aber bald wird
man das bezweifeln. Du bist sicher, dass es keinen Zeugen gibt?“
    „Die Noah-Straße war völlig
leer. Ich habe auch keinen Wagen gehört.“
    „Jeder Bulle wird nach ihr
suchen.“
    „Ist mir klar.“
    „Wenn sie frei kommt, bist du
geliefert. Sie darf niemals mehr zurück.“
    „Ist mir klar.“
    „Und?“
    „Das ist ja das Problem, Sigi. Ich
kann sie nicht einfach beseitigen. Das... ist eine Schwelle, über die ich nicht
rüber komme.“
    „Also lieber zehn Jahre Knast?“
    „Neiiiiiin!“ Sie muss
verschwinden.“
    Sigi nickte und ein kaltes
Grinsen breitete sich über sein Gesicht ohne die Augen zu berühren.
    „Meine Beziehungen in Belgien
betreffen ja nicht nur die Viecher. Meine Verbindungsleute betreiben auch
Menschenhandel. Sie haben sich auf Frauen aus Osteuropa spezialisiert — Frauen
fürs Rotlicht-Milieu. Die kannst du aus-beuten — besser geht’s nicht.
Verglichen mit denen sind die Arbeitssklaven früherer Zeiten aufmüpfig gewesen
wie organisierte Gewerkschaftler. Tja, und die Frauen können nicht jung genug
sein. Am besten ab 14.“
    „Schätze mal, so alt ist die
kleine Glockner. Außerdem ist sie bildhübsch.“
    Sigi nickte. „Für die erziele
ich einen tollen Preis. Mehr als für die beiden Braunbären.“
    „Wie meinst du das?“, fragte
Bruno verblüfft.
    „Na, dass die Viecher
abgeschossen werden — werden müssen, ist doch klar. Mit ‘nem Narkose-Pfeil kann
man bei dem dicken Pelz nicht viel ausrichten. Und die öffentliche Sicherheit
geht allemal vor. Da muss man die Bären opfern.“
    „Und du kriegst sie zur
Verwertung?“
    „Klar doch! Ich habe einen
Vertrag mit dem Zoo. Und mit anderen Zoos. Die Bären werden nicht im Zoo verfüttert,
sondern werden in exotischen Feinschmecker-Fresstempeln auf der Speisekarte
stehen.“ Sigis Grinsen wurde zur Grimasse. „Und im Moment besteht bei meinen
Kunden dringender Bedarf nach

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