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Vergebliche Suche nach Gaby

Vergebliche Suche nach Gaby

Titel: Vergebliche Suche nach Gaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Wohnraum und Bad standen offen. Tim wandte den
Blick ab, bevor ihm übel wurde.
    Nuballa stellte sich
grätschbeinig vor seine Küchentür, als müsse er sie verteidigen. Das
Feistgesicht glänzte jetzt etwas, leicht verschwitzt.
    „Um es kurz zu machen,
Nuballa“, sagte Tim. „Wir waren vorhin im Zoo, haben uns ein bisschen
rumgetrieben und sogar versteckt, weil wir beobachten wollten, was da so läuft
nach Toresschluss. Wir sind nämlich Reporter bei ‘ner Schülerzeitung und packen
heiße Eisen an. Was uns interessiert, ist: Werden die überzähligen Tierbabys
tatsächlich gemeuchelt? Oder sind sie dafür noch zu klein — will sagen: noch zu
putzig und interessant für die Besucher. Tja, zu diesem Thema konnten wir zwar
keine Beobachtung machen. Aber dafür haben wir was anderes gesehen.“
    Nuballa blieb ziemlich cool.
„Nämlich?“
    „Sie wissen, was wir meinen.“
    „Ich weiß gar nichts.“
    „Zwei Braunbären wurden aus
ihrem Gehege befreit. Einfach so rausgelassen. Wir dachten, wir spinnen. Aber
es war die blanke Wirklichkeit. Als die beiden Petze dann den Abflug machten
Richtung Noah-Straße, sind wir getürmt.“
    Schweigen.
    Klößchen hob eine Hand und zeigte
mit dem Finger auf Nuballa.
    Tim sagte: „Sie haben die Bären
rausgelassen, Mann. Wollen Sie geistige Umnachtung geltend machen? Oder wollten
Sie einfach mal sehen, wie das ist, wenn die Raubtiere Passanten anfallen? Oder
hat man Sie rausgeschmissen und das ist Ihre Rache?“
    Schweigen.
    Dann sagte Nuballa: „Habt ihr
euch das allein ausgedacht — oder hat jemand dabei geholfen?“
    „Wir haben es allein
beobachtet. Sie haben zwei Türen aufgebrochen. Damit der Verdacht auf sonst wen
fällt. Aber wenn wir der Polente ein Licht aufstecken, können Sie künftig im
Knast als Rattenpfleger tätig werden oder als Wärter für Kakerlaken und
Silberfischchen.“
    Nuballa zerrte die Mundwinkel
auseinander zu einem höhnischen Grinsen.
    „Ich glaube, ihr Schnuffis habt
euch vollgedröhnt. Wohl Halluzis, was? Aber nicht mit mir, ihr Bodenturner.“
    „Sehe ich aus wie ein Turner?“,
grinste Klößchen. „Eher wie ein Kassierer, was?“
    Tim nickte. „Es geht um Geld,
Nuballa. Geld oder Knast? Das ist jetzt Ihre Entscheidung. Wie viel können Sie locker
machen? Wir erwarten keine Million. Aber saftig was auf die Kralle. Das
Taschengeld reicht ja nicht hin und nicht her — bei den heutigen Preisen. Auch
unsereins hat Ansprüche. Ich brauche ein neues Mountainbike. Kostet 2200.“
    „Von mir kriegst du höchstens
einen Tritt in den Hintern.“
    Tim beobachtete ihn. Nuballa
schwitzte jetzt als hätte er nicht Bier, sondern Glühwein getrunken. Der Kerl
war verunsichert.
    Und nicht wegen irgendwas,
dachte Tim, sondern wegen der Bären. Speziell wegen denen. Nein, wir irren uns
nicht. Er hat sie rausgelassen.
    „Sagen wir 3000, Nuballa, und
wir schweigen wie das Grab, in dem Sie einst liegen werden. Sie können die
Summe auch abstottern. Aber darunter geht nichts. Wenn Sie weiter auf stur
schalten, verständigen wir die Polente. Klar?!“
    Neben dem Wandspiegel war eine
schmale Ablage — gerade breit genug für ein graues Telefon der vor-vorletzten
Generation, die beiden dickleibigen Telefonbücher der Millionenstadt und eine
beachtliche Staubschicht.
    Nuballa griff zum Hörer und
drehte sich dabei so, dass seine massige Figur den Apparat verdeckte.
    Allerdings — Tim rückte nur um
eine Handbreit zur Seite und sah im Flurspiegel genau, wie der Tierpfleger
wählte.
    „Das mit der Polizei“, meinte
er über die Schulter, „überlasst mal mir. Ihr... Bodenturner!“
    Er wählte. 9 191 077. Tim sah’s
so deutlich — Nuballa hätte die Zahlen auch aussprechen können.
    Und dann: „Halloooo! Ist dort
die Polizei? Die Polizei? Na, wunderbar! Mein Name ist Paul Nuballa. Ich
brauche Hilfe. Ich werde von zwei Jugendlichen bedroht. Und erpresst. Sie sind
in meine Wohnung eingedrungen. Sie behaupten, ich hätte im Noah-Zoo die beiden
Braunbären freigelassen. Widerrechtlich. Ich bin nämlich dort angestellt und
für die Bären zuständig. Als Tierwärter. Jawohl, Herr Inspektor. Meine Adresse?
Ach so. Also, das ist Weinreber-Straße 44. Vierter Stock, Wohnung 15.“

    9 191 077, überlegte Tim. Wen
ruft der um Hilfe?
    Im Hörer war eine Männerstimme.
Sie erwiderte. Sprach langsam. Aber Tim und Klößchen verstanden kein Wort.

18. Anruf
bei 9 191 077
     
    Siegfried Otterfeint war im
ersten Moment verblüfft, fast genarrt, als er Nuballas

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