Vergebliche Suche nach Gaby
Nicht
mal ein total Nikotinsüchtiger täte das. Außerdem stinken die so aus dem Hals —
ab zehn Fluppen aufwärts dass sich kein Mädchen, keine Frau von ihnen küssen
lässt.“
„Gott sei Dank! sind wir
Nichtraucher.“
Tim überlegte. „Den Kombi sehe
ich mir aus der Nähe an. Der passt hier nicht her. Er ist so postiert, dass die
Typen drin — ich glaube, es sind zwei — Siegfrieds Einfahrt im Blick haben. Das
ist verdächtig genug. Himmel, wo ist Karl?“
„Gib mir das Handy! Ich
versuch’s noch mal, während du auf Pirsch bist.“
Tim gab ihm den Apparat. Dann
glitt der TKKG-Häuptling dicht an den Hecken entlang.
Er befand sich auf derselben
Straßenseite wie der Kombi und hoffte, dass er nicht bemerkt wurde, wenn er
sich an den Wagen heran schlich. Der parkte in Fahrtrichtung, also in Front.
Aber falls es den Insassen um Otterfeint ging, war ihre Aufmerksamkeit auf die
Villa gerichtet.
Tim trug kein helles
Kleidungsstück und bewegte sich lautlos.
22. Bären-Besuch
In Niederdechseln-Oberulzbach,
einem Dorf von genau 461 Einwohnern, schlief man schon. War auch besser so,
denn für die Bauern war der Sonntag mit Pflichten angefüllt. Die Kühe mussten gemolken
werden. Niemand würde den Gottesdienst schwänzen. Und danach war im Gasthaus
Kartenspiel angesagt — mit etlichen Bierchen.
Niederdechseln-Oberulzbach
liegt 21 km von der TKKG-Stadtgrenze entfernt, südöstlich am Rande des
Waldgebiets, das hier endet. Hinterm Dorf dehnen sich Felder aus bis zum
Horizont.
Ein Bauerndorf. Aber auch
einige Städter haben hier ihre Anwesen errichtet wegen der gesunden Luft, der
frischen Landeier, den günstigen Grundstückspreisen und der nächtlichen Stille.
Frieder Stolkenhus war Manager
in einem Hightech-Unternehmen, war gestresst und liebte das Landleben als
Ausgleich für seine angespannten Nerven. Dietlinde, seine 29-jährige Ehefrau,
hasste das Landleben inzwischen und hätte sich ohne die fünfjährige Sarah als
grüne Witwe zu Tode gelangweilt. Sie war durch und durch Städterin, mochte
Shopping, schicke Läden und Boulevard-Cafés.
Beide Elternteile schliefen.
Wie alle andern im Dorf.
Nur Sarah nicht.
Sie hatte langes Blondhaar und
braune Augen. In dieser Nacht trug sie ein etwas zu langes Nachthemd, auf
dessen Saum sie mit nackten Füßen trat, obwohl man ihr eingeschärft hatte immer
die Hausschuhe zu nehmen.
Sie hatte ihre Lieblingspuppe
an sich gepresst und stürmte im Obergeschoss über den Flur.
Rein ins Eltern-Schlafzimmer. Die
Tür stieß an die Wand.
„Mami! Papi!“
Herr und Frau Stolkenhus
schreckten hoch. Der Manager war verwirrt. Er hatte von einer missglückten
Konferenz geträumt, bei der man nicht nur über seine Vorschläge gelacht hatte,
sondern auch über sein mangelndes Outfit, denn er trug keine Hosen.
Dietlinde war sofort munter.
Das Stimmchen ihrer Tochter hätte sie aus einem Koma gerissen.
„Mami! Papi! Ich fürchte mich
so.“
„Na, dann komm zu Mami ins Bett,
Schätzlein! Du darfst bei uns schlafen.“
„Nein! Die Bären kommen rein.“
„Du hast geträumt, Schätzlein“,
Dietlinde gähnte verhalten. „Aber jetzt ist der Traum vorbei.“
„Nein, ich habe nicht geträumt.
Die Bären sind im Garten. Der Mond hat sie gezeigt.“
„Das waren nur Schatten“, sagte
Frieder mit schwerer Zunge und sah zur Uhr.
„Nein, Papi! Zwei Bären. Ich
hab sie durchs Fenster gesehen. Erst nur den einen. Dann ist der Zweite durch
den Zaun gekommen. Sie sitzen am Fischteich und holen die Fische raus.“
Frieder hatte sich hinterm
Haus, waldseitig einen ziemlich großen Bioteich angelegt und hatte Fische
ausgesetzt: Stichlinge, Karpfen, Schleien und Rotaugen. Leider hatten sich auch
Wasserratten angesiedelt und — Spitzmäuse.
„Unsinn!“, sagte er — aber seine
Nackenhaare sträubten sich.
„Frieder!“ Dietlindes Stimme
klang wie eine verrostete Türangel. „Im Fernsehen... im örtlichen Sender...
vorhin kam doch die Meldung, dass zwei Bären aus dem Arche-Noah-Zoo...“
„Ich saß neben dir, als das
kam.“
Frieder sprang aus dem Bett,
hielt seine rutschende Pyjamahose fest und eilte hinaus. Frau und Tochter
folgten ihm.
Das Kinderzimmer lag rückseitig
wegen der Südwestlage und dem Blick auf Teich und Waldrand.
Kein Licht. Das Fenster war
geschlossen. Der Mond schien herein. Frieder blickte hinaus und seine Familie
postierte sich neben ihn.
Unten spiegelte sich Mondlicht
auf dem Teich. Er war von niedrigen Büschen umrandet. Zum Zaun hin
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